Donald Trump muss sich einem Amtsenthebungsverfahren stellen. Foto: dpa/Alex Brandon

Als erst dritter Präsident in der US-Geschichte muss sich Donald Trump einem Amtsenthebungsverfahren stellen. Darüber dass er am Ende freigesprochen wird, gibt es kaum Zweifel. Aber das Spektakel im Senat dürfte den Wahlkampf über Wochen dominieren.

Washington - Der Weg für das Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump ist endgültig frei. Die Abgeordneten im Repräsentantenhaus stimmten am Mittwoch mit einer Mehrheit von 228 zu 193 Stimmen dafür, die Anklagepunkte gegen Trump an den Senat zu übermitteln. Dort wird es in den kommenden Wochen eine Art Prozess unter Vorsitz von John Roberts vom Obersten Gerichtshof geben. Vorgeworfen wird Trump Amtsmissbrauch und Behinderung der Ermittlungen des Kongresses. Er weist die Anschuldigungen zurück.

Nach Andrew Johnson 1868 und Bill Clinton 1999 ist Trump der erst dritte Präsident, der sich einem Amtsenthebungsverfahren im Senat stellen muss. Wie der Prozess ablaufen wird, ist bisher nur zum Teil klar. Zunächst mussten aber nach der Abstimmung am Mittwoch erst einmal die Anklagepunkte physisch an eine Mitarbeiterin des Senats übergeben werden. Damit der eigentliche Prozess beginnen kann, muss dann Roberts vereidigt werden und seinerseits die 100 Senatoren vereidigen, die als eine Art Geschworene fungieren und letztlich das Urteil über Trump fällen. Weil die Republikaner eine Mehrheit von 53 zu 47 Stimmen haben und für eine Amtsenthebung des Präsidenten eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig wäre, gilt ein Freispruch als sicher.

Team aus Anklägern benannt

Das Repräsentantenhaus, das bereits vor Weihnachten für ein Amtsenthebungsverfahren gestimmt hatte, schickt ein Team aus Anklägern zu den Verfahren, die sogenannten Impeachment-Manager. Die demokratische Vorsitzende der Kammer, Nancy Pelosi, benannte vor dem Votum Adam Schiff und Jerry Nadler sowie fünf weitere Abgeordnete für diese Funktion. Schiff ist der Vorsitzende im Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses, Nadler leitete den Justizausschuss. Beide Gremien hatten im Ukraine-Skandal gegen Trump ermittelt und Zeugen befragt.

Trump wird vorgeworfen, seinen ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj telefonisch zu Ermittlungen gegen seinen demokratischen Rivalen Joe Biden aufgefordert, zugleich als Druckmittel längst bewilligte US-Militärhilfe für Kiew zurückgehalten und später die Ermittlungen im Repräsentantenhaus zu diesen Vorgängen blockiert zu haben.

Nach den Vereidigungen der Senatoren und anderen Formalitäten noch in dieser Woche soll ab dem kommenden Dienstag - in den USA ist am Montag Feiertag - das Verfahren ernsthaft beginnen. Streit herrscht darüber, ob und welche Zeugen vorgeladen werden sollen. Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, will das Verfahren im Wahljahr nicht unnötig in die Länge ziehen und ist deshalb eher gegen neue Zeugen. Doch mehrere Republikaner wollen - ebenso wie die Demokraten - sehr wohl von Zeugen hören. Es reichen vier Überläufer der Republikaner aus, damit es eine Mehrheit für eine Vorladung von Zeugen gibt.