Der Einzelfahrschein in Ludwigsburg soll deutlich günstiger werden – doch es gibt Hürden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Einen Ein-Euro-Fahrschein nur für Ludwigsburg wird es nicht geben – der Verkehrsverbund Stuttgart hat errechnet, dass die Einnahmeausfälle gigantisch wären. Jetzt soll das Rathaus mit dem VVS Alternativen prüfen.

Ludwigsburg - Das Stadtticket ist tot, es lebe das Stadtticket. Der Bauausschuss hat die Verwaltung am Donnerstag beauftragt, mit dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) erneut in Verhandlungen über die Einführung eines Nahverkehrstarifs nur für Ludwigsburg einzusteigen. Das Ziel ist noch immer, die Preise für Einzelfahrscheine für Fahrten im Stadtgebiet zu senken. Von der ursprünglichen Intention – ein Ticket zum Preis von nur einem Euro – müssen die Fraktionen indes abrücken.

Bereits im Mai hatte der VVS der Stadt dargelegt, dass mit der Einführung eines solchen Sondertarifs die jährlichen Einnahmen durch Ticketverkäufe um voraussichtlich 2,5 Millionen Euro sinken würden – und diesen Verlust müsste die Stadt dem VVS ersetzen. Angesichts dessen hatte der Bürgermeister Michael Ilk schon damals gesagt, dass er „erhebliche Probleme“ habe, den Stadträten zu empfehlen, die Pläne weiter zu verfolgen.

Ein Stadtticket für 1,40 Euro?

Weiter verfolgt werden sie nun trotzdem, aber zu veränderten Konditionen. Das neue Schlagwort lautet: Minus-Ein-Euro-Ticket. Verhandelt werden soll über einen Tarif, mit dem Einzelfahrscheine einen Euro günstiger werden als heute. Derzeit kostet ein Einzelticket 2,40 Euro und berechtigt zu Fahrten in der gesamten Zone 34, also auch nach Kornwestheim, Remseck oder Möglingen. Das neue Ticket soll 1,40 Euro kosten, kann dann aber nur in Ludwigsburg genutzt werden.

Auf dieser Basis soll der VVS berechnen, wie groß die zu erwartenden Einnahmeverluste sind. Einfach ist das nicht, weil verschiedene, schwer kalkulierbare Faktoren zu berücksichtigen sind. So musste der VVS davon ausgehen, dass bei der Einführung eines Ein-Euro-Tickets Inhaber von Monats- oder Wochenkarten ihre Abos kündigen, weil der Kauf von Einzelfahrscheinen für sie günstiger geworden wäre. Dieser unerwünschte Nebeneffekt – der Verkehrsplaner Sascha Behnsen sprach von einem Kannibalisierungseffekt – soll unbedingt verhindert werden. Durchaus denkbar also, dass das rabattierte Stadtticket nicht 1,40 Euro, sondern 1,50 Euro oder noch ein bisschen mehr kosten muss, damit sich für Abonnenten der Wechsel nicht lohnt.

Kritik an mangelndem Engagement der Verwaltung

Wegen dieser Problematik hatte Behnsen in der Sitzung vorgeschlagen, statt der Einzelfahrscheine die Monatstickets zu subventionieren, was aber auf wenig Resonanz stieß. Den Fraktionen geht es vor allem darum, Gelegenheitsfahrer zum Umstieg auf den ÖPNV zu animieren. „Dafür brauchen wir den günstigen Einzelfahrschein, das ist Konsens“, sagt der Grünen-Stadtrat Markus Gericke.

Im Herbst wird die Verwaltung im Bauausschuss das Ergebnis der Verhandlungen mit dem VVS präsentieren. Zuletzt hatten einzelne Stadträte kritisiert, das Rathaus treibe das Vorhaben nicht mit dem nötigen Engagement voran, auch am Donnerstag wurden entsprechende Vorwürfe laut. Bürgermeister Ilk weist das zurück: „Wir wissen, wie wichtig dem Gremium dieses Thema ist – und wir sind willens, zu einer Lösung zu kommen“, versichert er.