Tennis in Wimbledon – für dieses Jahr wohl nur eine schöne Vorstellung. Foto: imago//Juergen Hasenkopf

In die Liste der abgesagten oder verlegten Sportevents könnte sich an diesem Mittwoch das Tennisturnier von Wimbledon einreihen. Das hätte auch Auswirkungen für Stuttgart.

Stuttgart - Die Welt des Sports steht still – und weil auch noch völlig unklar ist, wann wieder Filzbälle übers Netz fliegen werden, geht der bange Blick an diesem Mittwoch von Stuttgart aus nach London.

Medienberichten zufolge kommen in England die Macher der All England Championchips zu einer Krisensitzung zusammen – um womöglich bereits zu entscheiden, ob auch das traditionsreiche Tennisturnier erstmals seit dem zweiten Weltkrieg in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise ausfallen muss. Was auch Folgen für den Mercedes-Cup auf dem Stuttgarter Weissenhof hätte.

Jenes Rasenturnier ist bisher als Neustart in eine Tennissaison vorgesehen, die bis zum 7. Juni erst einmal ruht. Am Tag darauf startet der Mercedes-Cup, das vielen Spielern als Vorbereitung auf den Höhepunkt in Wimbledon dient. Der Grand-Slam-Klassiker soll am 29. Juni beginnen, das Finale der Herren würde am 12. Juli stattfinden.

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An diesem Tag hätte auch das EM-Endspiel der Fußballer stattfinden sollen, dieses Turnier ist aber ebenso bereits verschoben wie die Olympischen Spiele und die French Open in Paris. Das Turnier auf Sand soll nach den neuen Planungen am 20. September starten. Eine Verschiebung, die für Wimbledon eher nicht infrage kommt.

Rasenturniere sind nicht beliebig verschiebbar

Der heilige Rasen ist auf bestimmte Witterungsverhältnisse angewiesen und im Spätherbst nicht bespielbar. Der Spätsommer böte die einzige Ausweichoption – aber da sollen eigentlich die US Open stattfinden, die aktuell ebenfalls noch nicht vorstellbar sind. Aktuell soll auf dem Gelände im New Yorker Stadtteil Queens ein Krankenhaus für 350 Corona-Patienten errichtet werden.

Wimbledon 2020 würde also eher komplett abgesagt denn verlegt werden. „Da muss man kein Hellseher sein, dass es keine Alternative gibt“, bekräftigte der Vizepräsident des Deutschen Tennis Bunds, Dirk Hordorff, am Dienstag. Er ergänzte: „Es ist völlig undenkbar. Man braucht keine Insiderinformationen dafür, dass in einer Welt, in der Olympia einen Monat später abgesagt wird, ein solches Turnier nicht stattfinden kann.“

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Hunderttausende Zuschauer strömen normalerweise in den zwei Wochen auf die altehrwürdige Anlage im Londoner Südwesten. Spieler, Betreuer oder auch Schiedsrichter reisen aus aller Welt an. Ende April sollten bereits die Aufbauarbeiten beginnen. „Das Wichtigste, das in Betracht gezogen werden muss, ist die Gesundheit“, sagte der Geschäftsführer des All England Lawn Tennis Clubs, Richard Lewis, als er eine Entscheidung für diese Woche ankündigte: „Wir sind entschlossen, verantwortungsbewusst zu handeln.“ Finanziell haben die Organisatoren laut Hordorff vorgesorgt.

Finanziell wohl abgesichert

„Wimbledon war wohl – als einziges Grand-Slam-Turnier – schon vor vielen Jahren voraussehend genug, sich auch vor einer weltweiten Pandemie zu versichern, sodass der finanzielle Schaden dort minimiert sein dürfte“, sagte der Funktionär im TV-Sender Sky.

Auch der geplante deutsche Tennis-Sommer steht damit vor der Absage. Das Sandplatz-Turnier in Hamburg (13. bis 19. Juli) rechnet sich zwar noch eine „60-prozentige Chance“ aus, wie Veranstalter Peter-Michael Reichel dem „Hamburger Abendblatt“ sagte. Wird Wimbledon aber tatsächlich abgesagt, wird das wohl auch das Aus der vier geplanten Rasenturniere in Deutschland nach sich ziehen. Berlin und Bad Homburg wollten in diesem Jahr mit Damenturnieren unter dem Dach der WTA ihre Premiere auf Rasen feiern. Das Event in Halle hat sich längst etabliert, ebenso das Turnier auf dem Stuttgarter Weissenhof.

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Dort halten sich die Organisatoren mit Mutmaßungen über den weiteren Saisonverlauf noch zurück. Den Takt geben die Wimbledon-Macher, die ATP und die örtlichen Gesundheitsbehörden vor, von deren Entscheidungen ist dann auch der Mercedes-Cup abhängig. Klar scheint zumindest schon jetzt: Spiele ohne Zuschauer wird es nicht geben. Zu groß ist der Anteil der Zuschauereinnahmen am Budget der meisten Turniere.