Viel Arbeit – wenig Ertrag: für viele Bauern ist die Lage existenzbedrohend Foto: dpa

Für die Bauern in Baden-Württemberg sieht die Lage düster aus. Ihre kleinen Betriebe lohnen sich nicht mehr. Man setzt auf Hilfe vonseiten der EU – eine trügerische Hoffnung?

Stuttgart - Den Bauern in Baden-Württemberg geht es schlechter als anderswo. Und das trotz einer leichten Erholung bei Schweine- und Rinderzüchtern, von der laut Joachim Rukwied, dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, „gleichermaßen Landwirte in Nord und Süd profitieren“. Gleichwohl hat das Geschäftsjahr 2017 ergeben, dass die Einkommen der Bauern in Baden-Württemberg um zwölf Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Die Tierhaltung ist im Südwesten weniger stark verbreitet als in Norddeutschland, Ackerbauern aber verzeichneten Rückgänge beim Gewinn.

Die Landwirte im Südwesten, deren Betriebsgröße weit unter dem Bundesdurchschnitt liegt, geraten dadurch ins Abseits. Die strukturelle Entwicklung – das Aufgeben kleiner Höfe – werde weitergehen, heißt es im Landwirtschaftsministerium in Stuttgart: „Der Trend ist ungebrochen.“ Von 1999 bis 2016 habe die Zahl der Bauernhöfe um ein Drittel abgenommen auf 40 500. „Geht das so in vollem Tempo weiter, sind wir bei bald bei null“, sagt Horst Wenk vom Landesbauernverband.

Zu kleine Betriebe

Bauernpräsident Rukwied führt die niedrigeren Einkommen auf historisch bedingte „strukturelle Nachteile“ der Landwirtschaft in Baden-Württemberg zurück, auch hätten die Bauern im Südwesten höhere Kosten bei Dienstleistungen. „Wir müssen versuchen, durch Diversifizierung und Regionalität unsere Nachteile auszugleichen“, sagt Rukwied. Was die zweite Säule der EU-Agrarpolitik angeht, die Zahlungen auch für Landschaftspflege erlaubt, drückt sich Rukwied vage aus: Es sei sinnvoll, sie stärker auf „die Erfordernisse der hiesigen Betriebe“ auszurichten.

Auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) erkennt den Nachteil der hiesigen Bauern: „Baden-Württemberg kann wegen der bäuerlichen Betriebsstrukturen nicht die Preise diktieren, wir müssen uns durch Qualität und Regionalität von der Masse absetzen.“ Wer als Verbraucher regionale Produkte kaufe, erkenne das Zusammenspiel von Landbewirtschaftung und Kulturlandschaften. Die Verbraucher hätten „den Schlüssel in der Hand für die Lösung vieler Probleme unserer Bauern“, sagt Hauk. Allerdings fehle auf den Produkten eine Kennzeichnung zu den Haltungsverfahren. Das mache eine bewusste Kaufentscheidung schwer.

Der Nabu übt beißende Kritik

Der Naturschutzbund in Baden-Württemberg verlieh unterdessen Bauernpräsident Rukwied den Negativ-Preis „Dinosaurier 2017“. Rukwied setze sich in Brüssel und Berlin für eine Agrarpolitik ein, die dem Naturschutz und den Interessen der kleinstrukturierten Landwirtschaft im Südwesten zuwiderlaufe. Seine Bemühungen stärkten die industrielle Landwirtschaft, sagte der Nabu-Vorsitzende Johannes Enssle: „Mit Rukwieds Weiter-so wird das Höfesterben bäuerlicher Familienbetriebe im Südwesten beschleunigt.“