Auch an der Stuttgarter Pragstraße wird die Schadstoffbelastung der Luft durch Dieselautos gemessen. Die Station erfüllt heute allerdings nicht mehr die Kriterien und wird wieder abgebaut. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Lange hat sich der Verkehrsminister gegen die Überprüfung der Standorte von Messstellen für Luftschadstoffe gewehrt. Nun, da sie doch vorgenommen werden, zeigt sich, wie richtig die Nachkontrollen sind, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Zweifel sind nicht gestattet. „Messstationen zur Luftqualität stehen richtig“, erklärte vor einigen Monaten die Landesanstalt für Umwelt im Brustton der Überzeugung. Auch Verkehrsminister Winfried Hermann stellte sich auf Bundesebene als einer von wenigen gegen eine Überprüfung der Standorte der Messstationen. Wenige Monate später ist von solchen Aussagen nichts mehr zu hören. Heute erklärt Hermann, vielleicht seien die Werte am Neckartor doch nicht repräsentativ für die dortige Luftbelastung.

Realitätssinn statt Schwarzmalerei

Es bleibt ihm auch kaum etwas anderes übrig, denn die Landesregierung hat trotz seiner Beteuerungen beschlossen, die Stationen zu überprüfen und die Messungen auszuweiten. Vieles spricht dafür, dass bisher ein besonders düsteres, also falsches Bild gezeichnet wurde. Bei der Station an der Stuttgarter Pragstraße wiederum, deren hohe Werte ebenfalls zur Verhängung von Dieselfahrverboten beitrugen, sind die Voraussetzungen nachträglich weggefallen. Ohne die Überprüfungen wäre die Entscheidung über eine Ausweitung der Fahrverbote womöglich auf falscher Basis getroffen worden.

Die Idee, das Management der Fahrverbote nicht mehr allein dem Verkehrsministerium zu überlassen, sondern eine Arbeitsgruppe verschiedener Ministerien zu bilden, kann nur befriedend wirken in einer Situation, in der sich Gegner und Befürworter unversöhnlich gegenüberstehen. Es ist gut, wenn nicht mehr versucht wird, möglichst hohe Werte auszuweisen und den falschen Eindruck zu erwecken, ausgerechnet in Stuttgart führen die größten Dreckschleudern herum. Der Umwelt ist am meisten geholfen, wenn Entscheidungen auf Basis der Realität getroffen werden – und nicht aufgrund von Daten, die darauf abzielen, das schwärzestmögliche Bild zu zeichnen.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de