49ers-Profi Mark Nzeocha freut sich auf seinen Auftritt gegen die Chiefs auf einer der größten Sportbühnen der Welt Foto: dpa/Wilfredo Lee

Der Vater wollte nicht, dass aus Mark Nzeocha ein Footballer wird. Nun lädt der Profi der San Francisco 49ers seine Familie und Freunde zum Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs ein.

Miami - Für Mark Nzeocha kostet ein Ticket für den Super Bowl 2900 Dollar (rund 2600 Euro). Das ist ein Schnäppchen. Aktuell werden die günstigsten Karten für das Spiel der San Francisco 49ers gegen die Kansas City Chiefs für gut 5300 Euro angeboten, wer etwas mehr gespart hat, kann sich ein Edel-Ticket für 65 000 Euro besorgen. Zuzüglich Parkberechtigung beim Hard Rock Stadium in Miami für 100 Euro oder mehr. So astronomisch hoch waren die Preise nie für ein Endspiel der National Football League.

Mark Nzeocha benötigt keinen Parkplatz, er reist mit dem Bus der 49ers an und als Mitglied des Teams hat er natürlich freien Eintritt. Doch für seine Familie muss der deutsche Football-Profi politisch korrekt Eintrittskarten kaufen, maximal 13 Stück, aber immerhin zum Sonderpreis. Stolze 37 700 Dollar (etwa 34 000 Euro) hat der 30-Jährige hingelegt, damit seine Eltern, seine Ehefrau Taylor mit Sohn Cameron James (geboren im Mai 2019), seine drei Brüder samt deren Partnerinnen, die Schwiegereltern und Freunde live dabei sind, wenn Mark Nzeocha womöglich der dritte deutsche Footballer wird, der in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr/ProSieben) im Super Bowl triumphiert.

Der erste Germane, der einen NFL-Ring am Finger tragen durfte, war Defensive-Line-Akteur Markus Koch, der mit den Washington Redskins 1988 und 1992 gewann – Der zweite heißt Sebastian Vollmer (Offensive Tackle) und triumphierte 2015 und 2017 mit den New England Patriots. „Ich bin froh, dass wieder ein Deutscher im Super Bowl steht“, sagt der Rheinländer Vollmer über den Franken, „man muss ihm Respekt zollen. Seine Karriere ist noch lange nicht vorbei, er ist am Anfang, ich sehe noch viele gute Dinge für ihn kommen, eine rosige Zukunft. Ich hoffe für ihn persönlich, dass er gewinnt.“

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Auf einem besseren Acker in der fränkischen Provinz startete Nzeocha 2003 seine Football-Karriere, nun steht er auf der größten Sportbühne der Welt. „Es ist supercool“, schwärmt er. „Ich versuche alles mitzunehmen, es ist einzigartig, ich weiß nicht, ob ich hier noch mal sein werde.“ Dass der Teenager aus Rothenburg ob der Tauber im bedeutendsten Einzelsport-Ereignis mitmischt, ist so eine anrührende Geschichte, wie sie Amerikaner lieben. Eine nach der Art „Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Sein Vater Chris, ein Mann mit nigerianischen Wurzeln, wollte die vier Söhne als Fußballer sehen, daraus wurde nur nichts: Drei begannen mit Football, einer mit Basketball. „Als Vater war es ein bisschen enttäuschend, dass Mark nicht Fußball versucht hat“, erzählte Chris Nzeocha kürzlich, „im Nachhinein war das gut so.“ Über Flag-Football, Jugendliche unter 16 spielen die körperlose Variante, kam er zu Erstligist Franken Knights, wo er als Quarterback begann, aber bald als Defensivspieler eingesetzt wurde – und weil er aus der Masse herausragte, nicht nur wegen seiner 190 Zentimeter, bekam er Stipendienangebote aus den USA. Nach dem Gewinn der Junioren-EM mit Deutschland begann Nzeocha 2008 ein Finanzstudium und spielte für die University of Wyoming, 2015 erhielt er einen NFL-Vertrag bei den Dallas Cowboys.

Bei den Cowboys hatte er sieben Einsätze, 2017 wechselte der Abwehrkoloss zu den 49ers, wo er sich hochkämpfte. 2019 ergatterte er einen Dreijahresvertrag, diese Saison gelang ihm seine erste Interception gegen die Tampa Bay Buccaneers. Mittlerweile stand der Franke in 49 NFL-Partien entweder als Verteidiger oder im Special-Team auf dem Feld. Vor dem größten Match wächst allmählich die Anspannung. „Ich versuche es ein wenig chillig zu nehmen, Sonntag werden die Nerven schon da sein“, sagt er. Die Familie wird ihn zusätzlich motivieren, Mark Nzeocha kann den Einsatz von knapp 38 000 Euro für die Tickets verkraften. Bei den 49ers bekommt er 1,5 Millionen Euro pro Jahr.