Weniger Beschäftigte als erwartet sind auf den Elektrobus umgestiegen. Foto: Horst Rudel

Die Fahrgastzahlen in die Bachhalde schwächeln zwar. Doch die Stadt will die Linie fortsetzen, auch wenn Ende März die Förderung durch die Region Stuttgart ausläuft.

Nürtingen - Im Nürtinger Gewerbegebiet Bachhalde arbeiten circa 1000 Menschen. Derzeit fahren rund 20 von ihnen mit dem Elektrobus, der die Bachhalde an den Zentralen Omnibusbahnhof anbindet, zu ihrem Arbeitsplatz. Damit bleibt das Transportmittel deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Stadtverwaltung war von bis zu 38 Fahrgästen täglich ausgegangen.

Trotz der Ernüchterung wird der Betrieb der Linie 169 nicht eingestellt, sondern nach Ablauf der Projektlaufzeit Ende März weitergeführt. Das zumindest hat der Bauausschuss dem Gemeinderat jetzt mehrheitlich empfohlen. Der Verband Region Stuttgart (VRS) fördert das Projekt mit dem Titel „eMobil@business“ im Ramen des Programms „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ über drei Jahre hinweg mit rund 225 000 Euro.

Startschwierigkeiten von Anfang an

Von Anfang an hatte es kritische Stimmen gegeben. Nur eine hauchdünne Mehrheit im Gemeinderat hatte dem Pilotprojekt vor vier Jahren zugestimmt. Bernd Sackmann (Nürtinger Liste/Grüne) würde am liebsten die Notbremse ziehen und wiederholte jetzt seine Kritik von damals: „Dass es für die Stadt günstiger wäre, wenn sie den Fahrgästen ein Taxi zahlen würde, hat sich bewahrheitet.“ Im Schnitt säßen pro Fahrt weniger als zwei Leute in den Bussen. Bernd Sackmann schlug vor, die beiden Elektro-Kleinbusse zu behalten, sie aber an anderer Stelle im Stadtgebiet einzusetzen. Es gäbe sicher geeignetere, stärker frequentierte Strecken in Nürtingen als die Route in die Bachhalde, so die Überzeugung des Stadtrats.

Die Mehrheit folgte dem allerdings nicht, sondern votierte für die Fortsetzung der Linie in der bisherigen Form. Der Stadt entstehen dadurch künftig Kosten von voraussichtlich 50 000 Euro pro Jahr. Einen möglichen Verkauf der beiden Busse hat die Stadt mit 300 000 Euro angesetzt. Allerdings ist es laut dem Oberbürgermeister Otmar Heirich fraglich, ob diese Einnahme tatsächlich zu erzielen wäre, da es sich bei der Kalkulation lediglich um den Buchwert der Elektrobusse handle.

OB Heirich: Projekt hat eine Signalwirkung

Man dürfe die Linie 169 nicht nur rein wirtschaftlich betrachten, warb OB Heirich für eine umweltfreundliche, in die Zukunft gerichtete Mobilität. Das Ziel müsse es sein, die Fahrgastzahlen auf der Linie weiter zu stärken. „Der Bus muss bei den Firmen noch viel stärker beworben werden“, sagte Heirich. Dies hatte er allerdings schon im Januar gesagt, als die Stadträte mit dem Gedanken spielten, vorzeitig aus dem Pilotprojekt auszusteigen. Sie nahmen schließlich Abstand davon, weil man sonst Zuschüsse hätte zurückzahlen müssen. Nürtingen will zudem ausloten, ob die Fahrzeuge außerhalb des Fahrplans zusätzlich als Bürgerbusse eingesetzt werden können.

„Uns liegt keine detaillierte Evaluierung vor, sodass keine fundierte Beurteilung von uns erfolgen kann“, sagt die VRS-Sprecherin Dorothee Lang über das Projekt „eMobil@business“. Der Verband habe es aber unterstützt, „weil der Ansatz vielversprechend ist und die richtigen Impulse setzt“. Es sei „wichtig, mit solchen Projekten Änderungen des Mobilitätsverhaltens vom Individualverkehr zum ÖPNV zu ermöglichen“, so die Sprecherin weiter.

Förderprogramm hat ein Volumen von 7,5 Millionen Euro

Das Programm „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ hat ein Volumen von 7,5 Millionen Euro. Esslingen beispielsweise hat vier Hybridbusse gekauft, zwei davon sind für 400 000 Euro von der Region kofinanziert worden. In Renningen (Kreis Böblingen) hat der Verband eine Elektro-Carsharing-Flotte mitfinanziert. In der Kategorie Elektromobilität im Radverkehr wurde bei einem Gemeinschaftsprojekt der fünf Landkreise in der Region ein Reihe von E-Bike-Ausleihstationen aufgebaut mit Anbindung an das ÖPNV-Netz.

Außerhalb des Programms arbeitet Ludwigsburg derzeit an einer Umstellung des Stadtverkehrs auf Elektrobusse. In der Barockstadt befürchtet man, dass wegen hoher Feinstaubwerte Fahrverbote drohen könnten. Auch der Ausbau von Radwegen und E-Ladestationen ist vorgesehen.