Der Parkplatz bei EgeTrans ist immer noch gut gefüllt. Die Mitarbeiter müssen aber derzeit teilweise umdenken. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Logistiker EgeTrans transportiert wichtige Güter und wird mit neuen Problemen konfrontiert.

Marbach - Lieferungen aus China oder in die USA – das sind Aufgaben, die bei EgeTrans normalerweise mit links erledigt werden. Ganz normales Tagesgeschäft eben. Doch die Corona-Pandemie und ihre Folgen stellen auch das Marbacher Logistikunternehmen vor ganz neue Herausforderungen, die einiges an Kreativität erfordern. Und so ist zum Erstaunen einiger Marbacher der Parkplatz an der Ludwigsburger Straße selbst in diesen Zeiten immer noch gut gefüllt, obwohl das Auftragsvolumen auch bei EgeTrans durch Werkschließungen und Bandstillstände bei den Kunden auf etwa die Hälfte zurückgegangen ist.

Damit wichtige Güter von A nach B transportiert werden können, müssen die Räder eben nach wie vor rollen. Deshalb gelten Logistikunternehmen auch als systemrelevant – genauso wie etwa Ärzte, Krankenschwestern oder Polizei.

Doch die Zahl der Transportmöglichkeiten zu Wasser, zu Land und in der Luft ist geschrumpft. So stehen beispielsweise im Bereich der Luftfracht derzeit fast keine Kapazitäten zur Verfügung, erklärt Marcel Steinmüller, einer der drei Geschäftsführer: „Vielen Leuten ist nicht klar, dass im Normalbetrieb 80 Prozent der Luftfrachten über Passagierflugzeuge transportiert werden.“

Das heißt: Im Bauch der vielen Linienmaschinen, die sonst täglich Land und Meere überqueren, werden nicht nur Gepäckstücke der Reisenden, sondern auch Handelsgüter transportiert – bei Überseemaschinen im Schnitt etwa zehn Tonnen. Eine reine Frachtmaschine nehme zwar bis zu 120 Tonnen auf. Aber dafür fliege die auch nur einmal pro Woche, erklärt der Juniorchef weiter.

Weil Passagiermaschinen am Boden bleiben, hätten inzwischen einige Airlines umgestellt und die Frachtfrequenz erhöht. Wieder andere bauten gar aus den normalen Passagiermaschinen vorübergehend die Sitze aus, um mehr Waren transportieren zu können, denn: „Für die Airlines ist die aktuelle Situation dramatisch“, weiß Steinmüller.

EgeTrans rettet sich derzeit größtenteils über den sogenannten Teilcharter. Dabei wird in Chartermaschinen ein bestimmter Raum für Fracht vorab gebucht – auf eigenes wirtschaftliches Risiko. „Wir wissen ja nicht, ob wir das vorab gebuchte Frachtvolumen tatsächlich wie geplant voll bekommen“, erklärt Marcel Steinmüller.

Außer einer gewissen Risikobereitschaft ist aktuell auch schnelles Reagieren mit kreativen Ideen nötig. Als beispielsweise der US-Präsident Donald Trump von jetzt auf nachher Einreisebeschränkungen für Europäer verhängte, musste Luftfracht blitzschnell von Chicago nach Mexico City umgeleitet und von dort aus mit dem Lkw ans Ziel befördert werden, nennt Steinmüller ein Beispiel: „Die Einreisebeschränkungen galten ja nur für Europa, deshalb durfte der Lastwagenfahrer aus Mexiko die Grenze passieren.“ Eine besondere Herausforderung sei das Ganze aber auch deshalb gewesen, weil die Amerikaner zu dieser Zeit verstärkt Waren aus Europa geordert hätten – aus Angst, bald nichts mehr von dort zu bekommen. „Das war schon echtes Krisenmanagement“, resümiert der Juniorchef.

Ansonsten kommt EgeTrans aktuell gut durch die Krise und konnte die letzten vier Monate sogar mit einem positiven Ergebnis abschließen. Dank des Zugriffs auf eigene Rücklagen konnte auch Kurzarbeit vermieden werden. Die Lieferketten werden aufrecht erhalten, nicht nur für die Firmen, die ebenfalls Systemrelevantes wie beispielsweise Landmaschinentechnik herstellen. Oder auch Schutzmasken aus China. Von denen hat EgeTrans kürzlich etwa 400 000 Exemplare am deutschen Flughafen übernommen und ins Bundesgesundheitsministerium nach Berlin weiter transportiert.