Lotte – so heißt das Maskottchen der SG-Frauen und ihr Motto. Foto: Baumann

Wochen der Wahrheit: Für die ambitionierten Handballerinnen der SG BBM Bietigheim stehen im Januar acht Spiele in drei Wettbewerben auf dem Programm. Mit welchem Ausgang?

Bietigheim - Wenn eine Handballmannschaft 42:28 gewinnt, dann liegt ein paar Minuten vor dem Ede schon mal ein Pläuschchen von der Bank aus drin. So wie am vergangenen Samstag zum Abschluss des Jahres 2018, als die Frauen der SG BBM Bietigheim die Oldenburgerinnen aus der MHP-Arena fegten und Anna Loerper sich zu der (in zivil) hinter ihr sitzenden Kim Naidzinavicius drehte, sozusagen von Spielmacherin zu Spielmacherin. Mit dem kleinen Unterschied, dass die eine wegen eines Innenbandrisses derzeit ausfällt genau wie die Rechtsaußen Daniela Gustin (Kreuzbandriss). Was die Sache nicht einfacher macht in diesen Wochen, die es in sich haben mit acht Spielen im Januar in drei Wettbewerben.

EHF-Pokal: Nachdem die SG in der Champions League in der wohl stärksten Gruppe trotz eines überraschenden Sieges gegen den Mitfavoriten auf den Gesamtsieg aus Bukarest die Hauptrunde verpasst hat, geht es an diesem Samstag (19 Uhr) eine Etage tiefer weiter. Doch zum Auftakt im EHF-Cup kommen gleich die starken Norwegerinnen von Storhamar HE. „Ein Weltklasseteam“, sagt SG-Trainer Martin Albertsen und denkt dabei vor allem an Heidi Løke, die wohl beste Kreisläuferin der Welt. „Das wird für die Zuschauer ein Leckerbissen.“ Wobei die altehrwürdige Viadukthalle internationaler Ehre gelangt. Weil die MHP-Arena oder Alternativen wie die Stuttgarter Scharrena belegt waren, drückte die EHF ein Auge zu. In der Champions League wäre das nicht gegangen, weiß Geschäftsführer Thorsten Nick. Und noch ein Vorteil: Im EHF-Cup ist es objektiv betrachtet leichter, weiter zu kommen als in der Königsklasse. Wie weit? „So weit wie möglich.“ Vor zwei Jahre hat die SG bereits das Finale erreicht.

Ziel: Pokal und Meisterschaft

DHB-Pokal: Diesen Wettbewerb hat die SG noch nie gewonnen, obwohl sie bei den beiden letzten Finalturnieren jeweils Heimvorteil hatte. Erst in Bietigheim, zuletzt in der Stuttgarter Porsche-Arena. „Das Final Four ist inzwischen fast so wichtig wie die Meisterschaft“, sagt Nick. Vor allem weil SG-Hauptsponsor „Olymp“ auch als Namenspatron für das Endturnier fungiert. „Das verpflichtet natürlich.“ Bevor es am 25./26. Mai soweit ist, steht nächsten Mittwoch (ebenfalls in der Viadukthalle) das Viertelfinale gegen Buxtehude auf dem Programm, in dem die SG klarer Favorit ist. Doch die Mannschaft muss auch mit ihren Kräften haushalten in diesen englischen Wochen. Zumal Anfang Dezember die EM auf dem Programm stand, für die der Verein gleich neun Spielerinnen abgestellt hat. „Das sind wir die letzten Jahre aber schon gewohnt“, sagt Trainer Alberstsen.

Meisterschaft: „Das ist natürlich das wichtigste Ziel“ sagt Nick, nachdem die Mannschaft bisher noch ohne Punktverlust dasteht. Das erste Kräftemessen beim Titelverteidiger Thüringer HC steht unmittelbar bevor (23. Januar), und das Duell bekommt noch eine pikantere Note, nachdem der THC die 38-jährige Nina Müller verpflichtet hat, die im Sommer im Unfrieden von der SG gegangen war. Letztendlich läuft alles auf einen Dreikampf zwischen dem THC, der SG und den TusSies aus Metzingen hinaus, die sich nach der EM in hervorragender Form präsentieren. Die Heimspiele gegen die Mitkonkurrenten könnten nochmals zu einem Zuschauermagneten werden, nachdem die SG für sich kurz nach Weihnachten gegen die Neckarsulmer SU mit 2224 Zuschauern einen neuen Bundesligarekord aufgestellt hat. „Ludwigsburg hat den Frauenhandball angenommen“, sagt Nick zufrieden, doch der Kampf gegen die Konkurrenz ist groß: Die Basketballer der Riesen in der MHP Arena, die SG-Männer im eigenen Verein, dazu die Steelers im Eishockey oder auch Stuttgarts Volleyballerinnen. „Da muss die sportliche Leistung stimmen.“ Bisher tut sie das. Doch die Wochen der Wahrheit kommen noch. Das Motto lautet: Volle Lotte, getreu dem Namen des Maskottchens.

Suche nach Verstärkung

Personal: „Es darf nichts mehr passieren“, betont Trainer Albersten, nachdem mit Naidzinavicius und Gustin eben zwei wichtige Spielerinnen fehlen. „Wir halten die Augen offen, aber es wird sehr schwierig, noch Ersatz zu finden“, gibt Nick zu, weil alles interessanten Spielerinnen vertraglich gebunden sind. Der Trainer hofft, dass zumindest Kim Naidzinavicius Ende Februar wieder zur Verfügung stehen wird. Damit der Plausch mit Loerper dann auf der Spielerbank stattfinden wird.