Die Sanierung der Stuttgarter Staatsoper – eine unendliche Geschichte? Foto: dpa

Nachdem OB Fritz Kuhn wegen exorbitant hoher Kosten das Aus für die geplante Interimsoper am Rosensteinpark verkündet hat, mehren sich in Stuttgart die Forderungen nach einer nachhaltigen Lösung. Die CDU hat noch andere Pläne.

Stuttgart - Nach der Kostenexplosion beim Paketpostamt, das als Interimsoper für die Dauer der Sanierung des über 100 Jahre alten Littmann-Baus auserkoren war, mehren sich zumindest in der Stadt jene Stimmen, die dem Neubau eines Gebäudes mit entsprechender Nachnutzung als Konzertsaal den Vorzug geben würden. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat ist am Dienstag mit einem solchen Vorschlag vorgeprescht, auch bei den Grünen und der SPD denkt man nun offenbar in Richtung Nachhaltigkeit. Die Christdemokraten fordern zudem, im Zuge der Umgestaltung der Kulturmeile Planungen für eine Tieferlegung der B 14 zwischen dem Innenministerium und dem Dorotheenquartier neu aufzulegen.

Der Fraktionschef Alexander Kotz übte zugleich scharfe Kritik am Land, aber auch an OB Fritz Kuhn (Grüne). Die Verantwortlichen für den Standort Paketpostamt stünden „vor dem Scherbenhaufen ihrer Interimsplanung“, sagte er. Man habe der Öffentlichkeit vorgegaukelt, dass man eine Lösung für die Oper gefunden habe – nun müsse man wieder auf Los zurück.

Wie berichtet, hatte der Rathauschef am vergangenen Mittwoch das Aus für die geplante Übergangsoper am Rosensteinpark verkündet, nachdem ein Gutachten die Kosten dafür auf 116 Millionen Euro veranschlagt hatte. Bis dato war das Finanzministerium grob geschätzt von weniger als der Hälfte ausgegangen. Das Land hat sich von der Interimsoper am Park im Gegensatz zur Stadt noch nicht verabschiedet.

CDU bringt neue Standorte in der Stadt ins Gespräch

Anders als der Verein Aufbruch Stuttgart um den TV-Moderator Wieland Backes und die FDP hält die CDU nicht das Areal des Königin-Katharina-Stifts für den idealen Standort für ein Kombigebäude. Neben dem bereits diskutierten Bau einer Philharmonie nahe des Bonatzbaus auf dem S-21-Areal nannte Kotz auch ein Gelände bei der Liederhalle zwischen Berliner Platz und Schlossstraße als möglichen Baugrund. Man müsse aber auch Konversionsflächen wie etwa das Kohlelager beim Kraftwerk Gaisburg unvoreingenommen untersuchen – etwa in Verbindung mit einer Überdeckelung der dort verlaufenden B 10. Ein kultureller Schwerpunkt an einer solchen Stelle könnte laut Kotz auch einen städtebaulichen Schub auslösen.

Der CDU schwebt eine Art Modulbau vor. Im ersten Schritt müsste das neu zu erstellende Gebäude für den Bedarf der Oper ausgelegt werden. Nach der auf fünf Jahre geschätzten Interimsnutzung könne der Bau dann entkernt und zum Konzertsaal umgebaut werden. Die Nachnutzung für andere Zwecke müsse bei den Planungen frühzeitig berücksichtigt werden. Um diese Varianten zu diskutieren, regt die CDU ein Kolloquium an, das etwa mit Konzertveranstaltern, Vertretern der Staatstheater, Architekten, Vertretern von Land und Stadt und aus der Bürgerschaft besetzt sein könne. Zudem müsse eine „Bauherren- und Umsetzungsstruktur“ gefunden werden, die die größtmöglichen Chancen auf Termin- und Kostensicherheit bei guter Qualität sicher stelle. Die dadurch entstehende Zeitverzögerung für den eigentlichen Beginn der Sanierung des Großen Hauses würde die CDU in Kauf nehmen.

Kotz: Tieferlegung der B 14 wäre ein Stück Stadtreparatur

Zugleich will die Ratsfraktion auch beim Thema Verkehr auf der Kulturmeile Nägel mit Köpfen machen. Die beantragte Tieferlegung der B  14 auf dem rund 1,2 Kilometer langen Abschnitt wäre „ein Stück Stadtreparatur“, stellte Kotz fest. Angaben von Experten aus dem Stadtplanungsamt zufolge sei ein solcher Tunnel für einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ (Kotz) zu haben und würde rund 60 Prozent des heute oberirdisch abgewickelten Verkehrs zwischen Charlottenplatz und Gebhard-Müller-Platz unter die Erde zwingen.