Ausgelassener Jubel: Stuttgarts Volleyballerinnen feiern den deutschen Meistertitel. Foto: Baumann

Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben sich ihren Traum erfüllt: Erstmals in der Geschichte des Vereins holen sie den DM-Titel – nach einer hochdramatischen Finalserie gegen den SSC Schwerin. Das entscheidendende fünfte Duell geht mit 3:2 an das MTV-Team. Und danach explodiert die Scharrena.

Stuttgart - Der Jubel kannte keine Grenzen. Nicht auf den Rängen. Nicht auf dem Feld. Und erst recht nicht auf dem Podest: Nach vier Vizemeisterschaften in Folge durften die Stuttgarter Volleyballerinnen erstmals ein Foto mit der Schale machen. Für die Spielerinnen war das ein überwältigendes Gefühl – und für ihre Sportchefin natürlich auch. „Heute ist der schönste Tag in meiner Volleyball-Karriere“, jubelte Kim Renkema, „es ist unfassbar, was die Mädels geleistet haben. Ich bin so stolz auf sie, stolzer geht es nicht.“

Was auch mit dem letzten Spiel einer Finalserie zu tun hatte, die spannender nicht hätte sein können. Die Gastgeberinnen legten im entscheidenden fünften Spiel los, als wollten sie wie zuvor nebenan der VfB einen 3:0-Sieg einfahren. 25:12 und 25:20 gewannen sie die beiden ersten Sätze, dann folgte allerdings ein kleiner Bruch (14:25). Doch die Stuttgarterinnen kämpften sich zurück, lagen im vierten Satz 23:21 vorne. Zwei Punkte fehlten noch zum Titel, der Satz aber ging mit 26:24 an den SSC Schwerin. „Was danach kam, war sensationell“, sagte Renkema. „Wer nach so einem Spielverlauf in den Tiebreak muss, dem hilft nur eine unglaubliche mentale Stärke.“ Und Krystal Rivers.

Krystal Rivers stärkste Spielerin auf dem Feld

Die Diagonalangreiferin war die stärkste Spielerin auf dem Feld. Immer wieder drosch die US-Amerikanerin den Ball auf den Boden – und nach dem 15:11 brachen alle Dämme. „Ich habe ein wundervolles Team“, sagte Trainer Giannis Athanasopoulos. „Immer, wenn sie am Boden lagen, sind die Spielerinnen wieder aufgestanden. Sie haben stets an sich geglaubt. Fantastisch!“

Wie sein Team aufgetreten war, hatte Aurel Irion nicht gesehen. Der Geschäftsführer von Allianz MTV Stuttgart war so aufgeregt, dass er sich fünf Sätze lang in den Katakomben der Scharrena verschanzte. Erst nach dem Matchball tauchte er wieder auf. „Ich bin stolz, dass wir für die geilste Stadt in Deutschland einen solchen Titel geholt haben“, sagte Irion, und er schaute drein, als könnte er selbst nicht glauben, was soeben passiert war. „Es wäre tragisch gewesen, wenn wir wieder Zweiter geworden wären. Und trotzdem waren drei Wunder nötig, um den SSC Schwerin dreimal zu schlagen. Wir haben diesen Erfolg auch unserem Publikum zu verdanken. Wie die Fans unser Team in dieser Finalserie unterstützt und getragen haben, war einfach nur phänomenal.“

Meisterliche Stimmung

Das fand auch Julia Schaefer, die ihr bisher schwerstes Spiel für Allianz MTV Stuttgart zu absolvieren hatte – am Mikrofon des TV-Senders Sport 1. Die Außenangreiferin hatte sich im vierten Spiel am Donnerstag in Schwerin das Wadenbein gebrochen, war am Freitag in Stuttgart operiert worden und stand am Samstag ihren Kolleginnen bei. „Ich habe versucht, dem Team so viel Energie wie möglich mitzugeben“, sagte sie, „jetzt bin ich Deutscher Fraktur-Meister.“

Logisch, dass auch Julia Schaefer gefeiert wurde. Von ihrer Mannschaft. Von den Trainern. Und von den Fans, die für eine meisterliche Stimmung sorgten.