Ralf Schreiner liefert für die Diakonie Stetten ehrenamtlich Essen aus. Foto: Diakonie Stetten

Zwei Mitarbeiter der Firma Porsche haben das Alexander-Stift der Diakonie Stetten unterstützt und zwei Wochen lang Essen an Seniorenheime im Rems-Murr-Kreis ausgeliefert. Sie wollen mit der Einrichtung in Kontakt bleiben und erneut helfen, falls sich eine Gelegenheit ergibt.

Kernen - Für Ralf Schreiner war es ein prägendes Erlebnis: „Das hat meinen Blickwinkel verändert“, sagt er über sein ehrenamtliches Engagement für die Diakonie Stetten in Zeiten der Corona-Pandemie. Der 53-Jährige aus Erdmannhausen arbeitet als Lieferkettenverantwortlicher bei Porsche Classic und ist über das Intranet seines Arbeitgebers auf die Aktion „Porsche hilft“ aufmerksam geworden. Damit will der Automobilhersteller in der Corona-Krise Soforthilfe leisten.

„Viele Kolleginnen und Kollegen sind auf uns zugekommen und wollten sich beispielsweise in der Phase der Kurzarbeit ehrenamtlich engagieren. Wir haben Einrichtungen gezielt abtelefoniert an unseren Standorten, ob sie Unterstützung benötigen. Manche haben sich auch direkt bei uns gemeldet“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens. So sei innerhalb kürzester Zeit die Vermittlungsplattform im Porsche-Intranet erstellt worden.

Großer Personalengpass

Ralf Schreiner war einer der Mitarbeiter, die sich auf der Plattform gemeldet haben. „Mir war eigentlich egal, was es ist, solange es etwas Sinnvolles ist“, sagt er. Einen Tag später habe er eine Antwort vom Alexander-Stift der Diakonie Stetten erhalten. Dort waren zeitgleich drei Köche und eine hauswirtschaftliche Hilfskraft vorsorglich in Quarantäne, da sie Kontakt zu einem infizierten Mitarbeiter gehabt hatten. „Da wir in fast allen unseren Seniorenwohnheimen selbst kochen, bedeutete das einen großen personellen Engpass“, sagt Regina Bürkle, die Leiterin der Alexander-Stift Service GmbH.

Weil die Zentralküche der Diakonie Stetten Kapazitäten frei habe, da sie momentan keine Schulen und Kitas beliefere, sei es möglich gewesen, dass die Seniorenheime von dort ihre Mahlzeiten bekommen. Allerdings hätte das Personal, das für den Transport der Mahlzeiten hätte eingesetzt werden müssen, an anderer Stelle gefehlt.

Tour zu drei Seniorenheimen

Und so fuhren Ralf Schreiner und Stéphanie Schandlong, die als Projektleiterin für technisches Gebäudemanagement bei Porsche arbeitet und in Waiblingen wohnt, drei bis vier Stunden täglich Essen an drei Seniorenwohnheime in Berglen, Urbach und Rudersberg aus. „Außer an Sonn- und Feiertagen“, sagt Schreiner, der während seines ausgefallenen Osterurlaubs viel Zeit hatte.

Schandlong hatte durch Homeoffice und den Abbau von Resturlaub mehr freie Zeit als sonst. Die Familie der 32-Jährigen lebt im Elsass, einer der am stärksten von der Pandemie betroffenen Regionen Frankreichs. Ihr Bruder und ihre Schwägerin sind im medizinischen und pflegerischen Bereich tätig. „Ihre Berichte über die Lage dort haben mich sensibilisiert“, sagt sie. Deshalb wollte sie helfen.

Strikte Abstandsregeln

In den Pflegeheimen seien sie immer sehr freundlich empfangen worden – obwohl jeglicher direkter Kontakt strikt vermieden wurde. „Wir haben den Rollcontainer mit dem Essen vor die Tür geschoben, sind auf Abstand gegangen, dann hat das Personal ihn geholt, den leeren Container vom Vortag rausgebracht und wir haben ihn mitgenommen“, beschreibt Schreiner das Prozedere. Er habe gehofft, noch mehr tun zu können – „weil mir diese alten Leute so unglaublich leid tun.“ Doch derzeit gilt in den Heimen ein Besuchsverbot zum Schutz der Bewohner vor dem Coronavirus.

Stéphanie Schandlong und Ralf Schreiner wollen aber mit der Diakonie Stetten in Kontakt bleiben, sie können sich gut vorstellen, wieder zu helfen, wenn Bedarf besteht. „In unseren Augen war es etwas Kleines“, sagt Schandlong über das zweiwöchige Engagement. „Aber jede kleine Geste kann eine große Unterstützung sein“, betont sie.