Der VfB -Riegel: Benjamin Pavard (links) und Ozan Kabak (rechts) bejubeln den Treffer von Marc Oliver Kempf (Mitte). Foto: dpa

Trotz der 1:3-Niederlage in Dortmund haben die Stuttgarter Abwehrleute Benjamin Pavard, Ozan Kabak und Marc Oliver Kempf einen gruten Eindruck hinterlassen.

Stuttgart - Als er sich mit der Taktik des VfB Stuttgart beschäftigte, da bekam der BVB-Cheftrainer Lucien Favre ein knappe Stunde nach Spielschluss noch immer große Augen. „Die Stuttgarter hatten ja vor ihrem Tor einen gigantischen Bus parkiert“, sagte der Schweizer, der jenseits des Röstigrabens in Waadt im französischen Landesteil aufwuchs – und dessen Deutsch daher manchmal etwas drollig klingt.

Aber das von Favre gezeichnete Bild stimmte. Denn der Bus, das war die Fünferkette des VfB ganz hinten drin, den der Kollege Markus Weinzierl vor mehr als 81 000 Fans in Deutschlands größtem Stadion quasi mit Ziehharmonika-Effekt durch einen Dreierriegel in seinem Mittelfeld erweitert hatte. Und so kam es, dass der inzwischen abgelöste Tabellenführer aus Dortmund in der ersten Halbzeit zwar 78 Prozent Ballbesitz hatte. „Doch abgesehen von den Weitschüssen haben sie sich keine zwingende Torchance erspielt“, konstatierte Weinzierl. Denn seine Abwehr hatte dicht gehalten – 0:0 stand es zur Pause.

Mit fester Klinge verteidigt

Drei Tore hat der VfB in Dortmund letztlich doch kassiert – auch, weil sich der Bus durch den verwandelten Foulelfmeter von Marco Reus (62.) und nicht durch eine Aktion aus dem Spiel den ersten Plattfuß gefahren hatte. Also stand unter dem Strich trotz des Dreierpacks für den BVB die Erkenntnis, dass die Stuttgarter im Abwehrzentrum mit der Dreierkette um ihren Chef Benjamin Pavard und die Flügelmänner Ozan Kabak (rechts) sowie Marc Oliver Kempf (links) wieder über eine Formation verfügen, mit der man sich in der Bundesliga sehen lassen kann. Vor allem dann, wenn die Gegner nicht über Offensivkräfte vom Format der Herren Reus, Mario Götze, Paco Alcacer oder Jaden Sancho verfügt.

Einem Team, das in dieser Bundesligarunde bereits 55 Gegentore hat schlucken müssen, muss dies Hoffnung für die ausstehenden neun Spiele der Saison machen. Lange hat es gedauert, bis der mal elegant die Bälle ablaufende, dann aber wieder mit fester Klinge verteidigende Pavard und seine zwei Musketiere zusammen gefunden haben – und nun beim VfB hinten drin ein stabiles Konstrukt bilden.

Pavard kann ein Spiel lesen

„Wir haben es hinten sehr gut verteidigt, leider haben wir ein zweites Tor kassiert, an dem vieles Zufall war. Aber unser Teamgeist stimmt“, sagt Pavard, der noch an den Folgen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel laborierte, als Kabak in der Winterpause zum Team stieß. Dann spielte der französische Weltmeister bis zum Fiasko von Düsseldorf (0:3) rechter Verteidiger, ehe Weinzierl auf die aktuelleFormation umstellte. „In der Mitte der Dreierkette ist Benjamin besonders gut“, lobte der Trainer seinen Abwehrchef nun, der nach der WM völlig überspielt war und so in ein Loch fiel. Nach einer schwachen Vorrunde und der offenbar wohltuenden Verletzungspause agiert der 22-Jährige seit der Partie in Bremen (1:1) auf hohem Niveau. „Er kann ein Spiel lesen“, sagt Weinzierl: „Und er kann die Mannschaft führen.“

„Wenn wir weiter gemeinsam mit dieser Leidenschaft spielen, dann werden wir unsere Ziele erreichen“, sagt Pavard, der weiß, dass auch er von den Qualitäten seiner Nebenleute profitiert. Hier der in Dortmund emsig grätschende Marc Oliver Kempf, der zudem mit seinem Kopfballtor zum 1:1 (71.) nach Flanke von Gonzalo Castro ein offensives Ausrufezeichen setzte, da der Teenager Kabak, der an diesem Freitag 19 Jahre jung wird – aber schon jetzt eine erstaunliche Spielroutine ausstrahlt.

Badstubers ernste Miene

Timo Baumgartl, der durch seine Gehirnerschütterung aus der Startelf fiel, wird sich also weiter hinten anstellen müssen. Und der Altmeister Holger Badstuber, der mit der Mütze tief im Gesicht nach Spielschluss mit ernster Miene zum Teambus stapfte, der hatte es in Dortmund nicht einmal in den 18-Mann-Kader geschafft.