Der südliche Teil der benachbarten Containeranlage, in der Flüchtlinge leben, soll für Schulzwecke abgeteilt werden, bis eventuell ein Schulerweiterungsbau kommt. Foto: /Horst Rudel

Bis zu 30 Räume fehlen in der Schule, die den dringend benötigten Nachwuchs für Pflege- und Gesundheitsberufe ausbildet.

Geislingen - Auf dem Schulcampus des Berufsschulzentrums Geislingen an der Rheinlandstraße wird der Platz knapp: Alle drei Schulen haben erheblichen Raumbedarf angemeldet. Besonders betroffen ist die Emil-von-Behring-Schule, die wegen stetig steigender Schülerzahlen aus allen Nähten platzt – und das bereits seit mehr als zehn Jahren. Ihr fehlen 30 Räume. Ein Neu- oder Anbau ist bislang nicht geplant, allerdings wird der Bedarf geprüft. Der Kreis als Schulträger bietet nun vier zusätzliche Räume in einer Wohncontaineranlage an.

Die Schülerzahl ist von 250 auf 600 Köpfe angestiegen

Weil sie den dringend benötigten Nachwuchs für Pflege- und Gesundheitsberufe ausbildet, gilt die Emil-von-Behring-Schule im Landkreis Göppingen als Leuchtturm. In mehreren Berufsfachschulen, Berufskollegs und dem Sozial- und Gesundheitswissenschaftlichen Gymnasium werden Schüler zu Pflegekräften ausgebildet, Erwachsene umgeschult und Fachkräfte für Leitungsfunktionen weitergebildet. Momentan besuchen rund 600 Schülerinnen und Schüler 23 Klassen, in denen sie von 51 Lehrkräften unterrichtet werden. Ursprünglich war die Schule für 250 Schüler gebaut worden, und so stehen für die besagten 23 Klassen bis heute nur 13 Klassenräume zur Verfügung. Seit Jahren sind die Schulleiterin Gabriele Braun und ihr Team permanent damit beschäftigt „jedes Mauseloch sinnvoll zu nutzen“ und pädagogische Konzepte zur Kompensation des Raummangels zu entwickeln.

Lehrmittelräume dienen als Klassenzimmer

Dafür werden Schülerarbeits-, Werk-, Näh-, Pflege-, Besprechungs- und Lehrmittelräume multifunktional genutzt und umgewidmet, aber vor allem auch als normale Klassenräume genutzt. Flure dienen als Lernoasen, Musik- und Internetcorner oder als Vorbereitungsräume. Die Naturwissenschaften, vor allem die Biologie, die in allen Schularten fünf- und mehrstündig als Hauptfach unterrichtet wird, findet in normalen Klassenzimmern statt.

„Wir müssen ständig improvisieren, zum Beispiel auch bei Versuchen, was die Arbeit sehr aufwendig macht“, beschreibt Gabriele Braun den erschwerten Schulalltag. Auch ein Mikroskopierraum fehle.

Die moderne Pflegeausbildung erfordert speziell ausgestattete Räume

In Geislingen fehlten außerdem Ausstattungsangebote für eine moderne Pflegeausbildung, wie es sie bereits an Berufsschulen in Heidenheim und Nürtingen gebe. Diese sei nötig, um die von 2020 an bundesweit neu eingeführte generalistische Pflegeausbildung zu gewährleisten.

Von Januar an werden die Ausbildungsgänge der Kranken-, Kinderkranken- und der Altenpflege zusammengelegt. Die Inhalte sollen dadurch modernisiert und an die veränderten Anforderungen angepasst werden. Außerdem sollen die Berufsbilder durchlässiger werden. Notwendig wären dafür so genannte Skills Labs, wie speziell eingerichtete Unterrichtsräume in Fachkreisen bezeichnet werden. Sie sind zum Teil mit Pflegebetten, teils mit Kinderkrankenbetten ausgestattet und können Teil einer Musterpflegestation sein.

Das pädagogische Konzept hält dagegen

Sehr zufrieden zeigt sich Braun immerhin mit der digitalen Ausstattung der wenigen vorhandenen Klassenzimmer. Die Rektorin möchte in jedem Fall vermeiden, dass sich das Raumproblem zum Nachteil der Schüler und der Lehrkräfte auswirkt, das gelte als oberste Maxime des Schulleitungsteams. Und dank des extrem hohen Einsatzes von Schulleitung und Kollegium sei es gelungen, die Raumnot bisher dem pädagogischen Konzept unterzuordnen. Allerdings habe man in diesem Schuljahr neue Schüler abweisen müssen, die sonst eine zusätzliche Klasse gefüllt hätten.

Container sollen provisorisch vier zusätzliche Räume bieten

Auf mindestens fünf Jahre angelegt ist das Provisorium in der benachbarten Wohncontaineranlage. Und zusätzliche angemietete Räume sollen aufgegeben werden. Die Anzahl der im Containerdorf lebenden 140 Flüchtlinge könne auf 60 Menschen verringert werden.

Der südliche Teil soll künftig schulischen Zwecken dienen und mit einem Zaun abgeteilt werden. Wie Rainer Mittner vom Kreishochbauamt mitteilt, soll ein Schulentwicklungsprozess, der bereits in die Wege geleitet wurde, noch vor der Sommerpause 2020 ein Konzept für die Raumanforderungen aufzeigen. Dann könne über einen Erweiterungsbau gesprochen werden.