Fängt die Bälle wieder für Hannover 96: Ron-Robert Zieler Foto: dpa

Die Vorbereitung des VfB Stuttgart in die neue Zweitligasaison ist in vollem Gange – doch was macht eigentlich die Aufstiegs-Konkurrenz? Wir blicken in einer Serie auf die möglichen Haupt-Kontrahenten des VfB in der neuen Saison. Und starten mit Hannover 96, das auf etliche alte Bekannte setzt.

Stuttgart/Hannover - Ron-Robert Zieler (30) ist ein gebürtiger Kölner und als solcher eigentlich ein Leben lang mit seiner Heimatstadt verbunden. Für den Kölner ist und bleibt Kölle immer ein „Jeföhl“, wohl nirgends in Deutschland wird die Heimatfolklore so rührselig und expansiv betrieben wie in der Stadt mit dem Dom. Der Kölner Ron-Robert Zieler aber ist, behauptet zumindest Ron-Robert Zieler, zum echten Hannoveraner geworden.

Kurz nach dem Bekanntwerden seines Wechsels vom VfB Stuttgart zum Mitabsteiger Hannover 96 lieferte der Torhüter fast schon ein Rührstück in Sachen Heimatverbundenheit. „Hannover ist meine Stadt, 96 ist mein Verein“, sagte der Keeper. „Ich möchte beim Projekt Neuaufbau bei 96 gern dabei sein. Es ist kein Geheimnis, dass ich dafür auch auf Geld verzichtet habe.“ Zieler machte für 96 einst sein erstes Bundesligaspiel wurde zum Nationalspieler – und während seiner ersten Profizeit in der Stadt von 2010 bis 2016 zum echten Hannover-Fan: „Es ist definitiv meine zweite Heimat.“

Ähnlich familiäre Verhältnisse in der Metropole am Maschsee findet der Mann vor, der Zieler und Teamkollegen bei der Mission Wiederaufstieg von der Seitenlinie aus anleitet. Der neue und alte 96-Trainer heißt Mirko Slomka – das passt insofern schon mal ganz gut, da der gebürtige Hildesheimer mit seiner Familie schon lange in Hannover lebt. Zweimal stürmte Slomka mit 96 (und Torwart Zieler) zwischen 2010 und 2013 in die Europa League – nun plant er den neuen und alten Torhüter als „Leuchtturm für unsere künftige Mannschaft“ ein.

Skepsis gegenüber Slomka

Allerdings hat auch Slomka festgestellt, dass die Rückkehr Zielers nicht nur beim bisherigen Stammkeeper Michael Esser („Ich bin natürlich enttäuscht“), sondern auch bei Teilen der Fans Unverständnis erzeugte. Bei einer Umfrage des „Sportbuzzer“ waren die Teilnehmer mehrheitlich der Meinung, die Verpflichtung sei „Quatsch“, da auf der Torhüterposition kein Handlungsbedarf bestanden habe.

Gut also, dass sich Slomka mit den Zweifeln des 96-Anhangs bestens auskennt – schließlich wird auch sein erneuter Dienstantritt nicht gerade von Jubelstürmen begleitet. Der Trainer war zuletzt ja lange von der Bildfläche verschwunden, abgesehen von seinen Auftritten als TV-Experte. Mit Slomka verbinden viele 96-Fans auch seine zuletzt glücklosen Engagements beim Hamburger SV und Karlsruher SC. „Skepsis ist ein großer Ansporn, die Leute zu überzeugen, das wiederholen zu können, was wir damals gemeinsam geschafft haben“, sagt Slomka.

Ohne Vorbehalte gehen also weder der Torhüter noch der Trainer bei ihrer alten Liebe ans Werk – doch stehen ihnen immerhin weitere alte Bekannte zur Seite. Der neue Manager heißt Jan Schlaudraff, der einst unter Slomka der Torjäger bei 96 war. Und manchmal auch der Problemfall. Das Verhältnis des Trainers Slomka zum Spieler Schlaudraff war nicht immer ungetrübt – was sich nun bei einer anderen Arbeitsbeziehung ändern soll.

Der Ex-Stürmer wird zum Vorgesetzten

„Wir haben uns privat getroffen, haben über all diese Themen gesprochen, die uns damals bewegt haben, das war außerordentlich offen und angenehm“, sagte Slomka kürzlich. „Wir hatten auch beide eine eindeutige Wahrnehmung der Dinge damals. Wenn man Jan auf dem Platz gesehen hat, gab es schon Momente, wo man gedacht hat, der Jan hat keinen Bock. Ich habe ihm erklärt, warum ich ihn öfter maßgeregelt habe.“ Das muss Slomka nun offenbar nicht mehr tun, weil Schlaudraff die Dinge als Manager und Kaderplaner gewissenhafter angeht als früher als Angreifer: „Jetzt ist Jan ein unglaublich guter Vorbereiter von Verträgen und Gesprächen und hat ein wahnsinnig gutes Handling“, sagt der Trainer. „Jan ist echt schlau, das muss ich wirklich sagen.“

Die Cleverness Schlaudraffs ist auch bitter nötig, denn Hannover 96 hat, vorsichtig ausgedrückt, noch einen gewissen Nachholbedarf an Neuzugängen. Der Club will sparen, was bedeutet, dass einige Profis erst noch von der Gehaltsliste müssen, um neue holen zu können. So mancher Experte im näheren 96-Umfeld fragt sich bereits, ob der Verein überhaupt Geld hat für neue Spieler. Zieler ist bisher der einzige Neuzugang neben dem Innenverteidiger Marcel Franke.

Hannoveraner Ladenhüter

Ein nicht ganz kleines Problem sind dabei auch Aussagen des Clubbosses Martin Kind. Der meinte mit gewohnt diplomatischem Geschick zum Ende der vergangenen Runde, dass man mit dem Profi Walace nicht mehr zu planen brauche und für die Spieler Matthias Ostrzolek oder Iver Fossum kein Markt existiere. Wer also soll für dieses Trio noch etwas ausgeben wollen? Und: Wie viel Geld hat 96 überhaupt zur Verfügung für die Mission Wiederaufstieg? „Wir planen mit einem Haushalt von 22 Millionen für unser Team. 96 gehört damit zu den vier Teams mit dem höchsten Haushalt“, sagt Kind dazu und stellt klar: „Perspektivisch muss Hannover in die erste Liga.“

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