Der Posaunist Eberhard Budziat auf dem Korber Kopf zwischen Draht und Reben. Auch den Hausberg seiner Heimatgemeinde hat er in der Remstalsinfonie verewigt. Foto: Gottfried Stoppel

Der Musiker Eberhard Budziat hat nach vielen Ortswechseln im Remstal Wurzeln geschlagen. Über die Gegend hat er eine Sinfonie geschrieben, die 2019 im Rahmen der Remstal-Gartenschau mehrmals live zu hören ist.

Korb - Es gibt wohl nicht viele Menschen, die dem allmorgendlichen Verkehrschaos am Teiler vor dem Fellbacher Kappelbergtunnel etwas Vergnügliches abgewinnen können. Eberhard Budziat kann – und hat das Durcheinander sogar vertont. Schließlich ist er Musiker – und zwar einer, der „schon immer gerne Musik geschrieben hat“.

In seinem knapp neun Minuten langen Stück „Dimineata La Distribuitorul – Morgens am Verteiler“ macht er das, was die staugeplagten Pendler eben nicht tun können: er gibt richtig Gas. Er mixt Rock’n’Roll mit Country-Klängen, fügt – Zitat – „SWR 4-Schnulzen“ hinzu und reichert das Ganze mit orientalischer Musik und einer Prise Jazz an. All das eben, was an einem milden Sommertagsmorgen aus den Fenstern der Berufspendler hinaus ins Remstal dröhnen könnte.

Eine etwas andere Sinfonie

Ach ja, das Remstal! Eberhard Budziat, ein gebürtiger Esslinger, hat diese Gegend mittlerweile so lieb gewonnen, dass er eigens ein größeres Werk darüber komponiert hat, dessen erster Satz die Szene am Verteiler beschreibt. Mit der etwa einstündigen „Remstalsinfonie“ hat sich Eberhard Budziat gewissermaßen musikalisch verortet. Das Komponieren war auch ein bisschen Selbsttherapie für einen, der sagt, er habe sich lange Zeit „eigentlich nirgends zu Hause gefühlt“. Die Arbeit an der Remstalsinfonie habe ihm da geholfen, erzählt der Jazz-Posaunist, der nach vielen Ortswechseln vor acht Jahren mit seiner Frau nach Korb gezogen ist und zum ersten Mal Heimatgefühle entwickelt hat.

Im Lauf der vergangenen fünf Jahre sind nach und nach weitere Musikstücke entstanden, die Landschaft, Leute und Lebensgefühl entlang der Rems zum Thema haben. Jochen Müller, Korber Bürgermeister und in früheren Jahren wie Eberhard Budziat mit der Posaune zugange, sagt: „Ich freue mich über diese etwas andere Sinfonie.“ Sie ist in diesem Jahr gleich mehrmals live entlang des Flusses zu hören – ein passenderes Konzertthema ist im Jahr der Remstal-Gartenschau auch kaum denkbar.

Für die Auftritte und seine nun erschienene, vom Landkreis finanziell unterstützte CD „Alles im Fluss – Die Remstalsinfonie“ hat Eberhard Budziat neben den Musikern vom Eberhard Budziat Bigband Project den in Schwäbisch Gmünd aufgewachsenen Koch, Autor und Jazzmusiker Vincent Klink ins Boot geholt. Der steuert zur Musik Texte über das Remstal bei, erzählt vom schwäbischen Widerspruchsgeist, von Silcher, Schubart und Schubert, vom Remstalrebellen Helmut Palmer und den Schorndorfer Weibern, den Ghibellinen und dem in Brand gesteckten Waiblinger Bürgerzentrum. Und er findet: „Das Paradies ist nicht auf Erden und wenn, dann im Remstal zu finden.“

Schräge Töne sind inklusive

„Ich will die Leute erreichen, sie sollen die Musik verstehen“, sagt Eberhard Budziat, der mit seiner Sinfonie beweist, dass Heimat nicht altbacken und rückwärtsgewandt klingen muss, sondern auch moderne und bisweilen schräge Töne – inklusive einer grunzenden Wildsau – zu bieten hat, überzeugend interpretiert von Stephan Kirsch mit der Bassposaune.

Das Stück „Beim Weinfest“ beschreibt mit Cha-Cha-Cha-Musik den launig-taumeligen Heimweg von Weintrinkern nach einem feuchtfröhlichen Abend. „Swab Soul“ thematisiert die schwermütige, aber auch eigenbrötlerische schwäbische Seele mit Gospelelementen. Und in „Kibudzi“ erzählt der Komponist im Klezmerstil von seinen osteuropäischen Nachbarn, ihren Familienfesten im Garten und von gelungener Integration. Alles im Fluss – das gilt auch für Texte und Musik der Sinfonie. „Sie verändern sich ständig, das Leben geht weiter“, sagt Eberhard Budziat und stellt in Aussicht, dass er pünktlich zum Auftritt Anfang März einen Song nachliefern wird, der eigentlich nicht fehlen darf, wenn es ums schwäbische Lebensgefühl geht. Der Titel: „Die Kehrwoche“.

Alles im Fluss – die Remstalsinfonie auch für zu Hause

Konzerte:
In den kommenden Monaten gibt es mehrere Gelegenheiten, die Remstalsinfonie live zu hören. Derzeit stehen folgende Termine fest: Am 3. März führt sie das Ensemble Querton mit Vincent Klink als Sprecher von 19 Uhr an im Waiblinger Bürgerzentrum auf. Am 11. Mai ist das Werk in Mögglingen zu hören, dort in großer Besetzung mit der Eberhard Budziat Bigband und Vincent Klink als Sprecher. Am 11. August spielt das Projektorchester des Blasmusikverbandes Rems-Murr die Sinfonie in Weinstadt-Großheppach und am 22. September tritt erneut die Eberhard Budziat Bigband in der Jazzfactory in Fellbach auf.

Konserve
: Die Remstalsinfonie, gespielt vom Eberhard Budziat Bigband Project und mit von Vincent Klink gesprochenen Textpassagen, ist als CD für 15 Euro erhältlich, von Mitte Februar an online, ab Mitte März kann man „Alles im Fluss – Die Remstalsinfonie“ im Handel erstehen oder im Rathaus Korb kaufen.