Für Campino wird bei frauenfeindlichen, homophoben, rechtsextremen oder antisemitischen Songtexten eine Grenze überschritten. Foto: AFP

Tote-Hosen-Frontmann Campino wird bei der Echo-Verleihung ausgezeichnet. Er nutzt den Moment und äußert sich kritisch zur aktuellen Debatte um einen als antisemitisch kritisierten Rap-Text von Farid Bang und Kollegah.

Berlin - Tote-Hosen-Frontmann Campino hat sich bei der Echo-Verleihung zur hitzigen Debatte um einen als antisemitisch kritisierten Rap-Text geäußert. Provokation sei ein wichtiges Stilmittel, sagte der 55-Jährige am Donnerstag auf der Bühne als er die Auszeichnung für die Kategorie Rock national entgegennahm. Habe Provokation aber eine frauenfeindliche, homophobe, rechtsextreme oder antisemitische Form, sei eine Grenze überschritten. Verbot und Zensur seien jedoch keine Lösung, so der Sänger der Rock-Band in seiner Rede.

Im Zentrum der Kritik steht eine Textzeile der Rapper

„Wir sollten nicht damit anfangen einen tieferen Sinn in Dingen zu suchen, wo es keinen tieferen Sinn gibt“, sagte Campino. Es gehe aber im Kern nicht um einen Rap-Text, „sondern viel mehr um einen Geist, der zur Zeit überall präsent ist.“ Etwa in der Gesellschaft und in der Politik.

Im Zentrum der Kritik steht die Textzeile „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ der Rapper Farid Bang und Kollegah. „Ich will hier keine Politikdebatte daraus machen“, sagte Kollegah zur Kritik Campinos. Jeder, der über das Thema mit ihm sprechen wolle, könne das bei der After-Show-Party tun, so der Musiker.

Als sie ihren Echo in der Kategorie Hip-Hop/Urban National entgegennahmen, konnten sich die Rapper einen Konter jedoch nicht verkneifen. Campino habe sich als moralische Instanz aufgespielt, das gebühre einem so großen Musiker wie Campino nicht, sagte Kollegah - und erntete laute Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum.

Die Nominierung hatte schon Wochen vor der Preisverleihung eine Debatte über künstlerische Freiheit und ihre Grenzen ausgelöst.