Der Sozialamtsleiter Stefan Spatz (links) und Axel Wolf vom Liegenschaftsamt haben im Bezirksbeirat berichtet. Foto: Alexandra Kratz

Die Möhringer Lokalpolitiker haben denkbar knapp mit acht zu acht Stimmen gegen die am Ehrlichweg geplanten Systembauten für Flüchtlinge votiert.

Fasanenhof - Wo einst die Außenstelle der Fasanenhofschule war, sind vier Systembauten geplant. Das Grundstück gehört der Stadt und ist circa 10 000 Quadratmeter groß. Von Sommer 2016 an könnten dort 321 Flüchtlinge unterkommen. Die Häuser sollen zunächst für fünf Jahre genehmigt werden. Mit der Option, diese Genehmigung dann noch einmal für weitere fünf Jahre zu verlängern.

Als das öffentlich wurde, spürte Jürgen Lohmann gleich „eine gewisse Unruhe“ im Stadtteil. So formulierte es der Möhringer Bezirksvorsteher am Mittwochabend in der Sitzung des Bezirksbeirats. Er sprach mit Vertretern des Bürgervereins, der Schulen und der Kirchengemeinden. Das Ergebnis: am 28. Oktober gibt es eine Infoveranstaltung für die Bürger. Das Ziel sei es, sagte Lohmann, dass sich auch auf dem Fasanenhof ein Freundeskreis gründet.

Stefan Spatz lobt die „Willkommenskultur“

„Das Ehrenamt ist das Pfund, mit dem wir in Stuttgart wuchern können“, lobte auch der Sozialamtsleiter Stefan Spatz die „Willkommenskultur“ in Möhringen. Zusammen mit Axel Wolf vom Liegenschaftsamt war er in die Bezirksbeiratssitzung gekommen, um aktuelle Zahlen und die Pläne der Stadt für das Areal am Ehrlichweg vorzustellen. Demnach werden in Stuttgart bis Jahresende etwa 8000 Flüchtlinge in 98 Unterkünften in 22 Stadtbezirken leben. Angesichts dessen will die Stadt am Ehrlichweg gleich vier Systembauten aufstellen. „Wir müssen den Platz optimal nutzen“, sagte Axel Wolf.

Eigentlich sollte auf dem Grundstück im Zuge einer Nachverdichtung eine Kita, ein Spielplatz oder etwas Ähnliches entstehen. Das ist nun vorerst nicht mehr möglich. Das stieß insbesondere der CDU sauer auf. „Das ist eine Konkurrenzsituation, die wir so nicht hinnehmen wollen“, sagte Fred Wagner. Es sei schwieriger denn je, bezahlbaren Wohnraum zu finden, ergänzte der CDU-Politiker. Darum könne seine Fraktion nicht zustimmen. Wagner schlug vor, auf der Fläche lediglich Container aufzustellen. Denn diese könnten schneller wieder entfernt werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

SPD und Grüne sind dafür

Die SPD sah es anders. „Wir müssen und wir wollen uns dieser schwierigen Situation stellen“, sagte Dieter Bernhardt. Allen sei klar gewesen, dass noch mehr Flüchtlingsunterkünfte gebraucht werden. „Der Platz am Ehrlichweg sollte für diese Bauten genutzt werden. Wir stellen uns hinter dieses Vorhaben“, sagte Bernhardt. Er forderte die Menschen auf dem Fasanenhof auf, die Flüchtlinge dann auch willkommen zu heißen. „Wir können nicht nur irgendwelche Bauten hinstellen, sondern brauchen auch eine gute Betreuung der Menschen.“

Die Grünen sahen es ähnlich. „Es gibt nur wenige Flächen, die zur Verfügung stehen. Daher unterstützen wir es, dass der Stuttgarter Weg auf der Fläche am Ehrlichweg fortgesetzt wird. Uns wurde auch noch von Niemandem ein alternatives Grundstück genannt“, so Hartmut Ellinger. Auch er appellierte an die Menschen, „mögliche Härten mitzutragen“. Etwas verwundert zeigte er sich darüber, dass die CDU ausgerechnet mit einer Wohnbebauung gegen neue Unterkünfte argumentierte. Denn auf diesen Vorschlag habe die CDU damals „auch nicht so positiv reagiert“.

Die Entscheidung fällt der Gemeinderat

Tanja Bachmann (FDP) machte kurz und knapp klar, dass ihre Partei die Flüchtlingsunterkünfte am Ehrlichweg ablehne. Denn vier Systembauten seien zu viel für die vergleichsweise kleine Fläche, sagte sie.

Die Diskussion blieb sachlich, auch wenn sich CDU und Grüne einen kurzen Schlagabtausch lieferten. Nach knapp einer Stunde stimmten die Lokalpolitiker ab: Sie votierten mit acht Ja- und acht Nein-Stimmen gegen die neuen Flüchtlingsunterkünfte am Ehrlichweg. Die Entscheidung fällt aber der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag, 29. Oktober.