Cristian Fiel ist seit 2010 bei Dynamo Dresden, erst als Spieler, jetzt als Trainer. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Cristian Fiel, der Chefcoach von Dynamo Dresden, spricht über das Zweitliga-Gastspiel am Sonntag beim VfB Stuttgart, das für ihn auch eine Reise in die Vergangenheit ist.

Stuttgart - Als Cheftrainer von Dynamo Dresden kehrt Cristian Fiel am Wochenende in seine alte Heimat zurück. Der 39-Jährige ist in Esslingen geboren, hat beim VfB in der Jugend gespielt und für die Stuttgarter Kickers sein erstes Profispiel bestritten.

Herr Fiel, wie eng ist noch Ihre Bande in die frühere Heimat?

Meine Mutter und meine Schwester leben noch immer in Esslingen, ich habe auch noch ein paar alte Freunde – aber ich bin jetzt auch schon eine ganze Weile weg. Da wird es mit den Jahren deutlich weniger.

Sie sind als Spieler 2010 zu Dynamo gekommen, jetzt sind Sie Cheftrainer. Was macht diesen Club so besonders?

Es ist ein einzigartiger Verein mit einer Wahnsinnstradition. Wenn man hier mal ein Spiel miterlebt hat, dann spürt man, dass der Fußball und dieser Club eine ganz besondere Rolle spielen und den Menschen unglaublich viel bedeuten.

Wie belastend ist diese große Bedeutung, wenn man Tabellenvorletzter ist?

Glauben Sie mir: Keiner leidet unter dieser Situation mehr als ich. Und keiner kann mir mehr Druck machen als ich selbst. Daher stellte sich diese Frage nicht.

Hilft es, dass Sie ein enges Verhältnis zu Dynamo-Sportdirektor Ralf Minge haben?

Nur weil ich hier ein paar Spiele gemacht habe und Ralf Minge seit ein paar Jahren kenne, heißt das nicht, dass ich eine Sonderbehandlung bekomme. Es geht darum, dass der Verein über allem steht und auch ich Spiele gewinnen muss.

Nach vier Niederlagen in der Liga ist Ihre Mannschaft am Mittwoch bei Hertha BSC auf dramatische Weise aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Wie bekommen Sie die Köpfe der Spieler wieder nach oben?

Das ist tatsächlich schwierig – aber es hilft ja nichts. Ich bin froh, dass wir jetzt zum VfB fahren und ein Spiel in einem tollen Stadion vor vielen Fans haben. Ich hoffe einfach, dass das für uns kein zusätzlicher Druck ist, sondern dass wir da weitermachen, wo wir in Berlin aufgehört haben.

Ist der VfB der passende Gegner, um die Trendwende einzuleiten?

Das kann man sich nicht aussuchen. Wir müssen dringend die Kurve bekommen, ganz egal, wie der Gegner heißt.

Wie bewerten Sie die Leistungen des VfB?

Wir wissen, dass der VfB eine unfassbare individuelle Qualität hat und eigentlich eine Erstligamannschaft ist. Und wir wissen auch, dass das variable Spiel von Tim Walter sehr schwer zu verteidigen ist.

Zuletzt gab es in der Liga aber drei Niederlagen in Serie, darunter die Heimpleiten gegen Wehen Wiesbaden und Kiel.

Der VfB wird nächstes Jahr trotzdem wieder in der Bundesliga spielen – hundertprozentig. Daran führt kein Weg vorbei.

Allerdings wurde in Stuttgart zuletzt über das Spielsystem des Trainers diskutiert – genau wie bei Ihnen bei Ihnen in Dresden. Auch für Sie ist es kein Thema von Ihrer Idee abzurücken, die auf Ballbesitz und spielerischen Lösungen basiert. Wie wichtig ist es, dass ein Trainer seinen Ideen treu bleibt?

Ich hatte schon als Spieler eine klare Idee von Fußball, und mir war immer klar: Wenn ich Trainer werde, dann will ich, dass meine Mannschaft den Ball hat und ihn nicht nur nach vorne drischt. Und ich hatte eine Vorbereitung

Ist so eine Idee völlig unabhängig vom Tabellenplatz? Oder kommt irgendwann der Moment, an dem man seine Überzeugungen über Bord wirft und die Brechstange auspackt?

Diese Frage muss jeder selbst beantworten. Meine Hauptaussage lautet noch immer: Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir mit dieser Art des Fußballs erfolgreich sein können. Und ganz wichtig: ich habe eine Mannschaft, die spielen und nicht nur grätschen will. Deshalb sehe ich keinen Grund, etwas an unserer Spielidee zu ändern.