Die Tierarzthelferin Fabienne Widera ist Eichhörnchen-Expertin. Ganz viele Bilder ihrer possierlichen Tierchen gibt es in unserer Fotostrecke. Foto: Eveline Blohmer

Fabienne Widera hat ein Auge auf Eichhörnchen, denen es nicht gut geht. Im Hoffeld päppelt die 25-jährige Tierarzthelferin die possierlichen Tierchen wieder auf.

Hoffeld - Eichhörnchen, die aus dem Kobel fallen und gerettet werden, haben Glück. Eichhörnchen, die dann bei Fabienne Widera landen, sind wahre Glückspelze: In liebevollere Hände können die putzigen Nager kaum kommen. Seit vier Jahren kümmert sich die 25-Jährige in ihrem Zuhause im Hoffeld um hilfsbedürftige Eichhörnchen. Sie ist die Eichhörnchenhilfe Stuttgart – und behandelt die Hörnchen, als wären sie ihre Kinder.

Die Hörnchen werden wieder ausgesetzt

Anton, Bonnie, Cleo und Dobbi sind quasi kurz vor der Pubertät. Sie tollen durch die Auswilderungsvoliere im Garten und halten nur hin und wieder inne, um einen Pilz oder eine Karottenscheibe zu futtern oder den zweibeinigen Besuchern neugierig die Köpfchen entgegenzurecken. „Irgendwann wollen die nichts mehr von mir wissen“, sagt Widera. Und das sei auch gut so, denn zum einen würden die Hörnchen irgendwann wild und müssten zurück in die Freiheit – und zum anderen sei sie irgendwann auch recht froh, wenn sie gehen. Denn mit kleinen Eichhörnchen verhält es sich offenbar wie mit kleinen Menschen: Sie sind oft hinreißend – und häufig anstrengend. „Es ist schon kräftezehrend“, sagt Widera und erzählt, dass „die Kleinen“ alle zwei bis drei Stunden gefüttert werden müssen, Tag und Nacht. Das kann bei vier Eichhörnchen dann schon mal eine Stunde dauern. Dass jemand das neben der Vollzeit-Berufstätigkeit auf sich nimmt, ist trotz der schwarzen Knopfäuglein der possierlichen Eichhörnchen schon viel Tierliebe nötig.

An der hat es der Tierarzthelferin noch nie gemangelt. Sie teilt sie glücklicherweise mit ihrer Familie: Wenn sie mal im Urlaub ist, hat sie „eine ganz tolle Mama, die sang- und klanglos die Pflege meiner Tiere übernimmt“, erzählt Widera. Sie ist übrigens, um im Bild zu bleiben, keine alleinerziehende Eichhörnchen-Pflegemama: „Wenn mein Freund Frühschicht hat, macht er die Milch für die Hörnchen warm. Oder er spielt mal Hörnchentaxi, und er erledigt die handwerklichen Arbeiten.“ Medizinische Hilfe und Medikamente bekommt sie bei Bedarf von ihrer Chefin, einer Degerlocher Tierärztin.

Raben bedeuten Lebensgefahr

Die Frage, warum Eichhörnchen denn überhaupt rettender Hände bedürfen, erklärt Widera erst einmal mit ihrer Nützlichkeit für Mensch und Umwelt: „Wir müssen uns vor Augen führen, was sie für uns machen“, sagt sie und erklärt, dass aus den Nüssen, die die offenbar sehr vergesslichen Tiere nicht wiederfinden, Bäume wachsen. In lebensgefährliche Situationen kommen Eichhörnchen laut Widera beispielsweise durch Feinde wie Raben, die Kobel ausräumen. Die vier rotfelligen Gesellen, die gerade quietschvergnügt durch den geräumigen Käfig mit Klappe sausen, haben das erlebt. „Für die Hörnchen muss es ein wahnsinniges Trauma sein: aus dem Nest raus, weg von der Mama, auf den Asphalt geknallt“, spricht die Tier-Empathie aus der jungen Frau.

Anton, Bonnie, Cleo und Dobbi wurden am Ostersonntag zu ihr gebracht. Oft würden Eichhörnchen aber auch nicht gerettet, weil viele Menschen Angst hätten, die Nager hätten Tollwut. „Aber außer Flöhen oder Zecken ist nichts Gefährliches an ihnen – es gibt keinen Grund, sie nicht anzufassen“, sagt Widera und räumt gleich auch noch mit dem Vorurteil auf, die schwarzen Eichhörnchen seien gefährlich für die einheimischen: „Die Fellfarben sind einfach unterschiedlich. Viele verwechseln das mit Grauhörnchen, die einen Virus haben, mit dem unsere nicht klarkommen. Aber die gibt es bei uns nicht – noch nicht.“

Fabienne Widera hat sich, seit sie die Eichhörnchen-Station von ihrer Vorgängerin übernommen hat, zur Expertin gemausert. Auch mit Hilfe des großen Netzes, das es inzwischen in Baden-Württemberg an Eichhörnchen-Stationen gebe.

Ohne gewisse Kenntnisse geht es nicht

Eine solche kann aber nicht jeder aufmachen, aus rechtlichen Gründen, aber schon allein, weil es ohne gewisse Kenntnisse über die richtige Haltung, Fütterung und Pflege in 99 Prozent schiefginge, wie Widera sagt.

Wer ein verletztes Eichhörnchen finde, sollte deshalb auch nicht versuchen, es selbst wieder aufzupäppeln, sondern es in fachkundige Hände übergeben. Allerdings nach einer adäquaten Erstversorgung: in ein Handtuch oder ähnliches wickeln, schauen, dass das Tier etwas mehr als handwarm ist und in einer dunklen, kuschligen Transportbox ans Tierheim, den Tiernotdienst oder eben zu einer Eichhörnchen-Station bringen. „Und dann braucht es ganz viel Liebe und Zeit“, sagt Fabienne Widera und wirft ihren wilden Vieren den milden Blick einer Mutter zu.

Noch mehr Hörnchen-Bilder

Wer gar nicht genug bekommen kann vom Anblick putziger Eichhörnchen, findet hier noch mehr Bilder.