Steht vor seinem Debüt in der deutschen Nationalelf: Roman Weidenfeller. Foto: Bongarts

Nach 301 Bundesligaspielen, großen Champions-League-Abenden und insgesamt 14 Jahren als Profi wird Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund am Dienstagabend in London gegen England erstmals im Tor der deutschen Nationalmannschaft stehen.

Nach 301 Bundesligaspielen, großen Champions-League-Abenden und insgesamt 14 Jahren als Profi wird Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund am Dienstagabend in London gegen England erstmals im Tor der deutschen Nationalmannschaft stehen.

London - Auf diesen Tag hat Roman Weidenfeller fast sein ganzes Fußballer-Leben gewartet. Nach 301 Bundesligaspielen, großen Champions-League-Abenden und insgesamt 14 Jahren als Profi wird der Dortmunder am Dienstag in London gegen England erstmals im Tor der deutschen Nationalmannschaft stehen. Roman Weidenfeller habe sich „die Nominierung verdient“, sagte Bundestrainer Joachim Löw am Montag in London: „Er hat im Training einen fantastisch guten Eindruck gemacht. Er ist eine gereifte Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung im Tor.“

Schönere Komplimente im Vorfeld und eine imposantere Bühne für sein Länderspieldebüt hätte sich der mit 33 Jahren und 105 Tagen älteste Torwart-Debütant in der DFB-Historie kaum wünschen können. Ausgerechnet im Wembley-Stadion, in dem er vor einem halben Jahr mit Borussia Dortmund das Champions-League-Finale gegen den FC Bayern verlor, darf Weidenfeller als Kandidat für die WM 2014 vorspielen. „Im Wembley zu spielen, ist immer etwas ganz Besonderes. Ich freue mich auf die Aufgabe.“ Es sei der „i-Punkt auf meine Karriere“.

Über Jahre musste es Weidenfeller ertragen, dass Löw ihn bei jeder Länderspiel-Nominierung ignorierte. Aber jetzt, im Spätherbst seiner Karriere, gönnt Löw dem BVB-Keeper nicht nur sein DFB-Debüt, sondern er öffnet ihm sogar die Tür zur Weltmeisterschaft in Brasilien.

Weidenfeller, der mit der Rückennummer 22 auflaufen wird, hat die Sportliche Leitung in den wenigen Tagen des ersten Zusammenseins überzeugt. „Er macht schon einen guten Eindruck. Wir sind positiv überrascht“, berichtete Torwarttrainer Andreas Köpke. „Man merkt ihm einfach die Freude an, dass er hier ist“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Der lange Verschmähte habe sich den Einsatz verdient, so Köpke: „Wir wollen ihn hier sehen. Er hat fantastische Leistungen in der Bundesliga und in der Champions League gebracht.“

Weidenfeller macht es stolz, sein Ziel doch noch zu erreichen. „Nach vielen Bundesligaspielen auch in der Nationalelf sein Debüt zu geben, wäre schon ein klasse Gefühl“, sagte er. Ganz cool werde er bei der Nationalhymne vor Spielbeginn aber wohl nicht bleiben. „Ein bisschen Nervosität gehört dazu. Das macht das Ganze auch aus. Eine Angespanntheit gehört dazu, aber man sollte nicht übernervös sein.“

Ohne Druck geht der BVB-Keeper nicht ins Spiel. Er muss sich bei seiner einzigen Bewährungschance vor der WM-Nominierung mit Leistung für ein Brasilien-Ticket empfehlen. „Wir haben die Aufgabe zu sehen, wer passt zusammen“, schilderte Köpke den Wettbewerb unter den Torhütern. Bayern-Keeper Manuel Neuer ist als Nummer 1 gesetzt, René Adler (HSV) aktuell die Nummer 2. Dazu machen sich junge Keeper wie die auch schon von Löw erprobten Ron-Robert Zieler (Hannover 96) oder Marc-André ter Stegen Hoffnung, Anfang Juni 2014 als Nummer 3 mit nach Südamerika fliegen zu dürfen.

Eine Vorentscheidung werde in London noch nicht fallen, betonte auch Köpke: „Brasilien ist noch lange hin. Wir werden alles dafür tun, um dann eine Entscheidung treffen zu können.“ Weidenfeller berichtete von einer „absolut positiven“ Zusammenarbeit mit den Konkurrenten Neuer und Adler auf dem Trainingsplatz. „Ich wüsste auch nicht, warum es da irgendwelche Barrieren geben sollte.“

Englands Offensive um Stürmerstar Wayne Rooney sollte dafür garantieren, dass Weidenfeller sich auf der großen Bühne beweisen kann. „Es ist ein absoluter Klassiker. Die ganze Fußball-Nation kann sich darauf freuen“, sagte Weidenfeller - und er ganz besonders.

Einige Vereinskollegen werden mit ihm auf dem Platz stehen, was ihm den Einstand im DFB-Team erleichtern könnte. Er fühle sich „in der jungen Mannschaft sehr jung“, sagte Weidenfeller lächelnd. Eine Bestmarke im Wembleystadion ist ihm definitiv gewiss. Denn so alt wie er war noch kein Torwart-Debütant in 115 Jahren Nationalmannschaft. Bisher hält Toni Turek, der Weltmeister von 1954, mit 31 Jahren 308 Tagen den Altersrekord - bis zum Anstoß in Wembley am Dienstagabend.