Die Sparkassen könnten Instant Payments zum Durchbruch verhelfen. Foto: dpa

Echtzeit-Überweisungen oder Instant Payments waren in Deutschland bislang ein Nischenthema. Ab Dienstag bieten die BW Bank und viele Sparkassen den Service an. Zum Teil fallen dafür allerdings Extra-Gebühren an.

Frankfurt - Geld überweisen in Sekundenschnelle: Diesen Service bieten ab Dienstag die BW Bank und viele Sparkassen an. Bisher waren Echtzeit-Überweisungen (Instant Payments) hierzulande nur bei der Hypovereinsbank möglich. Mit den 50 Millionen Sparkassenkunden wird nun erstmals ein größeres Publikum erreicht. Die wichtigsten Fragen rund um die neue Bezahlmethode.

Was sind Echtzeit-Überweisungen? Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Überweisungsbetrag binnen zehn Sekunden dem Empfänger gutgeschrieben wird. Bei Online-Überweisungen galt zwar schon bisher, dass die Abbuchung sofort bei den Kontoumsätzen angezeigt wird. Die Gutschrift beim Empfänger erfolgt aber üblicherweise erst am nächsten Arbeitstag, für die Bearbeitung von Überweisungsformularen auf Papier haben die Banken sogar zwei Arbeitstage Zeit. Bei Echtzeit-Überweisungen dagegen ist das Geld auch feiertags und am Wochenende binnen Sekunden am Ziel. Die neue Bezahlmethode ist vorerst allerdings nur für Beträge bis 15 000 Euro verfügbar. Und sie funktioniert nur, wenn sowohl das Kreditinstitut des Zahlenden als auch das Geldhaus des Empfängers Instant Payments anbieten.

Was bringt die Beschleunigung? „Beim Kauf eines Gebrauchtwagens kann man künftig direkt auf dem Parkplatz des Händlers den Betrag per Smartphone bezahlen und ohne Wartezeit mit dem Wagen losfahren“, sagt Christoph Auer von der Beratungsgesellschaft Capco. Bisher ging das nur, wenn man bündelweise Geldscheine mit sich herumtrug. „Praktisch ist das neue Verfahren auch, wenn man etwa auf dem Flohmarkt nicht genug Bargeld dabeihat.“

Was kostet eine Blitz-Überweisung? Da gibt es je nach Institut und Kontomodell erhebliche Unterschiede. Bei der BW Bank etwa zahlen Inhaber eines Kontos mit dem Namenszusatz „extend“ für die Echtzeit-Überweisungen keinen Aufpreis. Bei Kontomodellen mit Einzelpreisabrechnung kostet die Blitz-Überweisung dagegen 50 Cent und damit mehr als eine herkömmliche. Die Kreissparkassen Ludwigsburg und Esslingen-Nürtingen dagegen behandeln Instant Payments genauso wie alle anderen Überweisungen – je nach Kontomodell müssen die Kunden zahlen oder eben nicht, der Preis ist aber für Echtzeit-Überweisungen nicht höher. Für alle Institute gilt: Vor Ausführung einer Blitz-Überweisung wird der Kunde gefragt, ob er diese oder die herkömmliche Variante bevorzugt.

Wie erklären sich die Unterschiede? Die BW Bank argumentiert, bei der Echtzeit-Überweisung handele es sich um „eine innovative Leistung und einen zusätzlichen Service“. Unstreitig ist, dass den Kreditinstituten durch die Einführung von Instant Payments Kosten entstanden sind, weil sie ihre Infrastruktur modernisieren mussten. Capco-Experte Auer hält Zusatzgebühren für das neue Angebot dennoch für falsch: „Verbraucher werden nur in Ausnahmefällen bereit sein, für eine Echtzeit-Überweisung zu bezahlen – wenn sie ihnen einen greifbaren Vorteil bringt wie eben beim Gebrauchtwagenkauf.“

Wird sich die neue Methode durchsetzen?

Daran haben viele Unternehmen großes Interesse – könnten sie sich Waren doch direkt bei der Auslieferung bezahlen lassen. Bislang sind viele Kunden nur mittels Rabatten dazu zu bewegen, auf Vorkasse zu bestellen. Sie bevorzugen Dienstleister wie Paypal, die bei Lieferung defekter Ware einen Käuferschutz bieten. Mit Instant Payments könnten Online-Händler dazu übergehen, erst bei Lieferung der Ware an der Haustür zu kassieren, meint Auer: „Anstelle des Nachnahme-Verfahrens, das hohe Gebühren kostet, könnte der Paketbote künftig einfach eine Echtzeit-Überweisung per QR-Code annehmen.“ Vorbild für die Durchsetzung von Echtzeit-Zahlungen sei Schweden, wo sich die Banken-App Swish zu einer der gängigsten Bezahlmethoden überhaupt gemausert hat. Für Deutschland ist das noch Zukunftsmusik, zumal für Instant-Zahlungen in Geschäften auch die Ladenkassen nachgerüstet werden müssten. Laut Einzelhandelsverband HDE ist eine technische Lösung dafür in Arbeit, im Herbst wäre ein Pilotprojekt denkbar – man suche aber noch eine Partnerbank.