Der Diesel und die Autohersteller: Das Gericht ist skeptisch gegenüber den Plänen zur Nachrüstung Foto: dpa-Zentralbild

Die Autoindustrie will den Diesel retten, doch ihr Einsatz ist halbherzig. Monatelang erklärte die Branche einhellig, eine Nachrüstung sei gar nicht möglich.

Stuttgart - Lang ist’s her, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann erklärte, weniger Autos seien ihm lieber als mehr. Heute kämpft der Regierungschef für die Arbeitsplätze der Branche und dafür, dass der Diesel nicht durch Fahrverbote noch mehr in Verruf gerät. Doch vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart machte die Landesregierung eine denkbar schlechte Figur. Ihre Vertreter mussten einräumen, dass die Absichtserklärungen der Autobranche, durch eine Nachbesserung Fahrverbote überflüssig zu machen, überaus vage sind. Schon mit der Frage, welche Hersteller überhaupt mitmachen, tat sich das Land schwer, ebenso mit der Frage, wann ein solcher Plan denn greifen wird. Fast sieht es aus, als habe das Land die Verantwortung für die Luftreinhaltung an die Autobranche abgegeben – die zu dieser Verantwortung aber ein eher lässiges Verhältnis pflegt: Klappt es heute nicht, klappt es morgen.

Monatelang erklärte die Branche einhellig, eine Nachrüstung sei gar nicht möglich. Als das Land dann anbot, auf Fahrverbote zu verzichten, wenn die Autos nachgebessert werden, schien plötzlich doch etwas zu gehen. Doch selbst dann tat sich die Branche schwer, die goldene Brücke zu betreten, die Kretschmann ihr gebaut hatte. Es wirkt, als wolle sie am liebsten den Ministerpräsidenten alleine vorschicken, um für sie die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Ein riskantes Kalkül zum Kostensparen.

Immerhin hat Daimler jetzt durch die Ankündigung einer großen Nachrüstaktion ein klares Zeichen gesetzt. Doch auch hier sind die Ziele so vage, dass das Gericht sie kaum als eine verlässliche Basis für einen Luftreinhalteplan bewerten kann. Im Jahr 13 der Prozesse um saubere Luft ist es jedoch an der Zeit, dass die Hersteller verlässlich daran mitwirken, die Probleme zu lösen, die durch fragwürdige Abgastechnologien entstanden sind.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de