Verkleidungen zum Tag der Toten in Mexiko. Foto: Loes Kieboom/Shutterstock

Durch Hollywoodproduktionen ist das mexikanische Totenfest weltberühmt geworden. Doch worum geht es beim Día de los Muertos eigentlich?

Filme wie „James Bond: Spectre“ und „Coco“ haben den mexikanischen Tag der Toten auf der ganzen Welt bekannt gemacht – und ihn sogar beeinflusst. Im James-Bond-Film von 2015 befindet sich der Actionheld auf einer großen Parade zum Día de Muertos in Mexiko City. Diese Parade gab es damals allerdings gar nicht. Die Idee wurde durch den Film aber so populär, dass sie seit 2016 tatsächlich stattfindet.

Intuitiv würden hierzulande wahrscheinlich viele den Tag der Toten mit Halloween oder unserem Totensonntag gleichsetzen, aber beides ist nicht der Fall. Tatsächlich ist der Día de los Muertos ein fröhlicher Tag und die Parade erinnert eher an einen ausgelassenen Karnevalsumzug.

Wann ist der Tag der Toten?

Der Tag der Toten ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage und beschränkt sich nicht auf einen einzigen Tag. Die Feierlichkeiten unterscheiden sich dabei zum Teil regional. In der Regel wird jedoch drei Tage lang gefeiert - vom 31. Oktober (Vorabend von Allerheiligen) bis zum 2. November (Allerseelen) gefeiert. Die Vorbereitungen starten allerdings schon einige Tage oder Wochen zuvor.

Die Geschichte des mexikanischen Totenfestes

Der Día de los Muertos (oder nur Día de Muertos) verbindet jahrhundertealtes aztekisches Brauchtum mit Traditionen des Katholizismus. Die katholische Religion wurde erst durch die spanischen Kolonialisten in der Region verbreitet und veränderte auch das Brauchtum in Mexiko und anderen Ländern.

Die Ursprünge des Totenfestes lassen sich bereits in den Kulturen der Azteken, Tolteken, der Nahua und anderen Völkern finden. Sie alle hatten gemein, dass sie das Betrauern der Toten als respektlos empfanden. Für sie war der Tod nicht das Ende des Lebens, sondern lediglich ein neuer Abschnitt, und die Toten galten weiterhin als Teil der Gesellschaft.

Spanische Missionare versuchten das Fest abzuschaffen, scheiterten aber. Was blieb, war eine Vermischung des alten Brauchs mit christlichem Glauben sowie die Verschiebung der Feierlichkeiten hin zu den christlichen Feiertagen um Allerheiligen und Allerseelen.

Worum geht es beim Día de Muertos?

Am Tag der Toten geht es darum, den Verstorbenen zu gedenken. In Mexiko und vielen anderen Ländern Lateinamerikas tut man dies jedoch nicht voller Trauer oder gar Grusel, sondern mit Freude und vielen bunten Farben.

Der Glaube besagt, dass einmal im Jahr – eben am Día de Muertos – die Verstorbenen aus ihrem ewigen Schlaf erwachen, um den Lebenden einen Besuch abzustatten. Zu diesem Zweck bereiten die Menschen beispielsweise die Lieblingsspeisen der Verstorbenen zu und tanzen zu deren Lieblingsmusik. Es ist außerdem üblich, in diesen Tagen die Gräber der Ahnen zu putzen und zu verschönern.

Zwar glaubt nicht jeder in Mexiko tatsächlich daran, dass die Ahnen aus dem Totenreich zurückkehren. Dennoch sind die Feiertage ein beliebtes Familienfest und eine willkommene Gelegenheit, verstorbenen Menschen zu gedenken und sie zu ehren.

Die Calacas und Calaveras (Skelette und Totenköpfe), die sich zu dieser Zeit überall finden lassen – als Aufsteller, Puppen oder Süßigkeiten – sollen bewirken, dass sich die Verstorbenen im Reich der Lebenden willkommen fühlen. Deswegen werden die Totenschädel auch nicht gruselig dargestellt, sondern farbenfroh und lustig. Viele Menschen verkleiden sich auch selbst als Skelett oder schminken sich entsprechend.

Kostüme und witzige Skelette bei der Parade in Mexiko City 2016. Foto: Diego Grandi/Shutterstock

Unter Calavera versteht man aber auch kurze, humorvolle Gedichte, die ein wichtiger Teil des Día de Muertos geworden sind. Oft handelt es sich dabei um satirische Reime, die sich über die Lebenden lustig machen. Sie werden in Zeitungen gedruckt sowie im Radio oder auf Lesungen vorgetragen.

