Wer hätte gedacht, dass eine Tradition aus der Zeit der Pest eine willkommene Rückkehr erlebt? Die italienischen "Weinfenster" sind wieder gefragt.

Sie stammen aus einem dunklen Kapitel der Menschheitsgeschichte. Die "Weinfenster" von Florenz dienten im Mittelalter für den kontaktlosen Ausschank von Alkohol. Der Grund? Die Pest grassierte und raffte Millionen Menschen in Europa dahin. Weil man aber nicht auf seinen Wein verzichten wollte, wurden die "buchette del vino" zur Anlaufstelle für die Einheimischen.

Auch beim Coronavirus, das die Welt seit März 2020 in Atem hält, kommt es darauf an, den körperlichen Kontakt zu anderen Menschen so gering wie möglich zu halten. Das war bei der Pest nicht anders.

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Weinausschank zu Zeiten der Pest

In Florenz gibt es unzählige dieser "Löchlein". Manche von ihnen wurden mit der Zeit zugemauert. Andere werden von den Besitzern der "palazzi", in denen sie sich befinden, reaktiviert, wie es auf der gleichnamigen Website der Kulturvereinigung heißt. Im Mittelalter nutzten reiche Florentiner die Fenster, um ihren in der Toskana angebauten Wein zu verkaufen. Der Wein wurde aus dem Fenster gereicht, das Geld auf einem Metalltablett zurückgegeben und sofort mit Essig desinfiziert. So beschrieb es Francesco Rondinelli, ein zeitgenössischer Gelehrter, den die Kulturvereinigung zitiert.

Heute erfreuen sich die "buchette del vino" größter Beliebtheit. So manches Mal wird aber kein Wein durch das Loch in der Mauer gereicht, sondern Spritz und Eis.