Das Pfandgut-Guthaben wird auf das Smartphone gespeichert. Foto: Gottfried Stoppel

Das Kaufland rühmt sich, als erster im deutschen Lebensmitteleinzelhandel einen digitalen Pfandbon einzuführen. Einer der zwölf Pilotstandorte ist Backnang. Was hinter dem Projekt steckt:

Backnang - Die Idee kam einer Mitarbeiterin der Marketing-Abteilung aus eigenen Erfahrungen heraus. Weil sie beim Einkauf an der Kasse immer wieder feststellen musste, dass ihre Papierpfandbons für vorherige Leergutrückgaben oft nicht dort waren, wo sie diese mutmaßlich verstaut hatte, fragte sie sich, ob das nicht ein Fall für eine digitale Speicherung auf dem Handy wäre.

Mit diesen Erfahrungen war sie offensichtlich nicht allein. Der Tipp an die IT-Abteilung stieß auf offene Ohren und geht jetzt in die Umsetzung. Die Kaufland-Kette rühmt sich, als erster im deutschen Lebensmitteleinzelhandel den Kunden die Möglichkeit anzubieten, ihr Pfandguthaben über eine App auf dem Smartphone ansammeln und speichern zu können. Seit vergangener Woche sind zwölf der insgesamt rund 150 Märkte in Süddeutschland in der Erprobungsphase. Einer davon ist das Kaufland in der Backnanger Industriestraße, der einzige in der Region.

Papierstreifen länger als die Chinesische Mauer

Auf Plakatstellwänden und Aufklebern an den zurzeit sechs Rückgabeautomaten wird dort für den „Smartbon, der erste Pfandbon, der ganz von der Rolle ist“ geworben. Und in Flyern wird die Sinnhaftigkeit der Digitalisierung auch aus ökologischen Gründen angepriesen: Schließlich würden in den deutschlandweit mehr als 660 Kaufland-Filialen pro Jahr rund 200 Millionen Pfandbons ausgedruckt – in der Summe ergebe das einen 24 000 Kilometer langen Papierstreifen, ein paar tausend Kilometer länger als die Chinesische Mauer.

Für den Backnanger Marktleiter Sandro Klar sind wie für die Marketing-Kollegin die Vorteile ganz praktischer Natur. So könne man die Pfandguthaben mehrerer Leergutgänge sammeln, ohne daran denken zu müssen, dass man zum nächsten Einkauf auch die Bons mitnehme. Schließlich habe man sein Handy in der Regel ja immer dabei. Auch das Ausbleichen eines Papierbons und damit seine Unablesbarkeit müsse man nicht mehr fürchten.

Guthaben ist drei Jahre lang gültig

Kaufland gebe eine Garantie darauf, dass das Guthaben auf der Handy-App drei Jahre lang in bare Münze verwandelt werden könne, sagt Andrea-Kübler von der Abteilung Unternehmenskommunikation. Während der Erprobungsphase könne man den Smartbon zwar nur an zwölf ausgewählten Standorten und zunächst auch nur auf Android-Handys erstellen, einlösbar sei dieser aber in allen 150 Filialen in ganz Süddeutschland.

Wer mitmachen will, benötige eigentlich nur ein x-beliebiges Smartphone – demnächst sollen auch Apple-Geräte einsetzbar sein –, auf das er sich die Kaufland-Smartbon-App herunterlädt. Diese scannt am Ende der Leergut-Rückgabe einen sogenannten QR-Code, über den das Guthaben automatisch auf dem Handy gespeichert und ausgewiesen wird. Das Einlösen erfolgt dann auf ähnliche Weise selbsttätig an einem Scanner an der Kasse, wo das Geld auch ausgezahlt oder vom Einkauf abgezogen wird.

Wie viele Kauflandkunden das noch sehr junge Angebot bisher wahrgenommen haben, kann der Backnanger Marktleiter Sandro Klar nicht sagen. Seine Mitarbeiter in der rund 5300 Quadratmeter großen Filiale aber habe er explizit aufgefordert, rege davon Gebrauch zu machen.

Kunden können zwischen Papier und App wählen

Das sei durchaus auch im Firmeninteresse, sagt Andrea Kübler. Schließlich sei die Sache nicht nur von einer Mitarbeiterin initiiert worden, man erhoffe sich auch wertvolle Hinweise bei der Verbesserung jener App, die sicherlich noch nicht bis ins Allerletzte ausgeklügelt sei.

Den Kunden überlasse man selbstverständlich die Wahl, ob sie den Schritt in die Pfanddigitalisierung jetzt schon mitgehen wollen oder nicht. Nach wie vor gibt es an den Automaten auch einen Knopf für die Papierbonausgabe. „Und“, stellt Sandro Klar klar: „Man kann auch jederzeit wieder zurück, wenn man es sich anders überlegt oder sich verdrückt hat.“