Ladepause: EnBW-Chef Frank Mastiaux zusammen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Verkehrsminister Winfried Hermann (v. l.) an einer neuen Ladesäule in Bad Urach. Foto: EnBW AG/Endre Dulic

Wer mit dem E-Auto unterwegs ist, der findet in Baden-Württemberg alle zehn Kilometer eine Ladesäule. Das soll die Reichweitenangst abbauen und den Wechsel zu Batteriefahrzeugen erleichtern.

Stuttgart - Wo steht die nächste Ladestation? Diese Frage beschäftigt viele Fahrer von Elektroautos, wenn sie außerhalb von Ballungszentren unterwegs sind. Dank der Landesregierung, 78 Stadtwerken und Stromversorgern sowie drei Kommunen fällt die Antwort nun leichter. Das Konsortium hat unter Federführung der Energie Baden-Württemberg (EnBW) seit April 2018 im ganzen Land ein flächendeckendes Netz aufgebaut.

88 neue Standardstationen (AC-Laden mit 22 Kilowattstunden pro Stunde) und 39 neue Schnellladesäulen (DC, 50 kWh pro Stunde) fügen sich zum Bestand, zwölf Säulen wurden aufgerüstet, sechs neue werden bis Februar 2020 noch folgen. Damit stehen rund 450 Ladestationen zur Verfügung. Legt man ein Netz mit Maschenweite zehn Kilometer über das Land, findet sich in jedem Quadrat eine AC-Säule, bei 20 Kilometern je eine Schnellladesäule. Dieser Ausbau hat vier Millionen Euro gekostet, das Land unterstützte ihn mit 1,2 Millionen. Dafür müssen die Säulen mindestens sechs Jahre betrieben werden. Eine Karte der Standorte findet sich online und in den Apps der Betreiber.

Förderung auch für andere Techniken

„Keiner kauft ein E-Auto, wenn er nicht laden kann“, brachte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Montag in der EnBW-Zentrale in Stuttgart die Problematik der E-Mobilität auf den Punkt. Aus dem Netzaufbau folge die Botschaft, dass E-Mobilität nicht nur etwas für die Großstadt sei. Bei dem Thema gebe es „einiges aufzuholen, denn andere Länder, vor allem China, sind weiter“, sagte der Regierungschef. Die Priorität liege bei batterieelektrischen Fahrzeugen, das Land fördere aber die Brennstoffzelle und die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe weiter. Ziel sei, „Ökologie und Ökonomie in dieselbe Spur zu bringen, mit Klimaschutz Wertschöpfung zu erreichen“.

Der reine Betrieb der Ladestationen ist allerdings noch kein Gewinnbringer. Sie amortisierten sich nach zehn bis 20 Jahren, sagte EnBW-Chef Frank Mastiaux. Das Thema Laden sei dennoch ein „strategischer Schwerpunkt“. Die EnBW-Tochter Netze BW will bis 2025 rund 500 Millionen Euro in die E-Mobilität investieren – es gilt, die Plätze mit erwartbar viel E-Kundschaft zu besetzen.

„Wir sind das erste Bundesland, das ein solches Netz hat“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), der ausdrücklich Stadtwerken und Kommunen für ihr Engagement dankte. Die Regierung wolle „Mobilität sichern, ohne das Klima zu ruinieren“. E-Fahrzeuge seien ein Schlüssel dazu. Über die L-Bank hat das Land ein neues Förderprogramm (Charge@BW) auch für Firmen aufgelegt. Mastiaux wünscht sich ein weiteres, um an frequentierten Standorten „acht, zwölf oder 14 Säulen am Stück aufbauen zu können“. Ein Plan, den der US-Autobauer Tesla seit Jahren umsetzt.

Vier neue Anbieter in der Stadt

Auch die Landeshauptstadt baut das Netz an E-Ladesäulen aus. 290 neue Standorte wurden per Ausschreibung an die Stadtwerke Stuttgart (116), eze.network (105), EnBW (32), Allego (32) und Comfortcharge (5) vergeben. Für 56 Standorte ging kein Angebot ein, sie wurden erneut ausgeschrieben. Der Wettbewerb habe gut funktioniert, sagt Michael Hagel von der städtischen Koordinierungsstelle E-Mobilität. Insgesamt werde man bald 504 öffentliche Ladesäulen mit in der Regel zwei Anschlussmöglichkeiten haben.

Für die Stadtwerke Stuttgart habe die Elektromobilität große Bedeutung, sagte Geschäftsführer Olaf Kieser. Man werde bis auf drei in allen Stadtbezirken präsent sein. Marktführer ist bisher die EnBW, die vor Jahren in einer ersten Welle Ladestationen aufgebaut hat. Pro Ladesäule kalkulieren die Stadtwerke mit 12 000 Euro Kosten. Die Stadt stellt die Flächen, wer den Zuschlag erhielt, muss für acht Jahre Betrieb garantieren.