Theresa Stadelmaier will Schwung in den Markt 8 bringen. Foto: factum/Simon Granville

Theresa Stadelmaier ist die neue Leiterin des Markt-8-Treffs der evangelischen Kirche in Ludwigsburg. Sie will jüngere Menschen für die Kirche gewinnen – mit ungewöhnlichen Methoden.

Ludwigsburg - Immer wenn die Türe zum Markt 8 sperrangelweit offensteht – was an allen Markttagen der Fall ist – wagen sich viele Neugierige hinein: „Sie staunen über diese Atmosphäre hier“, sagt Theresa Stadelmaier, „und die meisten wundern sich dann darüber, dass hier nirgends ein Kreuz hängt.“ Der Markt 8 ist eine Einrichtung der evangelischen Kirche, will aber zugleich einen ganz neuartigen Zugang schaffen. Theresa Stadelmaier ist seit Juni die Leiterin dieses Projekts in der Ludwigsburger Stadtmitte.

Als die neue Anlaufstelle im Dekanatsgebäude am Marktplatz im März öffnete, gab es eine Zusage von der Landeskirche, die Personalstelle für einen Koordinator zu 50 Prozent zu finanzieren. Für die andere Hälfte kommt die Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg auf. Was fehlte, war eine geeignete Person, die diese Stelle auch ausfüllen könnte. Schließlich hat man aus den möglichen Kandidaten die 29-jährige Diakonin und Sozialarbeiterin Stadelmaier ausgewählt. Worüber sie selbst am meisten überrascht zu sein scheint: „Immerhin bin ich Berufsanfängerin.“

Diakonin und Sozialarbeiterin

Das heißt aber nicht, dass sie sich lange von solchen Selbstzweifeln aufhalten lässt. „Es ist natürlich eine geniale Aufgabe hier und ich bringe viel Schwung mit“, sagt die junge Frau, die eben erst an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg ihre letzten Prüfungen abgelegt hat. „Die Vielfalt ist enorm und ich fühle mich hier sehr wohl.“ Viel Zeit habe in den ersten Wochen die Kontaktaufnahme mit den verschiedenen Gremien und Personen gekostet. Trotzdem stehe das Programm für Herbst und Winter.

„Ich bin praktisch mit der Kinderkirche groß geworden“, sagt Stadelmaier, die in Böblingen geboren und in Magstadt aufgewachsen ist. Immer wieder – wenn auch in verschiedenen Zusammenhängen – habe sie sich die gleichen Fragen gestellt: „Was wünschen sich die Leute von der Kirche? Welche Rolle kann Kirche im Alltag der Leute spielen? Was muss geschehen, damit sie sie in ihrer unmittelbaren Lebenssituation ernst nehmen?“

Ohne Vorbilder

Das deckt sich natürlich fast exakt mit den Fragen, die sich auch die Kirchenleitung stellt: Immer mehr Menschen kehren den Kirchen den Rücken, immer mehr fühlen sich von dem, was die Kirchengemeinden anbieten, nicht mehr angesprochen. So kam es zu dem Markt-8-Projekt, dem protestantischen Pendant zum Haus der Katholischen Kirche. Auch die Ludwigsburger Katholiken suchen am Marktplatz den Kontakt zum Publikum.

Die Aufgabe ist schwierig. Es gibt noch keine erfolgreichen Vorbilder, von denen man sich das eine oder andere abschauen könnte. Theresa Stadelmaier hat sich vorgenommen, ihr Augenmerk auf die Generation der 25- bis 50-Jährigen zur richten. Nicht um dieser Zielgruppe vorgefertigte Programme vorzulegen, sondern um sie als Mitarbeiter zu gewinnen. „Die sind ja dann auch in 20 bis 40 Jahren noch da“, sagt sie. „Sie müssen wir auf jeden Fall erreichen.“ Ihre Idealvorstellung: jeder, der möchte, bringt eigene Ideen mit.

Erinnerung an den Mauerfall

An diesem Freitag lädt der Markt 8 um 19.30 Uhr zu einer sogenannten Friday Hour: Zeitzeugen werden von ihren Erinnerungen an den Mauerfall vor 30 Jahren erzählen. Am 30. Oktober gibt es in den Räumen des Markt 8 eine Silent Disco.

Ausführliche Informationen zum Programm gibt es unter www.markt8.org.