Sie duldet keine Lebenslügen mehr und geht zum Angriff über: Evgenia Dodina als Leah mit Itay Tiran als David, ihrem Sohn Foto: Matthias Horn

Gegen ihr Image hat sie nichts einzuwenden: In „Vögel“, der Erfolgsproduktion des Stuttgarter Schauspiels, glänzt die aus Weißrussland stammende, in Israel lebende Evgenia Dodina als verzweifelte Zynikerin.

Stuttgart - Eine Intendanz mit einem unbekannten Stück und Autor zu eröffnen, noch dazu in vier Sprachen, ist ein Risiko. Nicht jeder Theatermann würde es eingehen, zu viel steht auf dem Spiel, aber Burkhard Kosminski hat es in Stuttgart gewagt: Die Nahost-Tragödie „Vögel“ von Wajdi Mouawad ist bei Kritik und Publikum ein Erfolg, der nicht zuletzt der starken Besetzung zu verdanken ist. Silke Bodenbender und Itay Tiran spielen Norah und David, ein in Berlin lebendes deutsch-jüdisches Paar, das aufgrund familiärer Verwicklungen nach Israel reisen muss. Dort treffen sie Davids Eltern, die im Dauerclinch miteinander liegen – und Dov Glickmann trägt als weicher, humorvoller Vater ebenso zum Triumph der Inszenierung bei wie die tolle Evgenia Dodina als Mutter: Aus ihrer Leah macht sie eine Zynikerin, die Schmerz und Trauer hinter einem Seelenpanzer versteckt.