Tamara Fiorito deckt sich mit Lesestoff ein. Foto: Michael Steinert

Ein Flohmarkt für fremdsprachige Bände im Haus Filsblick lockt viele Leseratten an. Der Erlös kommt sozialen Projekten aus Ebersbach und Umgebung zugute.

Ebersbach - Die Leute lesen keine Bücher mehr? Irrtum. Wer den Flohmarkt für Bücher in den Fremdsprachen Englisch, Französisch und Russisch am Samstag und Sonntag in Ebersbach besuchte, wurde eines besseren belehrt. Denn dort gaben sich Bücherwürmer aus der näheren und ferneren Umgebung die Klinke in die Hand. Am Schluss des ausgiebigen Stöberns in zahlreichen Kartons im Erdgeschoss des Hauses Filsblick schleppten manche die Schmöker packenweise nach Hause. Kein Wunder: ein Exemplar kostete nur einen Euro. Den Erlös spendet der Verein „Bücher tun Gutes“, der hinter diesem Flohmarkt steckt, sozialen Projekten in Ebersbach und Umgebung. Auf diese Weise ist etwa das Hospiz in Faurndau zu seinen Gartenmöbeln gekommen.

Ein Kochbuch als Französisch-Sprachlehre

Voltaire, Chabrol, Beauvoir, Sartre – eine lange Tischreihe ist Büchern auf Französisch gewidmet. In den Kisten findet sich alles mögliche, vom philosophischen Traktat über Romane bis hin zu Kochbüchern. In eben einem solchen – einem prächtigen Band über die provenzalische Küche – blättert eine Frau mittleren Alters. Sie will ihr Französisch auffrischen, da sei ein Kochbuch vielleicht gar nicht schlecht, sagt sie. Vor einem Jahr hat sie ein englisches Kochbuch gekauft. „Das war auch gut“, sagt sie. In der Hand hält sie außerdem einige schmale Bände für ihre 13-jährige Tochter. „Sie hat gerade angefangen, in der Schule Französisch zu lernen.“

Recht übersichtlich ist die Ecke mit russischer Literatur. Wer die kyrillische Schrift nicht beherrscht, ist verloren. „Die haben aber eine gute Auswahl“, lobt eine Frau, die das wissen muss. Sie ist Russin. Auf den kleinen Stapel, den sie aufgetürmt hat, legt sie noch ein Buch über den russischen Geheimdienst. „Das interessiert mich“, erklärt sie. Seit 25 Jahren lebt die Friseurin in Ebersbach. Zunächst war sie für ein halbes Jahr aus Weißrussland nach Esslingen gekommen, um zu lernen, wie man ein eigenes Geschäft führt. Sie eröffnete in ihrer Heimat auch ein Friseurgeschäft. Doch der Liebe wegen kehrte sie nach Deutschland zurück. „Ich hatte einen Schwaben kennengelernt, mit dem bin ich auch verheiratet“, erzählt sie.

Bücherverkauf bringt jährlich 30 000 Euro ein

Aus Ebersbach ist auch Tamara Fiorito. Sie hat den Flohmarkt eben erst entdeckt und ist begeistert, weil sie es schön findet, Bücher in verschiedenen Sprachen zu lesen. Wie ihr Name verrät, ist ihr Vater italienischer Herkunft. Klar, dass sie auch fließend Italienisch spricht, außerdem noch Spanisch und Englisch. Auf jeden Fall wird es ihr an diesem Wochenende nicht langweilig. Fünf Bücher hat sie ergattert. Leichte Kost zur Unterhaltung.

Die Initiatorin des Flohmarkts ist Sonja Hollandt. Sie hat auch den Verein „Bücher tun Gutes“ ins Leben gerufen, der seit sieben Jahren am Ebersbacher Bahnhof einen Buchladen betreibt. Ehrenamtlich. Die Bücher, die dort wie auch auf dem Flohmarkt zu kaufen sind, wurden alle gespendet. Und um noch einmal darauf zurückzukommen, dass niemand mehr Bücher lese. Im Jahr erlöst der Verein etwa 30 000 Euro. „Dafür müssen wir rund 20 000 Bücher verkaufen“, sagt Sonja Hollandt.