Holger Kappich will den See Ende nächsten Jahres wieder fluten lassen. Zuvor muss der Schlamm abtransportiert werden. Foto: factum/Granville

Der Maurener See wird in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Die Firma Bosch trägt die Kosten von 250 000 Euro. Sie muss für einen Öko-Ausgleich sorgen, weil sie für ihr Forschungszentrum Wiesen und Waldflächen beansprucht hat.

Ehningen - Holger Kappich steht im Maurener Tal in einer Schlammlandschaft. „Hier werden wir wieder einen See anlegen“, sagt der 52 Jahre alte Diplom-Hydrologe. Er steht in Diensten eines Stuttgarter Landschaftsarchitektenbüros, das für die Firma Bosch eine so genannte Renaturierungsmaßnahme vornimmt. Der See wird als Naturdenkmal eingestuft. Laut den Überlieferungen existierte er bereits zu jener Zeit, als im nahe gelegenen Zisterzienserkloster Bebenhausen im heutigen Landkreis Tübingen noch Mönche lebten, die in dem Gewässer wohl gefischt haben.

Der See war durchschnittlich nur noch einen Meter tief

Belegt ist das nicht, aber schon damals könnten sich im Maurener See Karpfen getummelt haben. „Wir haben 60 bis 70 Zentimeter große Exemplare herausgezogen“, sagt Kappich, „und auch einige Hechte“. Außerdem Tausende von kleinen Fischen, darunter Rotaugen, Rotfedern und Moderlieschen. Die Fischfreunde der Vereine in Ehningen und Herrenberg holten sie aus dem total verschlammten See, der durchschnittlich nur noch etwa einen Meter tief war. Amphibien habe es so wie keine mehr gegeben, berichtet der Wasserfachmann Kappich, also hatten die Tiere nicht mehr genügend zu fressen.

Außerdem sei der See fast „am Umkippen“ gewesen. „Als wir ihn abgelassen haben, hat es gestunken wie Waschmaschinenlauge“, erinnert sich Kappich. Die Sauerstoffkonzentration des Wassers war drastisch gesunken, das Wasser enthielt Algen und Bakterien. Es ist nicht ganz klar, woher diese Belastung kam. Aber wahrscheinlich hatten das Laub der Bäume und Büsche am Seeufer zu diesem Zustand beigetragen. Sicher waren die Fischer auch gerade noch rechtzeitig gekommen, um ein Tiersterben in dem 1400 Quadratmeter großen Gewässer zu verhindern.

Bosch investiert bisher zwei Millionen Euro

Die Idee, den See ökologisch wieder auf Vordermann zu bringen, entstand im Zuge des Neubaus der Firma Bosch in Renningen-Malmsheim. Für ihr neues Forschungs- und Entwicklungszentrum benötigte sie auch 43 Hektar Wiesen- und Waldflächen. Der Gesetzgeber schreibt dafür umfassende Öko-Ausgleichsmaßnahmen vor. Drei Viertel der Dächer auf dem neuen Firmencampus wurden begrünt, außerdem pflanzten Landschaftsgärtner 700 Bäume. In Weissach ließ Bosch den Strudelbach renaturieren, in Renningen ein Waldstück aufforsten. Es wurden Feuchtbiotope angelegt und zwischen Grafenau-Dätzingen und Aidlingen Schutzzäune für Amphibien errichtet. Alles in allem investiert das Weltunternehmen dafür bisher zwei Millionen Euro. Allein 250 000 Euro kosten die Arbeiten am Maurener See.

Wanderer finden leicht dorthin, der See liegt an der Kreisstraße zwischen Holzgerlingen und Ehningen unweit des Hofguts Mauren. Über den Mauerresten des einstigen Maurener Schlosses wohnt in modernen Bungalows die Familie Krohmer. Ihnen gehört der See, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ernst Krohmer ist ob der Rettung des Naturdenkmals froh: „Auch die Allgemeinheit hat etwas davon.“

Im Frühjahr 2020 kommen neue Fische in den See

Ende nächsten Jahres soll der See aus einem Seitenarm der Würm wieder geflutet werden. Zuvor sind Schlammhäufen abzutragen. Sie werden wahrscheinlich auf den Äckern der Landwirte in der Umgebung verteilt. „Wir haben den Schlamm untersucht und sind auf keine Schwermetalle oder auf eine andere Belastung gestoßen“, berichtet Kappich. Zudem wird das Unterholz am Seeufer gerodet und der eine oder andere Baum gefällt. In einem Wassergraben wurden Steinkrebse gefunden, deren Refugium ebenfalls hergerichtet wird. „Im Frühjahr 2020“, sagt Kappich, „kommen neue Fische in den See.“

Naturschützer kümmern sich um den Eisweiher in Nufringen

Vorhaben:
  Im Kreis Böblingen gibt es nur wenig Seen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt möchte deshalb darauf hinwirken, dass die bestehenden Gewässer gepflegt und aufgewertet werden. Die Gemeinde Nufringen etwa erstellt einen Biotop-Entwicklungsplan. Dazu gehört der Nufringer Eisweiher.

Biotopverbund: 
Der Maurener See liegt innerhalb des Plans für den Biotopverbund der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Ihm wird als Rückzugsraum für wild lebende Tiere und auch für Pflanzen eine besondere Bedeutung zugemessen. Dies gilt auch für die Krebsbachauen in Gärtringen-Rohrau, wo sich ein Kiebitz-Habitat befindet. Die Tiere finden in einem angelegten Tümpel Insekten und deren Larven, von denen sie sich ernähren. Auch Wechselkröten und Laubfrösche siedelten sich an (Nähere Informationen unter https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/biotopverbund).