Nicht allen gefällt es, wenn die Downhiller den Wald runterbrettern. Foto: Lg/Kovalenko

Ein Anschlag am Woodpeckertrail zwischen Degerloch und Heslach ist ein Fall für die Kriminalpolizei: Ein auf Brusthöhe gespannter Draht sollte dort offenbar Mountainbiker zu Fall bringen. Ein Fahrer stürzte.

Stuttgart - Am vorerst letzten schönen Spätsommerwochenende hat an der Downhillstrecke zwischen Degerloch und Heslach noch einmal reger Betrieb geherrscht. Und Aufregung. Denn am Samstag ist es aufgrund eines über den Weg gespannten Drahtes zu einem Unfall gekommen. Dieser ist laut Polizei glimpflich ausgegangen. Jedoch nehmen die Ermittler den Fall sehr ernst: Es ermittelt das Dezernat elf, das für Körperverletzungen und Tötungsdelikte zuständig ist. In den Ermittlungen gehe man von gefährlicher Körperverletzung mit lebensgefährlichen Methoden aus.

Am Samstag gegen 13 Uhr stürzte ein 16 Jahre alter Mountainbiker wegen des Drahtes. „Er hat ihn gesehen und dann stark abgebremst“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszweski. Dabei habe der Jugendliche Hautabschürfungen erlitten, sei also glücklicherweise nur leicht verletzt worden. Ein zweiter Radfahrer, der hinzukam und dem gestürzten Downhillfahrer half, habe dann den Draht entfernt. „Er sagte, er würde ihn dann entsorgen“, berichtet der Polizeisprecher. Deswegen hätten die Ermittler den Draht nicht sicherstellen können. Gemeldet habe den Fall der Vater des 16-Jährigen am Sonntag. Die Personalien des Helfers hatte die Familie des verunglückten Jugendlichen nicht, so habe man außer dem 16-Jährigen noch keine weiteren Zeugen.

Da der Draht fehlt, hat die Polizei keine Spuren

Der Draht sei von dem Jugendlichen als „ungefähr so stark wie ein Bowdenzug“ beschrieben worden. Das sind am Fahrrad zum Beispiel die Drähte, die von der Gangschaltung zum Umwerfer führen, der die Kette auf das richtige Kettenblatt legt. Die Spurenlage sei schlecht – aufgrund des zeitlichen Abstands zwischen Sturz und Anzeige und da der Draht entfernt worden sei, sagt Tomaszewski. Zeugen seien daher sehr wichtig. Unter anderem müsse die Polizei wissen, wann etwa der Draht gespannt worden sein könnte. Auch wer Verdächtige gesehen hat, soll sich unter 07 11 / 89 90 - 57 78 bei der Kripo melden. Der Draht befand sich bei der Holzbrücke im oberen Drittel des Trails.

„Am Freitagabend war ich noch auf der Strecke, da war nichts“, sagt Jannick Henzler, einer der Initiatoren der Strecke, der sich auch mit einem Team um deren Instandhaltung kümmert. Auch am Samstagmorgen sei es auf der Strecke sehr belebt gewesen. Deswegen vermutet er, dass die Falle erst kurz vor dem Sturz des Jugendlichen am Mittag angebracht worden sein könnte, „das wäre besonders dreist“, so der 29-Jährige. Er habe auf der Facebook-Seite des Woodpeckertrails eine Warnung und einen Aufruf, sich als Zeuge zu melden, veröffentlicht und sich unter den Radlern umgehört. Bis jetzt wisse er noch nichts Näheres über den Zeitpunkt. Der auf Brusthöhe über die Strecke gespannte Draht sei die erste Sabotage, die am Woodpeckertrail entdeckt worden sei. Manchmal würden Scherben auf dem Weg liegen. „Aber das muss keine Absicht sein, das kann auch Gedankenlosigkeit sein, wenn jemand eine Flasche einfach im Wald wegwirft“, meint Jannick Henzler.

Auf anderen Waldwegen, darunter auch auf illegal angelegten Mountainbiketrails, habe man schon mit Nägeln präparierte Bretter entdeckt, die wohl als Falle gedacht waren: Sie sollten den Bikern die Reifen zerstechen. „Aber auf der offiziellen Strecke hatten wir das noch nicht. Entsprechend entsetzt sind wir auch“, sagt Henzler. Das Verhältnis zu Anwohnern und Spaziergängern sei am Woodpeckertrail gut: „Die allermeisten nehmen Rücksicht, rasen nicht durchs Wohngebiet und setzen sich am Marienplatz nicht mit ihren dreckigen Bikehosen in der Zacke auf die sauberen Sitze“, so Henzler. Einzelne, die sich anders verhalten, gebe es auch. „Aber insgesamt ist das Verhältnis zu Anwohnern und Spaziergängern gut“, sagt Henzler.

Bei der Polizei erinnert man sich an einen ähnlichen Fall: Im Kräherwald wurde 2016 ein Seil über einen Waldweg gespannt, um Mountainbiker zu Fall zu bringen. Dabei wurde ein Mann schwer verletzt, der dagegenfuhr. Die Kripo ermittelte wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. Aufklären konnte sie den Fall bis heute nicht. Im Juni 2015 entdeckte eine Polizeistreife im Schlossgarten eine Falle und entfernte diese in der Nacht, bevor jemand dagegenradelte: Es waren Kabelbinder aneinandergeknüpft und über den Weg gespannt worden.