Szene aus „Drei dabei“ Foto: Metz

In der Inszenierung der Intendantin Brigitte Dethier vom Jungen Ensemble Stuttgart zeigen drei Schauspieler in Clownskostümen, was passiert, wenn eine Neue dem Kreis von zwei einander vertrauten Kindern beitreten will. Das geschieht hier mit viel Musik.

Stuttgart – Das Akkordeon weint. Die Neue auf dem Spielplatz, eine Fremde, hat den Balg ihres Instruments zornig auseinandergezogen, und jetzt jammert es mit dissonanten Tönen. „Du nicht!“ „Da nicht!“ „Jetzt nicht!“ Raus!“ - mit deutlichen verbalen Kränkungen war die Neue vorher vom Platz gewiesen worden.

Tür knallend hat sie den Ort verlassen. Um gleich darauf wieder zurückzukehren. Doch es wird dauern, ehe die Neue, diese Fremde, akzeptiert wird.

Christian Thurm hat eine tolle Idee für den Ort erdacht, an dem Alexander Redwitz, Franziska Schmitz und Sabine Zeininger Angst, Ablehnung und Distanz, Mut, Neugierde und Akzeptanz durchspielen. Aus Altmaterial baute er eine drehbare Wippe mit einfachem hydraulichem Mechanismus und vielfältiger Symbolik und stellte es in ein varietéähnliches Rondell.

Maria Muscinelli hat die drei Schauspieler in clowneske Kostüme gesteckt und auch dabei ein wenig mit der Symbolik gespielt: Alle drei tragen kurze weiße Röckchen, die bei aller Individualität verraten, was diese Protagonisten gemeinsam haben – Kind zu sein. Und alle drei haben Akkordeons.

Nur acht statt zwölf Knöpfe

Mit gestischen und mimischen Übertreibungen, mit wenigen bekannten Worten und Lautmalereien entwickeln diese Kinder ihre Geschichte. Da wird gehöhnt und gespottet, weil das Instrument der Neuen nur acht Bassknöpfe hat und die der anderen beiden zwölf. Da wird „Humpat“ kreiert (eine Spielidee), und die Neue darf nicht mitmachen. Und jedes Kindergartenkind weiß, dass Wippen auch zu dritt benutzt werden können, doch die hier müssen es noch lernen. Gehört doch Mut und Schwindelfreiheit dazu, den dritten, mittleren Platz einzunehmen. Es wird um die Sitzordnung gestritten, sich handfest gekloppt, sich empört und versöhnt und immer wieder zu den Akkordeons gegriffen.

Musik, so die Hoffnung zu Beginn dieser Uraufführung in der Regie von Jes-Intendantin Brigitte Dethier, könnte in der Dynamik dieses 45-Minuten-Stückes eine versöhnende Kraft entwickeln. Eine wunderschöne Idee, die zumindest zu Beginn greift. Kulturelle Unterschiedlichkeit deutet sich an, als Susanne Zeininger ihrem Instrument eine kleine Melodie in Moll entlockt; Franziska Schmitz und Alexander Redwitz bleiben bei Dur. Später versuchen sich die Drei als Trio. Doch ihre handwerklichen Fähigkeiten auf dem Instrument reichen leider nicht, die Idee bis zum Schluss der 45-Minuten-Geschichte tragfähig zu machen. Auch das kindliche Publikum spürt das, begeistert sich also umso mehr am clownesken Charakter der Handlungen.

Weitere Termine und Informationen unter www.jes-stuttgart.de