Sie strahlen jetzt schon um die Wette. Natalie Portman und Colin Firth werden als Oscar-Favoriten heiß gehandelt. Mal sehen, wer von den beiden auch nach der Verleihung am Sonntag noch gut lachen hat. Unsere Bildergalerie zeigt die Nominierten. Foto: dpa

Wenn Hollywood seine Helden feiert, geht es um Ruhm, Glamour und um viel Geld.

Wenn Hollywood seine Helden feiert, geht es um Ruhm, Glamour und um viel Geld. In der Nacht zum Montag ist es wieder so weit. Ein Blick hinter die Kulissen der Oscar-Verleihung.

Die Auszeichnung

Der Oscar besteht aus einem mit 24-karätigem Gold überzogenen Korpus aus einer massiven Nickel-Kupfer-Silber-Mischung. Er ist 34,29 Zentimeter groß und 3,85 Kilogramm schwer. Der Materialwert der Statue beträgt 220 Euro. Der verstorbene Popstar Michael Jackson zahlte bei einer Auktion allerdings 1,5 Millionen Dollar (1,1 Millionen Euro) für den Oscar, mit dem 1940 "Vom Winde verweht" als Bester Film ausgezeichnet wurde. Mehr wurde nie für eine solche Trophäe bezahlt.

Roter Teppich

Der Hollywood Boulevard in Los Angeles ist am Sonntag zwischen Highland und La Brea komplett gesperrt. Nur registrierte Limousinen werden durchgewunken. Vor dem Eingang der Nummer 180 haben Arbeiter auf einer Länge von zwei kompletten Häuserblocks einen roten Teppich verlegt. Rund 500 Fotografen und Reporter stehen bereit, um das Defilee der Stars vom weißen Zelt, das als Sicherheitsschleuse dient, bis zur riesigen Oscar-Statue am Eingang des Kodak Theater festzuhalten. Daneben stehen hölzerne Tribünen für die Fans. Die 600 Plätze werden im September des Vorjahres verlost. Die Gewinnchancen stehen etwa 1 zu 12.

Verpflegung

130 Lkw schaffen das Catering heran. Der österreichische Starkoch Wolfgang Puck ist für das Menü verantwortlich - zusammen mit den 300 Mitgliedern seines Küchenteams. Auf dem Speiseplan stehen 25 Pfund Schwarze Trüffel, vegetarische Paella und Schokoladen-Oscars, die wie das Original mit 24-karätigem Gold überzogen sind.

Geschenke

Agenturen bezahlen große Summen dafür, die Produkte ihrer Kunden bei der Verleihung zu platzieren. Deshalb bekommen die Nominierten Geschenktüten, sogenannte Goodie Bags. Vier bis fünf Millionen Euro gehen jedes Jahr für die Präsenttaschen drauf. Darin finden sich Produkte wie diamantenbesetzte Flip-Flops und Designertaschen im Wert von mehreren Zehntausend Dollar. Vergangenes Jahr warteten auf die Top-Stars Überraschungen wie eine Afrika-Safari und ein Luxustrip nach Monte Carlo, was den Wert des Pakets auf mehr als 90000 Dollar (66000 Euro) steigen ließ. Dumm nur, dass auch Promis Geschenke voll versteuern müssen. Deshalb spenden sie diese häufig Wohltätigkeitsorganisationen - und können 90000 Dollar von der Steuer absetzen.

Geld

In den USA kostet ein 30-Sekunden-Werbespot während der Übertragung 1,5 Millionen Dollar. Aber nicht nur die TV-Sender sind Gewinner des Spektakels, sondern vor allem die Filmindustrie. Eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Film ist laut Marktforschung bis zu 25 Millionen Euro an den Kinokassen wert, plus zehn Millionen beim Gewinn der Trophäe. Besonders Filme mit kleinem Budget profitieren vom Oscar-Hype. "Lost in Translation" etwa hat sich nach seinen vier Nominierungen 2004 (darunter Bester Film) zum Publikumsmagneten entwickelt und das Fünffache seiner Produktionskosten eingespielt. Eine Garantie auf kommerziellen Erfolg gibt es aber nicht. Der hochgelobte Antikriegsfilm "Der schmale Grat" wurde 1999 für sieben Oscars nominiert, floppte aber an den Kassen komplett. Für die Darsteller lohnt sich eine Auszeichnung besonders, ihr Marktwert steigt um ein Vielfaches. Für ihre Rolle im Südstaaten-Drama "Monster's Ball" kassierte Halle Berry 300000 Dollar. Seit sie 2002 dafür den Oscar als Beste Schauspielerin erhielt, kann sie zehn Millionen in Rechnung stellen.

Regeln

Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas) entscheidet, wer für einen Oscar nominiert ist und wer die begehrte Auszeichnung erhält. Mitglied wird man durch Einladung, etwa Filmschaffende, die in ihrem Metier "höchste Vollendung und Kunstfertigkeit demonstriert haben", ob als Produzent, Darsteller, Drehbuchautor oder Kameramann. Derzeit hat die Academy 5777 Mitglieder, bei ihrer Gründung 1927 waren es 33. Damit die Toningenieure nicht die Leistung der Kostümbildner beurteilen müssen, nominiert jede Berufsgruppe ihre eigenen Branchenkollegen. Stehen die Nominierten fest, darf jedes Academy-Mitglied über die Sieger jeder Kategorie abstimmen. Immer wieder ist von Mauscheleien bis hin zur Bestechung die Rede. Bis 2010 musste die Academy ihre Wahl in der Kategorie Bester Film auf fünf beschränken - heute sind es immerhin zehn. Komödien sind notorisch unterrepräsentiert. Es bekommt höchstens mal eine einen Drehbuch-Oscar, etwa "Juno" oder "Little Miss Sunshine".

Reden

Höchstens 45 Sekunden lang darf sich ein Gewinner mehr oder weniger tränenreich bedanken - bei wem auch immer. Unvergessen, wie Produzent James Cameron sich 1998 selbst als "König der Welt" beweihräucherte, Schauspieler Gwyneth Paltrow den toten Opa beschwor und Jack Palance mit 73 Jahren einarmige Liegestütze vollbrachte. Seit 2004 - ein Jahr nachdem Regisseur Michael Moore in seiner Dankesrede den Präsidenten George Bush beschimpft hatte - wird die Zeremonie mit einer Zeitverzögerung von fünf Sekunden im Fernsehen übertragen. Genug Zeit für die Sendeverantwortlichen, um auf einen möglichen Ausrutscher- oder -raster zu reagieren. Und einen Werbeblock einzuschieben.

Zuschauer

Etwa 3400 Plätze gibt es im Zuschauerraum des Kodak Theater. Tickets im freien Verkauf gibt es nicht. Man muss schon über ausgezeichnete Beziehungen verfügen, um einen Sitz zu ergattern - oder über viel Geld: Auf dem Schwarzmarkt sollen um die 40000 Dollar (29000 Euro) pro Ticket gezahlt werden. Wer weder das eine noch das andere hat, kann sich als "Seatfiller" versuchen. Diese nehmen auf leeren Sitzen Platz, falls Prominente nicht erscheinen, einen Oscar entgegennehmen oder "mal kurz raus" müssen. Bewerben kann man sich unter www.seatfiller.com - mit Lebenslauf, Anschreiben und Foto.