Attraktives Spektakel auf dem Marktplatz: Beim Ludwigsburger City-Triathlon geht es rund in der Wechselzone. Foto: Baumann

Triathlon boomt. DTU-Geschäftsführer Matthias Zöll sieht eine wachsende Bedeutung seiner Sportart speziell für Unternehmen, die Sportsponsoring betreiben wollen. Warum, sagt er im Interview.

Stuttgart - Die Premiere von Triathlon bei den Olympischen Spielen war 2000 in Sydney – der Stuttgarter Stephan Vuckovic gewann Silber, und damit begann ein Boom der anspruchsvollen Sportart in Deutschland, der einfach nicht enden will.

Herr Zöll, die DTU müsste ein glücklicher Verband sein – Triathlon boomt.

Ja, das stimmt, aber leider kapriziert sich in der öffentlichen Wahrnehmung vieles auf den Ironman – auf das Extreme. Dabei machen Ironman-Athleten höchstens fünf Prozent der Triathleten aus: Schätzungsweise 6000 bis 8000 erwachsene Deutsche haben einen Triathlon über die Langdistanz absolviert – insgesamt nehmen aber 250 000 Menschen jährlich an Triathlons teil, vom Schnupperkind bis zum Ironman.

Wie viele Triathleten leben in Deutschland?

Wir haben bald 60 000 Mitglieder, 27 000 von ihnen besitzen eine Ganzjahres-Lizenz. Das sind die, die fünf bis sechs Mal pro Jahr bei einem Triathlon starten.

Wer ist der typische Triathlet?

Bei den Männern ist die Hälfte unserer Mitglieder zwischen 40 und 60 Jahre alt, bei den Frauen sind es 40 Prozent in dieser Altersklasse. Wenn wir die 27- bis 40-Jährigen dazu nehmen, haben wir 75 Prozent der Mitglieder. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Triathleten einen hohen Bildungsgrad und ein hohes Nettoeinkommen besitzen. Triathlon erhält damit auch eine wachsende Bedeutung für Unternehmen, die Sportsponsoring betreiben wollen. Wir sind als vergleichsweise junge Sportart unter den Top 5 angekommen: Hinter Fußball-Männer, Fußball-Frauen, E-Sports und Laufen.

Die DTU schwimmt also im Geld.

Sagen wir es so: Wir sind unserer Größe entsprechend gut aufgestellt. Mit etablierten Verbänden wie etwa den Turnern können wir aber nicht konkurrieren.

Dabei hätte die DTU auf den kurzen Distanzen eine breitere Wahrnehmung haben können. 2000 bei Olympia holte Stephan Vuckovic Silber, 2007 wurde Daniel Unger Weltmeister, 2008 Jan Frodeno Olympiasieger.

Ja, wir müssen uns an eigene Nase fassen. 2000 war der Verband noch sehr klein, es fehlte die Stabilität für eine Kampagne. 2007 und 2008 haben interne Streitigkeiten verhindert, dass aus dem Potenzial etwas geschmiedet wurde. Wir haben damals eine große Chance vertan: Die öffentliche Wahrnehmung, die auf dem Sport lag, ist leider nicht ausreichend genutzt worden.

Wie kommt der Nachwuchs zum Triathlon?

Die Besten aus den 1500 Vereinen sammeln wir in den Landes- und die Elite im Bundeskader. Auf Landesebene wurden vor vielen Jahren Nachwuchs-Cups ins Leben gerufen, hier wird top Arbeit geleistet. Auf Bundesebene bildet dann der DTU Triathlon-Jugendcup die wichtigste Nachwuchs-Wettkampfserie. Schlussendlich können die ambitionierten Athleten in der Triathlon-Bundesliga zwischen 18 und 25 Erfahrung sammeln, weil sie nicht so einfach an Wettbewerben auf der ganzen Welt teilnehmen könne, denn weite Reisen kosten Geld.

Und das haben Menschen zwischen 18 und 25 in aller Regel nicht im Überfluss.

Ich war selbst zehn Jahre neben meinem Studium „Halbprofi“, bin in der Bundesliga für Witten gestartet. Damals waren Stephan Vuckovic und Daniel Unger meine Vorbilder, Jan Frodeno ist mein Jahrgang, weiß also was es bedeutet Weltspitze zu werden – 2006 bis 2008 habe ich mich selber international versucht, aber der Durchbruch ist mir nicht gelungen, weshalb ich dann den Berufsweg eingeschlagen habe.

Deshalb dünnen die Mitgliederzahlen im Bereich 25 bis 34 Jahre aus.

Mit 25 ist meist das Studium beendet – entweder kann man international mithalten und setzt voll auf Triathlon oder man geht in den Job. Wenn Beruf und Familie auf den Weg gebracht sind, so mit 35, 40 Jahren, versuchen sich viele an einer neuen Herausforderung – dann bekommen wir wieder Zulauf. Der Einstieg ist dank der verschiedenen Distanzen für jeden machbar.