Kathrin Marotta gießt die Seifenmasse in Silikonförmchen und bestreut sie mit Weihrauch. Dann muss das Ganze langsam aushärten. Foto: Gottfried Stoppel

Kathrin Marotta hat das Hobby zum Beruf gemacht. Sie sagt, Seife mit ausschließlich natürlichen Inhaltsstoffen helfe Menschen mit Neurodermitis. Die Kunden können bei ihr in Cronhütte Kurse und Seminare belegen.

Kaisersbach - Im Kessel auf dem Ofen erwärmt Kathrin Marotta Öl, Natronlauge, Kräuter aus dem eigenen Garten und Honig von einem Imker aus dem Schwäbischen Wald. Die 37-jährige Mutter zweier kleiner Kinder hat lange als Bankfachwirtin gearbeitet, vor rund zehn Jahren hat sie angefangen, daheim in ihrer Hexenküche in einem uralten Haus in Kaisersbach-Cronhütte Seifen für ihren eigenen Bedarf zu sieden. „Aus schierer Verzweiflung“, wie sie erzählt. Kathrin Marotta leidet nämlich an Schuppenflechte und Neurodermitis. Und alle Mittel, die die Ärzte verschrieben hatten, halfen nicht richtig. Auch Cortison nicht.

Dann habe sie angefangen zu experimentieren. Wenn sie ausschließlich selbst hergestellte Seifen verwenden würde, dann, so überlegte sie, sei das für ihre Hautkrankheiten womöglich eine Lösung. Zunächst gab es jede Menge Fehlversuche: Einmal wurde die Seife viel zu hart, ihr Mann habe sie aus dem Topf meißeln müssen. Schließlich aber war sie am Ziel. Und manchmal verschenkte Kathrin Marotta Seifen an Freunde und Bekannte.

Weg vom stressigen Job bei der Bank

Weg vom stressigen Job bei der Bank, keine langen Wege mehr zur Arbeit – solche Gedanken hatte sie schon länger im Kopf gehabt. Im vergangenen Jahr hat sie dann das Seifemachen zu ihrem Haupterwerb gemacht, offiziell eröffnet hat sie ihre kleine Seifenmanufaktur im November. Sie stellt Seifen in allen möglichen Farben und Formen in Cronhütte im Haus Kronweg 15 her – deshalb lautet der Markenname Kronseifen.

Wenn Marotta Produktionstag hat, rührt sie lange im Topf mit der Seifenmasse, die nur ganz leicht auf 30 Grad erwärmt werden dürfe. „Jedes Grad mehr macht die Inhaltsstoffe kaputt“ – und auf genau diese kommt es ja an. Schließlich gießt sie die zähe Flüssigkeit in Silikonförmchen und bestreut sie mit Weihrauch aus dem Oman. Anschließend härtet die Seife genau 48 Stunden lang in einem auf 25 Grad temperierten Schrank ganz, ganz langsam aus.

Zufrieden mit dem neuen Leben

Im Onlineshop und im Lädle der Manufaktur, das immer freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet hat, kann man die Seifen erwerben. Sie sind nicht ganz billig. Die Rohstoffe von Produzenten, die sie fast alle persönlich kenne, seien halt recht teuer, erklärt Kathrin Marotta. Der Weihrauch zum Beispiel, der antiseptisch wirke. Und Krebszellen, sagt Marotta, „mögen Weihrauch gar nicht“. Seit sie hauptberuflich Seifen herstelle, verdiene sie weit weniger als früher bei der Bank. Aber sie sei dafür viel zufriedener mit ihrem Leben, sei immer in der Nähe der Kinder, habe aber „kein dickes Auto mehr, so wie früher“.

Sie wolle „was machen, was den Menschen und der Umwelt etwas bringt.“ Im vergangenen Jahr habe sie 46 Märkte und andere Veranstaltungen besucht, etwa die Stuttgarter Reisemesse CMT, ihre Seifen angeboten und ein „tolles Feedback“ von den Kunden bekommen – das sei ihr wichtiger als ein fettes Gehalt wie einst in der Finanzbranche. Die Kunden der Manufaktur können übrigens in Kursen und Seminaren lernen, selbst Seifen herzustellen.

Kathrin Marotta sagt aber auch: Wer so eine Manufaktur in der schwäbischen Provinz eröffne, müsse wohl „ein bisschen verrückt und Idealist sein“. Sie habe sich aber entschieden, nur noch mit Arbeit, die Spaß macht, Geld zu verdienen.