Besonders beliebt sind zum Totenfest schon seit vor-spanischer Zeit die orangenen Blüten, die im Volksmund als Flores de los Muertos, also Blumen des Todes, bekannt sind. Tatsächlich heißen die Blumen Cempasúchil, oder auf Deutsch: Aufrechte Studentenblume. Mit ihr werden Straßenzüge, Gräber, Kostüme und Altäre geschmückt.

Ebenfalls als Dekoration dienen die papel picados, die bunten, durchlöcherten Papierfahnen. Hierzulande sieht man sie häufig in mexikanischen Restaurants und auch in Mexiko sieht man sie nicht nur zum Totenfest. Dann aber kommen sie als kunstvoller Schmuck von Schreinen, Gräbern und Straßen ganz besonders häufig zum Einsatz.

Ofrendas: Warum errichtet man am Día de los Muertos einen Altar?

Traditioneller mexikanischer Altar mit Dekoration aus Cempasúchil-Blüten und papel picados. Foto: AGCuesta/Shutterstock

Auch die Schreine, die sogenannten Ofrendas, dienen dazu, den verstorbenen Verwandten und Freunden zu gedenken. In vielen Regionen sind sie das Herzstück der Feierlichkeiten. Die Ofrendas werden entweder zu Hause oder auf dem Friedhof errichtet, manchmal gibt es einen kleinen Altar für jeden Verstorbenen, manchmal einen für alle.

Doch die Ofrendas dienen nicht der Anbetung, sondern als Ort, um die Toten im Reich der Lebenden willkommen zu heißen. Deswegen finden sich auf dem Schrein auch allerlei schöne Gaben: Familienfotos, Kerzen sowie leckeres Essen und Wasser, um Hunger und Durst nach der langen Reise zu stillen. Für verstorbene Kinder liegt oft auch Spielzeug auf den Ofrendas.

Viele Menschen legen mit den Blüten der Studentenpflanze einen Pfad von der Ofrenda bis zum Grab der Verstorbenen, damit diese den Weg zu ihren Liebsten finden. Oftmals wacht jemand Tag und Nacht am Schrein, um im Fall der Fälle den Verstorbenen willkommen zu heißen.

Welche Rolle spielt La Catrina beim Día de Muertos?

Eine La Calavera Catrina-Figur. Foto: Natalia Golovina/Shutterstock

Die Herkunft von La Catrina ist nicht sicher geklärt, vermutlich stammt sie aber vom Künstler Diego Rivera, der wiederum von José Posada inspiriert wurde.

José Posada hatte Anfang des 20. Jahrhunderts einen Kupferstich zu einem Calavera-Gedicht angefertig. Darauf zu sehen war ein Skelett mit einem bemerkenswerten französischen Gut. Er wollte damit kritisieren, dass viele Mexikaner den Stil der Europäer kopierten. Er soll den Satz „Todos somos calavera“ – „Wir sind alle Schädel“ geprägt haben.

Inspiriert von diesem Kupferstich schuf Diego Rivera 1947 das Gemälde „Sonntagsträumerei in der Alameda“ (Dream of a Sunday Afternoon in Alameda Park). In dessen Mittelpunkt ist ebenfalls ein Skelett zu sehen, das mit einem Kleid, einer Boa und einem ausladenden Hut bekleidet ist. Der Künstler taufte das Skelett Catrina, im Spanischen ein abwertender Ausdruck für eine wohlhabende Person.

Heutzutage ist La Catrina – das schick gekleidete Skelett mit Hut – eines der bekanntesten Symbole des Día de Muertos.

Ist der Tag der Toten ein mexikanisches Halloween?

Wegen der Skelette und Totenköpfe, die zum Día de los Muertos einfach dazugehören, und wegen des Datums der Feierlichkeiten, könnte man als Außenstehender schnell auf die Idee kommen, dass das mexikanische Totenfest und Halloween (beinahe) die gleiche Sache sind. Tatsächlich haben die Feste aber keine gemeinsamen Wurzeln (außer die Vermischung mit christlichen Traditionen im Laufe der Zeit), und sind auch in Bezug auf Atmosphäre und Traditionen ganz verschieden.

Während Halloween vom keltischen Samhain-Fest stammt, begründet sich der Día de Muertos in Traditionen aus prä-spanischer Zeit. Beim mexikanischen Totenfest geht es darum, die Toten zu ehren und zu feiern, das kommerzielle Halloweenfest hingegen ist auf Spuk und Grusel ausgelegt.

Tatsächlich gehört das Brauchtum zum Día de los Muertos seit 2008 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe der Menschheit. Die traditionellen Feierlichkeiten gelten als bedroht, weil sie immer mehr von modernen Halloween-Gepflogenheiten überdeckt werden.