Von der Blauen Umweltplakette und drohenden Dieselfahrverboten profitieren die Autohändler – während die Dieselbesitzer auf ihren Wagen sitzen bleiben (Symbolbild). Foto: AP

Die drohenden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Stuttgart könnten Autobesitzer hart treffen – und Autohäuser freuen. Außerdem wird die Forderung von Subventionen für Elektroautos laut.

Stuttgart - In Stuttgart drohen wegen der hohen Luftschadstoffe Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Nun fordert VW-Chef Müller die Diesel-Subventionen zu streichen und eine Blauen Umweltplakette einzuführen. Das könnte Dieselbesitzer hart treffen – bei den Autohändlern aber durchaus für einen Aufschwung sorgen.

Blaue Plakette als Verkaufsargument

In Stuttgart-Plieningen verkauft man beim Autohaus Gölz seit 35 Jahren Neu- und Gebrauchtwagen des schwedischen Herstellers Volvo. Serviceberater Michael Oberthür sieht den drohenden Dieselabstieg mit gemischten Gefühlen: „Prinzipiell ist die Blaue Plakette ein Verkaufsargument für jedes Haus, denn dadurch lassen sich viele Neuwagen verkaufen.“ Man könne jedem Kunden auf Nachfrage eines der sauberen Diesel-Modelle mit Euro-6-Norm anbieten, eine Nachrüstung der alten Autos sei aber nicht möglich. Viele Kunden könnten daher bald gezwungen sein, ihr Dieselauto entweder stehen zu lassen oder für einen schlechten Preis auf dem Land oder gar im Ausland zu verkaufen. Das könnte bei Autobesitzern für Frust sorgen, so Oberthür. Bislang seien nur einzelne Kunden verunsichert und verärgert, sie wollten die Entscheidung, ob die Plakette wirklich kommt, abwarten.

In einer Umfrage haben wir Stuttgarter vor einiger Zeit gefragt, was sie vom Diesel-Fahrverbot halten. Die Antworten im Video:

Weniger Diesel, mehr Elektroauto

Die Stuttgarter Kfz-Innung begrüßt zwar die geforderten Abstriche bei den Diesel-Subventionen, fordert dafür aber insgesamt Subventionen für Elektroautos. „Das wäre das richtige Signal. Wir fordern noch immer endlich klare Nachrüstregelungen und -technologien“, so Geschäftsführer Christian Reher. Für ihn ist die von VW-Chef Matthias Müller ins Spiel gebrachte Variante der Umweltplakette, die die Vergabe an einen Stickoxid-Grenzwert bindet, noch zu ungenau. Was den Erfolg der Dieseltechnologie mit den gekoppelten Privilegien betrifft, hat die Kfz-Innung so ihre Zweifel: Die sogenannte Subventionierung helfe auch Firmen und Handwerksbetrieben, deren Fahrzeuge viel auf der Straße sind.

„Elektroautos werden steuerlich privilegiert, sind von den Treibstoffkosten her günstig und werden durch Prämien begünstigt, stehen aber bestenfalls vor dem Durchbruch“, sagt Reher. Bei der Kfz-Innung ist man sich einig: Es muss noch andere Faktoren geben, die entscheiden, ob der Durchbruch der E-Autos gelingt. Am wichtigsten sei am Ende die Nutzerfreundlichkeit: „Da kann der Autohersteller VW ein Zeichen setzen, wenn er seine Milliardengewinne in eine überzeugende Technologie investiert“, findet Kfz-Innungschef Christian Reher.