Greta Thunberg sorgt auch in den USA für Schlagzeilen. Foto: dpa/Eduardo Munoz Alvarez

Beim UN-Jugendklimagipfel in New York steht die Schwedin im Fokus – trotz aller politischen Prominenz.

Washington - Was er vom Klimagipfel hält, demonstrierte der amerikanische Präsident mit einer Selbstverständlichkeit, als ginge ihn das Thema nichts an. Donald Trump wird wohl am Montag durch Abwesenheit glänzen, wenn sich Staats- und Regierungschefs aus 60 Ländern in seiner Heimatstadt New York zum „Climate Action Summit“ versammeln. Zeitgleich wird er auf einer kurzfristig anberaumten Konferenz über Religionsfreiheit reden, ebenfalls im Hauptquartier der Vereinten Nationen, nur eben in einem kleineren Saal. Es ist ein diplomatischer Affront, den Mary Robinson, einst Präsidentin Irlands, heute UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, gewollt undiplomatisch kommentiert. „Er will den Ablenkungsfaktor, nehme ich an.“

Ansonsten dürfte es Gretas Gipfel werden, trotz aller Prominenz, die sich angesagt hat. Frankreich ist durch Emmanuel Macron vertreten, Deutschland durch Angela Merkel, Großbritannien durch Boris Johnson, Indien durch seinen Ministerpräsidenten Narendra Modi, um nur ein paar Namen zu nennen. Doch zu Beginn, beim „Jugenddialog“ mit UN-Generalsekretär António Guterres, steht eine 16 Jahre alte Schülerin aus Schweden im Rampenlicht. Greta Thunberg, das Gesicht der Bewegung Fridays for Future. Es ist der Höhepunkt ihrer Amerikareise, die eher verhalten begann, dann aber echte Paukenschläge landete.

Das konservative Amerika fremdelt mit der Schwedin

Zu sagen, Greta Thunberg hätte die Herzen der Amerikaner im Sturm erobert, wäre sicher übertrieben. So ausgeprägt wie in keinem anderen westlichen Land hält sich die Phalanx der Skeptiker, die das Szenario einer vom Menschen verursachten Erderwärmung für einen Witz halten. Oder mit den Worten Trumps ausgedrückt: für eine Erfindung der Chinesen, die sich das Ganze ausgedacht hätten, um der US-Industrie die Wettbewerbsfähigkeit zu nehmen. Thunberg hat die Lage treffend in prägnanter Kürze beschrieben. In den USA, sagte sie, fühle es sich an, als rede man über den Klimawandel wie über etwas, an das man entweder glauben oder nicht glauben könne. „Wo ich herkomme, sieht man es eher so: Es ist Fakt.“

So sehr das konservative Amerika mit der Aktivistin fremdelt, das linksliberale Amerika hat in ihr seine neue Ikone gefunden. Als sie am Freitag im Battery-Park an der Südspitze Manhattans an ein Pult tritt, redet sie, so schätzen es die Veranstalter, zu einer viertel Million Menschen. Es ist die größte Klimademonstration in der Geschichte des Landes, und Thunberg, spricht so unaufgeregt, so ernsthaft, so schnörkellos wie immer. „Wir gehen nicht auf die Straße, unsere Bildung opfernd, damit die Erwachsenen Selfies mit uns machen und uns erzählen können, dass sie wirklich, wirklich bewundern, was wir tun. Wir tun das, damit wir sie zum Handeln zwingen.“ Die Politiker, die sich beim Klimagipfel versammelten, hätten nur eine Chance: Sie könnten beweisen, dass sie handeln, dass sie zuhören.

Der UN-Generalsekretär sagt: „Sie müssen meine Generation herausfordern“

Tags darauf sitzt sie in der UN-Zentrale. Neben ihr UN-Generalsekretär António Guterres. Jugendklimagipfel heißt die Veranstaltung. Guterres greift auf, was Thunberg im Battery-Park sagte. Er klingt wie ihr Echo. Ein Problem, das die Führungskräfte dieser Welt hätten, tadelt er, sei dieses: „Sie reden zu viel, und sie hören nicht genug zu.“ Als er 2017 sein Amt antrat, erzählt er, habe er eine gewisse Apathie in der Klimapolitik beobachtet, im Kontrast zu dramatischen Naturereignissen. Nun aber, mit der Jugendbewegung, spüre er neuen Schwung. „Ich möchte Sie darin bestärken, dass Sie meine Generation herausfordern“, sagt der Portugiese, an Thunberg gewandt. „Meine Generation hat versagt.“

Im Kongress in Washington, wo sie ihre Rede auf eine Minute beschränkte und anstelle eines Statements eine UN-Studie zur globalen Erwärmung einreichte, klang Greta Thunberg wie eine genervte Lehrerin, die nicht begreift, dass manche es einfach nicht begreifen. „Ich sehe keinen Grund, nicht auf die Wissenschaft zu hören. Das ist keine politische Frage, hier geht es um Wissenschaft.“ Und als Barack Obama sie mit den Worten lobte, dass sie beide ein Team seien, antwortete sie nur mit einem knappen „Ja“. Greta sei die Jeanne d’Arc des Klimawandels, schrieb neulich das Magazin „New York“. Vielleicht hat sie geschmunzelt über die typisch amerikanische Großspurigkeit.