Auf der Feuerbacher Heide dienen riesige Steinhaufen als Ausweichquartier für Eidechsen aus dem Neckartal – doch für alle ist hier kein Platz. Foto: Lichtgut-Oliver Willikonsky

Mauereidechsen sind streng geschützt. Doch in Stuttgart zeichnet sich eine Ausnahme davon ab. Eine Entscheidung, die eine grün geführte Landesregierung ins Dilemma stürzt.

Stuttgart - Die Lage ist festgefahren. Die Bahn muss für das Projekt Stuttgart 21 weitere 5000 Eidechsen umsiedeln. Und das innerhalb der Stadt und direkt angrenzender Gebiete. Nach jahrelanger Suche steht fest: Die nötigen Flächen findet sie nicht. Wo auch immer geprüft worden ist, gab es bereits Eidechsen oder andere Gründe standen einer Umsiedlung im Weg.

Doch die Zeit drängt. Denn noch immer fehlt die Baugenehmigung für den künftigen Abstellbahnhof in Untertürkheim, wo die Tiere bisher leben. Nach diversen Änderungen will die Bahn die Unterlagen demnächst einreichen. Darin muss auch der Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung vom Naturschutzgesetz enthalten sein. Die wird aber nur erteilt, wenn die Naturschutzbehörden einer Umsiedlung in andere Teile des Landes oder gar einer Tötung der Eidechsen zustimmen. Darüber führen die Beteiligten schwierige Gespräche.

Eine Entscheidung dürfte einer grün geführten Landesregierung und ihren Behörden großes Kopfzerbrechen bereiten. Sie sitzen in der Zwickmühle. Lehnt man eine Ausnahme ab, steckt das Projekt Stuttgart 21, bei dem das Land ja Partner ist, in einer weiteren Sackgasse – mit ungeahnten Folgen. Stimmt man zu, ziehen 5000 Eidechsen in Gebiete um, in denen sie laut Naturschutzkriterien nichts zu suchen haben. Oder sie bleiben einfach da, wo sie sind, wenn die Bagger anrollen – mit allen Folgen. Von der Entscheidung der Behörden hängt also einiges ab. Das gilt im übrigen auch für die Stadt Stuttgart. Die will schließlich irgendwann einmal große Bahnflächen bebauen. Wer dort bereits wohnt, steht jetzt schon fest: Tausende Eidechsen.

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