Das Waldheim in Riedenberg hat den Eichenhain fest in seinem Konzept eingeplant. Nun ist fraglich, ob es so weitergehen kann. Foto: Archiv Judith

Fürs Waldheim ist es ein Schlag: Das Amt für Umweltschutz will untersagen, dass Betreuer und Kinder während der Ferien im Eichenhain in Stuttgart-Sillenbuch Zeit verbringen.

Sillenbuch - Die Pfingstferien sind zwar schon in Sicht. Diejenigen Ferien, auf die indes besonders viele Kinder in Sillenbuch warten, sind die großen im Sommer. 400 von ihnen verbringen dann unterhaltsame Wochen in Riedenberg. Das Parkheim an der Eichenparkstraße ist seit den 1950ern die Heimat des Ferienwaldheims der evangelischen Kirchengemeinde Sillenbuch. Immer in den Sommerferien finden die Freizeiten statt. Nahezu 100 Ehrenamtliche betreuen und verköstigen die Mädchen und Jungen.

Doch nun ist der Ablauf in der Form, wie man ihn seit rund 70 Jahren kennt, in Gefahr. Denn seit Jahr und Tag binden die Organisatoren den nahen Eichenhain in ihr Programm ein. Dort wird gespielt, und vor allem verbringen Kinder und Betreuer bei schönem Wetter ihre Mittagspausen auf Decken. Dem will das städtische Amt für Umweltschutz nun aber einen Riegel vorschieben.

Lärm und Erschütterungen sind verboten

Fakt ist: Der Eichenhain ist ein Naturschutzgebiet. Obwohl das in Sillenbuch wenige Leute zu scheren scheint, sind grundsätzlich sämtliche Handlungen verboten, die zu einer Beschädigung, Beeinträchtigung, Veränderung oder nachhaltigen Störung des Schutzgebietes führen können. Dazu gehören etwa das Gassiführen ohne Leine, das Radeln und Spazieren abseits der Wege, aber eben auch das Verursachen von Lärm und Erschütterungen sowie das Lagern – dies trifft auf die Picknicks der Waldheimkinder zu. „Den Begriff des Lagerns legen sie streng aus“, sagt Klaus Offterdinger, der Vorsitzende des Sillenbucher Kirchengemeinderats.

Er und andere Personen aus dem Kirchenteam haben sich daher in der jüngsten Sitzung hilfesuchend an den Bezirksbeirat und die anwesenden Betreuungsstadträte gewandt. Nach ihrer Ansicht ist das Waldheim in Gefahr. „Das Verbot stellt eine unzumutbare Erschwernis dar, das trifft uns ins Mark“, klagte Klaus Offterdinger, und immerhin belegten nach seinen Berechnungen die Kinder nur etwa ein Prozent der Fläche des Gebiets für maximal drei Stunden am Tag.

Funktioniert vielleicht ein Kompromiss?

Losgetreten hatte die ganze Misere demnach die Beschwerde eines Gärtners im vergangenen Jahr, der nach dem Rausschmiss der Schäferin den Magerrasen mähen sollte – aber wegen spielender Kinder nicht konnte. Ende des vergangenen Jahres war dann die Stadt auf die Veranstalter der Ferienbetreuung zugekommen. Kompromissvorschläge seitens der Kirchengemeinde – den Naturschutz ins Ferienprogramm thematisch zu integrieren oder nur Teile der Gruppen ins Gebiet zu lassen – seien laut Klaus Offterdinger gescheitert. Die Aufregung ist groß. „Ein Waldheim ohne Eichenhain ist nicht möglich“, findet der Kirchenpfleger Peter Engel. „Die Kinder kommen gerade wegen des Eichenhains.“ Die etwa einen Kilometer entfernte Wiese am Ilse-Beate-Jäkel-Weg, die die Stadt stattdessen ins Spiel gebracht hat, hält das Waldheim-Team indes für keine Alternative.

Die Sillenbucher Bezirksbeiräte haben ihre Unterstützung angekündigt. „Ich denke, die meisten sehen es genauso: Das hat 70 Jahre funktioniert, und ich sehe keine bleibenden Schäden“, sagte Philipp Kordowich (CDU) im Namen des Gremiums. Man werde sich zeitnah abstimmen. Eine Tür hat die Stadt den Waldheimlern offengelassen: Sie sollen beim Regierungspräsidium Stuttgart als übergeordnete Naturschutzbehörde einen Antrag auf Befreiung stellen. Sechs Wochen, hat Klaus Offterdinger erfahren, werde die Bearbeitung eines solchen Antrags dauern, der Ausgang sei jedoch ungewiss. Ende Juli sollen allerdings schon die ersten Kinder ihren Waldheimaufenthalt beginnen. Er sagt: „Wir sind auf Einigung aus.“