Jerome Kiesewetter im VfB-Dress Foto: Baumann/Julia Rahn

Es geht los, es wird ernst für Inter Miami. Die Major League Soccer startet in die Saison – mit dem neuen Club, hinter dem vor allem die ehemalige Fußball-Ikone David Beckham steht. Im Kader der Mannschaft ist auch ein Berliner: Jerome Kiesewetter.

Stuttgart - Er wurde bei Hertha BSC groß, spielte aber auch mal in der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart (55 Einsätze, 5 Tore), zweimal für die Profis des VfB und vor seinem Wechsel in die USA bei Fortuna Düsseldorf. Der Stürmer und Mittelfeldspieler Jerome Kiesewetter gehört nun zum Kader des neuen US-Clubs Inter Miami. In der Nacht auf den kommenden Montag tritt Miami zum Saisonauftakt in der Major League Soccer beim FC Los Angeles an. „Als kompletten Außenseiter würde ich uns nicht bezeichnen“, sagte der 27 Jahre alte Kiesewetter: „Wir wollen direkt im ersten Jahr um die Meisterschaft spielen, das ist klar, und es dann in die Champions League schaffen und uns auch dort behaupten.“

Das sagt Kiesewetter ...

... über das Interesse an seinen ehemaligen Vereinen in Deutschland: „Hertha, meine Heimatstadt, verfolge ich natürlich noch. Stuttgart eher nur noch beiläufig, weil ich da keine Kontakte mehr habe. Düsseldorf schon eher, da tausche ich mich noch mit ein, zwei Leuten aus. Es war ja meine letzte Station in Deutschland, bevor ich in die USA gewechselt bin. Durch die Zeitumstellung ist das Interesse insgesamt allerdings auch ein bisschen geringer geworden, die Bundesliga zu verfolgen. Auf dem neuesten Stand bin ich nicht mehr.“

Die Amerikaner sind offener

... über die Verbindungen zu Jürgen Klinsmann, unter dem er Anfang 2016 seine beiden Länderspiele für die USA bestritt: „Das ist ja schon ein paar Jahre her. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Ein super Mensch, der geradeaus ist und seine Meinung sagt. Dass es bei der Hertha nicht geklappt hat, ist schade. Ich hätte ihm Erfolg dort gewünscht. Ich kenne mich aber nicht gut genug aus, um über Gründe zu spekulieren.“

... über die unterschiedliche Wahrnehmung in Deutschland und den USA solcher Vereine wie Miami und RB Leipzig: „Ich habe das Gefühl, dass solche Projekte in Deutschland nicht so gut angenommen werden, wenn man mal die immer wiederkehrende Kritik an den Leipzigern sieht. In den USA kannst du ein Team aus Las Vegas nehmen, umsiedeln und es in Miami spielen lassen. Die Menschen akzeptieren das und unterstützen die Mannschaft. In Deutschland wäre so etwas unvorstellbar. Mein Eindruck, was das betrifft: Die Menschen in Amerika sind offener für Neues.“

... über die Bedeutung von Tradition im US-Sport: „Die Leute sehen den Sport nicht so traditionell wie in Deutschland – das ist zumindest meine Erfahrung. Das hat Vor- und Nachteile: Bei uns gibt es zum Beispiel keinen Auf- oder Abstieg. Da fehlt für mich eine Komponente. Insgesamt passt mir das System aber super hier. Anderen würden vielleicht die 5000 mitgereisten Fans beim Auswärtsspiel fehlen. Man muss aber auch sehen, dass wir am ersten Spieltag allein sechs Stunden nach Los Angeles fliegen.“

„Ich bin Berliner“

... über das Gefühl, in Miami angekommen zu sein: „Ich bin Berliner, ich lebe mich schnell ein. Ich bin seit zwei, drei Monaten nun hier und es fühlt sich an wie zuhause. Ich hab ein paar Freunde aus Berlin, die auch hier sind, was es natürlich auch noch ein bisschen leichter macht. Aber wann man sich in einer Stadt wie Miami nicht schnell einlebt, dann weiß ich es auch nicht.“

... über die Bedeutung von Vereins-Mitbesitzer David Beckham: „Es hilft dem ganzen Projekt und dem Verein extrem, dass so eine Figur wie er dahinter steht und es unterstützt. Er ist hin und wieder mal da, er hat auch ein Haus hier in Miami. Er ist aber auch ein Arbeitstier und man hat das Gefühl, dass er nur unterwegs ist auf der ganzen Welt. Manchmal denke ich, der ist gerade mal zehn Tage im Jahr zuhause bei seiner Familie. Bei meiner Vertragsverhandlung war er nicht dabei, dafür hat der Verein ja auch einen Sportdirektor. Er schreibt dir aber und gratuliert.“

... über die Rollenverteilung beim Auftaktspiel gegen Los Angeles: „Als kompletten Außenseiter würde ich uns nicht bezeichnen.“

... über die Ziele des Vereins: „Wir wollen direkt im ersten Jahr um die Meisterschaft spielen, das ist klar und es dann in die Champions League schaffen und uns auch dort behaupten.“