Acht Männer sind vom Landgericht Stuttgart wegen Drogenhandels zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Foto: dpa

Seit Ende 2017 agierte der Drogenring in Stuttgart. Die Bande arbeitet im strengen Schichtbetrieb. Auch die sieben weiteren Angeklagten müssen für längere Zeit ins Gefängnis – nur einer von ihnen kam glimpflicher davon.

Kornwestheim - Im Verfahren gegen acht Drogendealer hat eine Strafkammer am Stuttgarter Landgericht teils langjährige Haftstrafen verhängt: Der 37 Jahre alte Hauptangeklagte und Drahtzieher muss für acht Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Dem Kornwestheimer wies das Gericht 83 Fälle „bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“ nach sowie 27 Fälle von „einfachem bandenmäßigen Handel“ mit Drogen.

Auch die meisten Mitangeklagten müssen für lange Zeit wegen des Handels mit Kokain hinter Gittern: Der 55 Jahre alte Onkel des Hauptangeklagten wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, ein 22 Jahre alter Mittelsmann zu fünf Jahren und sechs Monaten. Die übrigen Angeklagten im Alter zwischen 25 und 56 Jahren, die auf den Straßen rund um das Stuttgarter Rotlichtviertel dealten, müssen Haftstrafen zwischen zweieinhalb und fünfeinhalb Jahren absitzen. Lediglich ein 41 Jahre alter Mann kam glimpflicher davon. Er hatte zwar Drogen verkauft, da das Gericht ihm aber nicht nachweisen konnte, fest zu der Bande zu gehören, wurde er nur zu einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Telefonüberwachung und Testkäufe

Seit Ende 2017 agierte der Drogenring in Stuttgart. In sogenannten Plomben, kleinen in Plastik verpackten Portionen, verkauften die Dealer im Leonardsviertel Kokain. Alle paar Tage holten sie Nachschub aus Waiblingen. Im August 2018 nahm die Polizei die Männer bei einer Razzia fest. Zuvor waren die Behörden der Gruppe unter anderem mittels Telefonüberwachung und Testkäufen von Zivilbeamten auf die Schliche gekommen. Der 37 Jahre alte Hauptangeklagte legte bereits bei seiner Festnahme ein umfassendes Geständnis ab und verriet den Beamten außerdem seinen Hintermann.

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Zuletzt hatte sich der Prozess vor allem um die Frage gedreht, ob der 37-Jährige der Chef der Gruppe war. Bis zuletzt hatte er das abgestritten und sich als ein Dealer unter mehreren präsentiert. „Ich habe niemanden geschlagen, niemanden gezwungen“, verteidigte er sich auch am Montagnachmittag noch einmal.

Straffe Organisation versetzt den Richter in Staunen

Bei der Urteilsbegründung arbeitete der Vorsitzende Richter Volker Peterke dann aber deutlich heraus, dass der Kornwestheimer die Zügel in der Hand gehalten hatte. Er habe Dienstpläne aufgestellt, sogar einen Schichtbetrieb eingeführt, so dass seine Dealer das Kokain rund um die Uhr verkaufen konnten. Er habe von jeder verkauften Plombe (etwa ein halbes Gramm) zu je 50 Euro den Großteil des Geldes erhalten, 40 Euro, später 35 Euro.

Vor allem die straffe Organisation samt Dienstplan versetzte den Richter in Erstaunen. „Das habe ich so jetzt auch noch nicht erlebt, immer war ein Verkäufer aktiv“, sagte er. Wie groß die Summen waren, die die Bande in ihrem halben Jahr umgesetzt hat, vermochte das Gericht bis zum Ende nicht zu klären. Mutmaßlich soll der Drogenring mehrere Hunderttausend Euro umgesetzt haben.