Die Neonazis posierten auch vor der Zeppelintribüne, auf der Einst Adolf Hitler seine Reden hielt. Foto: dpa

Neonazis halten einen Fackelmarsch auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ab - wo sich einst Hitler für seine Massenpropaganda inszenierte. Politiker und Verfassungsschutz sehen darin eine neue Qualität rechtsextremer Aktionen.

Nürnberg - Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) hat eine Versammlung von Neonazis auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände scharf verurteilt. Der Aufmarsch sei widerlich, inakzeptabel und von niemandem in irgendeiner Form genehmigt worden, sagte Maly am Dienstag in Nürnberg. „Die Staatsanwaltschaft prüft im Moment, ob der Tatbestand der Volksverhetzung vorliegt.“ Das Abhalten einer unerlaubten Versammlung sei erstmal nur eine Ordnungswidrigkeit und kein Straftatbestand.

Nach Platzverweis erneut aufmarschiert

Dem Polizeipräsidium Mittelfranken zufolge waren vergangenen Samstagabend 18 Rechtsextremisten zunächst vor einer Flüchtlingsunterkunft in Nürnberg-Langwasser aufmarschiert. Die Gruppe habe aus Anhängern der NPD und der Gruppe „Wodans Erben Germanien“ bestanden. Die Polizei habe deren Identitäten festgestellt und von ihnen Bildaufnahmen gemacht, weil die Versammlung nicht angemeldet gewesen sei. Den Teilnehmern wurde schließlich ein Platzverweis ausgesprochen. Daraufhin zogen sie sich zurück.

Als die Polizei abgezogen war, sammelten sich die Neonazis erneut und marschierten mit angezündeten Fackeln zum ehemaligen Reichsparteitagsgelände, wo die Nationalsozialisten einst ihre Massenveranstaltungen abgehalten hatten. Dort posierten sie auch auf der Zeppelintribüne, von der in den 1930er Jahren Adolf Hitler gesprochen hatte.

Polizei gesteht Fehler ein

„Es ist eine Erscheinung, die uns alarmieren muss - in ganz Deutschland und natürlich speziell auch in Nürnberg, dass mit solchen Symbolen an solchen Orten gearbeitet wird“, sagte Bürgermeister Maly.

Die Polizei teilte mit: „Der Fortgang des Geschehens wurde nicht ausreichend erkannt.“ Insofern sei es bedauerlich, „dass trotz der präventiven polizeilichen Maßnahmen eine rechtsgerichtete Gruppierung den historisch belasteten Ort für ihre Propagandazwecke missbrauchte.“ Von dem Fackelzug kursierte im Internet ein Video.

Nach Angaben des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz handelt es sich bei „Wodans Erben Germanien“ um eine rechtsextremistische Gruppierung. Diese organisierte demnach zuvor mehrere Patrouillen im Sinne einer „Bürgerwehr“. Der Fackelmarsch am ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgelände der NSDAP sei jedoch eine neue Qualität, sagte ein Sprecher. „Hier ist von einer bewussten Anlehnung an den historischen Nationalsozialismus auszugehen.“ Auffällig sei der erstmalige öffentliche Schulterschluss von „Wodans Erben“ mit NPD-Anhängern.