Aus dem Auspuff des Cayenne kommen mehr Stickoxide als erlaubt. Foto: dpa

Der verordnete Rückruf des Cayenne schadet dem Image der Nobelmarke, meint Wirtschaftsredakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Eigentlich wollte der Volkswagen-Konzern am Donnerstag nach den vielen Hiobsbotschaften der vergangenen Jahre eine Erfolgsmeldung verkünden. Der Gewinn hat sich in den ersten sechs Monaten fast verdoppelt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Konzern in den ersten sechs Monaten des Vorjahres noch eine erhebliche finanzielle Vorsorge für die Bewältigung des Abgasskandals schultern musste. Die größten Belastungen durch die härteste Krise der Unternehmensgeschichte sind nun bewältigt, die sehr brisanten rechtlichen Auseinandersetzungen in Amerika sind beendet. Der Konzern sei wieder auf dem richtigen Kurs, versicherte Vorstandschef Matthias Müller.

Betriebsratschef Uwe Hück dürfte schon geahnt haben, was auf die Nobelmarke zukommt

Am späten Nachmittag verdarb jedoch Verkehrsminister Alexander Dobrindt dem VW-Chef die gute Laune, indem er Porsche wie zuvor schon Audi wegen einer illegalen Abschalteinrichtung zu einem Rückruf zwang und den Verkauf bestimmter Varianten des Geländewagen Cayenne bis auf weiteres verbot. Dies kratzt am Image der erfolgsverwöhnten feinen Stuttgarter Marke, die ebenso wie Audi ein wichtiger Gewinnbringer des Wolfsburger Autokonzerns ist. Auch in der ersten Hälfte dieses Jahres hat Porsche wieder eine Spitzenrendite erzielt, von der andere Autobauer nur träumen können. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück dürfte schon geahnt haben, was auf die Nobelmarke zukommt. Dies erklärt, warum er am Wochenende in einem Interview derart heftig gegen den Motorenlieferanten Audi keilte und eine Freistellung der Vorstände der VW-Tochter forderte, wofür wiederum Konzernchef Müller den Betriebsratschef tadelte.

Der Verlust der Selbstständigkeit durch Eingliederung in den VW-Konzern

Die Erfolgsfahrt von Porsche dürfte durch die Schummeldiesel im Cayenne nicht gestoppt werden, doch wird damit wieder einmal deutlich, dass der Verlust der Selbstständigkeit und die Eingliederung in den VW-Konzern nicht nur Vorteile hat. Der kleine Autobauer braucht den großen Konzern, um beim epochalen Wandel in der Branche mithalten zu können. Der Vorstoß in die Elektromobilität, die Digitalisierung des Geschäfts und die Entwicklung neuer Mobilitätsdienste sind sehr teuer. Die enge Verflechtung, die Kostenvorteile bringt, kann jedoch dazu führen, dass Probleme bei anderen Konzerntöchter unmittelbar auf Porsche durchschlagen.