Auch die Große Kreisstadt muss in die Flüchtlingsunterbringung investieren. Foto: Pascal Thiel

Weil schnell Unterkünfte für Flüchtlinge benötigt werden, gewinnt in Ditzingen nun auch die Diskussion um bezahlbare Wohnraum für Familien eine ungeahnte Dynamik.

Ditzingen - Warum wird für Flüchtlinge neu gebaut, während die sozial schwachen Ditzinger Familien in nicht unbedingt alten, aber älteren Unterkünften leben müssen? Eine Bürgerin hatte den Oberbürgermeister Michael Makurath am Donnerstagabend in der Ditzinger Stadthalle mit dieser Frage konfrontiert. Die Stadtverwaltung hatte zu der Bürgerversammlung eingeladen. Sie wollte präsentieren, wie die beschlossenen Standorte für Flüchtlingsunterkünfte nach den Vorstellungen der Stadträte bebaut werden sollen. Die Fachausschüsse hatten in diesem Fall nur eine empfehlende Funktion: Das letzte Wort hat am Dienstagabend der Gemeinderat. Die CDU hatte zudem beantragt, die Stadt – nicht Investoren – sollten zwei Bauabschnitte in Hirschlanden und Heimerdingen verantworten.

Die Ausschüsse hatten dem Gemeinderat Vorschläge für alle Stadtteile gemacht. Mit rund sechs Millionen Euro schlagen die Gebäude zu Buche, abzüglich der Fördergelder wird die Kommune rund fünf Millionen Euro aufbringen müssen. Diese Summe ist im aktuellen Haushalt finanziert. Nach den ersten Planungen sollen im Hirschlander Weg in Schöckingen vier Doppelhäuser entstehen, in der Hirschlander Brühlstraßae acht und im Kugelwasen in Heimerdingen sieben Reihenhäuser. Doch nach den Anregungen der Ortschaftsräte von Hirschlanden und Heimerdingen sowie der Ausschüsse des Gemeinderats wird nun sowohl für Heimerdingen als auch für Hirschlanden geprüft, ob statt nur Reihenhäusern auch Mehrfamilienhäuser gebaut werden könnten. Dies soll die Möglichkeit erhöhen, in den Gebäuden langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Denn dieser ist rar.

Das Land fördert Doppelhäuser

Sowohl im Stadtteil Hirschlanden als auch in Heimerdingen sind zudem Doppelhäuser geplant, die mit Landesfördermitteln errichtet werden und deshalb gerade nicht den einkommenstarken Familien zur Verfügung stehen werden, sondern als sozialer Wohnraum gedacht sind. Auf dem Gelände der katholischen Kirche im Iptinger Weg in Heimerdingen ist zudem ein Holzsystembau für die Flüchtlingsunterbringung geplant. Da die Kirche das Gelände nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt hat, wird dort das Gebäude wieder abgebaut. Ein Holzsystembau soll auch an der Lehmgrube in Ditzingen errichtet werden.

Zudem will die Stadt dem Landkreis Flächen in der Dieselstraße und der Schuckertstarße in der Kernstadt für die Erstunterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Die Plätze hingegen, die die Ditzinger selbst schaffen, dienen der Anschlussunterbringung, sind also für jene Flüchtlinge gedacht, deren Asylverfahren bereits abgeschlossen ist.

Bedenken wegen der Bebauung in der Lehmgrube

In der Diskussion wurden am Donnerstag Befürchtungen laut, die Gewalt allgemein könne zunehmen. Im Besonderen gab es Bedenken wegen der Bebauung in der Lehmgrube. Und eine Dame fragte gegen Ende der anderthalbstündigen Veranstaltung unter dem Beifall der Zuhörer, wann die Sozialhilfeempfänger in Neubauten umziehen dürften. Das sei zwar eine berechtigte Frage, sagte der Oberbürgermeister. „Aber das setzt voraus, dass man entscheiden kann, wer wo wohnt.“ Viele sozial Schwächere lebten in privaten Wohnungen. Es sei eine Entscheidung der Eigentümer, an wen sie vermieteten.