DFB-Präsident Bernd Neuendorf muss nicht nur einen Nachfolger für Oliver Bierhoff finden, sondern auch den DFB auf die Heim-EM 2024 vorbereiten. Foto: AFP/Andre Pain

Es warten große Aufgaben auf den DFB-Boss Bernd Neuendorf und sein neues Beratergremium. Mit Rummenigge, Völler, Sammer, Kahn und Mintzlaff soll der Weg in die Zukunft ausgelotet werden.

70 Minuten lang dauerte die Pressekonferenz, die Bernd Neuendorf (61) am Dienstag in Frankfurt abhielt. 26 Minuten davon konferierte der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) im neuen Presseraum des DFB-Campus in Frankfurt aber eher mit sich selbst – weil er zum Einstieg einen ausgedehnten Monolog wählte. Die entscheidende Frage schwang aber schon vor der Fragerunde mit: Wer genau soll nun das sinkende Schiff namens Nationalmannschaft wieder auf Kurs bringen?

Kapitän Neuendorf hat dafür, wenn man so will, auf stürmischer See ein paar neue Besatzungsmitglieder ausgewählt, die das Steuer mitübernehmen und den Kurs mitbestimmen sollen. Sie hören auf die Namen Karl-Heinz Rummenigge (67/ehemaliger Vorstandschef des FC Bayern), Rudi Völler (62/ehemaliger Teamchef der DFB-Elf und Ex-Geschäftsführer von Bayer Leverkusen), Matthias Sammer (55/ehemaliger Sportdirektor des DFB), Oliver Kahn (53/Vorstandschef des FC Bayern) und Oliver Mintzlaff (47/ehemaliger Geschäftsführer von RB Leipzig).

Expertengruppe sucht neuen DFB-Geschäftsführer

Zusammen mit Neuendorf und dem mächtigsten Mann des deutschen Fußballs, dem DFB-Vizepräsidenten Hans-Joachim Watzke (63), soll diese Expertengruppe laut des Plans des Präsidenten einen oder mehrere Nachfolger für den ehemaligen Geschäftsführer Oliver Bierhoff finden – und der DFB-Elf den Weg für eine erfolgreiche Heim-EM 2024 ebnen.

Obendrein installierte Neuendorf einen Arbeitskreis, der sich, so der Präsident selbst, „den gesamten Arbeitsbereich, den Oliver Bierhoff zu verantworten hatte, genau anschauen soll“. Ihm gehört neben Philipp Lahm (Turnierdirektor) und Celia Sasic (Botschafterin) als prägende Gesichter der Heim-EM 2024 unter anderem Heike Ullrich (DFB-Generalsekretärin) an. Bierhoff verantwortete neben der DFB-Elf auch die neue Akademie und sämtliche andere Auswahlteams des Verbands.

Die prekäre Lage für den DFB und dessen Aushängeschild Nationalmannschaft hat Neuendorf nach dem zweiten Vorrunden-Aus bei einer WM nacheinander offenbar erkannt: „Mir ist bewusst, dass wir eine Heim-EM haben, wir werden schon Druck drauf geben und das nicht schleifen lassen“, sagte er: „Aber wir haben nur den einen Schuss, der muss sitzen.“

Topfavorit für den Geschäftsführer-Posten ist Fredi Bobic

Neuendorf, ganz der Politprofi, wusste, dass die Fragen nach dem Zeitdruck in der Bierhoff-Nachfolgesuche kommen würden. Den einen Namen, der dessen Amt als Manager rund um die DFB-Elf übernehmen wird, verkündete er aber noch nicht. Weshalb er sich nun Fragen danach anhören musste, wie lange er, Watzke und die Experten um Rummenigge und Völler nun für die Entscheidung bräuchten. Einen Zeitplan nannte Neuendorf dann nicht – und ging auch nicht auf mögliche Kandidaten wie den Topfavoriten, den Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic, ein. Immerhin: Noch vor Weihnachten sollen beide neuen Gremien erstmals tagen, bevor dann im Januar Fahrt aufgenommen wird, wie es Neuendorf versprach.

Bundestrainer Hansi Flick nur Beifahrer

In der Rolle des Beifahrers bleibt dabei der Bundestrainer Hansi Flick. „Alles, was jetzt besprochen wird, wird mit Hansi rückgekoppelt“, sagte Neuendorf: „Ich bin sicher, dass wir zu einer einvernehmlichen Lösung kommen – gehen Sie davon aus, dass der Draht besteht und Hansi sich einbringen wird.“ Aber Flick, so Neuendorf weiter, sei nicht Teil des Beratergremiums.

Der Bundestrainer, ein Angestellter, darf also nicht mitentscheiden, wer am Ende sein direkter Vorgesetzter wird: Bernd Neuendorf verkündete am Dienstag Dinge, die außerhalb des DFB-Kosmos selbstverständlich sind. Flick übrigens hat seit dem Vorrunden-Aus bei der WM und seiner Pressekonferenz in Katar nach dem letzten Gruppenspiel noch keine öffentliche Erklärung abgegeben – sieht man mal von vorformulierten Sätzen ab, die er in der Pressemitteilung abnickte, in der verkündet wurde, dass er als Coach weitermacht.

Am Dienstag ging es nun in Frankfurt eher weniger um Flick als um das neue Expertengremium mit Rummenigge, Kahn und Co. – an dem es aus Teilen der Branche sofort Kritik gab. Die Vorbehalte an der Zusammensetzung des Beraterstabs mit großem Bayern- und Dortmund-Gewicht wies Neuendorf schnell zurück. „Diese Menschen, die da zusammenkommen“, sagte er, „haben ein hohes Verantwortungsgefühl.“