Schauspieler Kida Khodr Ramadan wird für die Serie „4Blocks“ ausgezeichnet. Foto: dpa/SAT.1

Das deutsche Fernsehen hat seine herausragenden Produktionen des vergangenen Jahres geehrt. Beim Deutschen Fernsehpreis gehören zwei Serien zu den Gewinnern - und der ewige Showmaster Thomas Gottschalk. Und auch ein bisschen die mitunter übersehenen Drehbuchautoren.

Köln - Als Thomas Gottschalk (67) mit dem Deutschen Fernsehpreis in den Händen auf der Bühne steht, fehlen eigentlich nur noch eine Couch und Gummibärchen. „Danke sehr!“ „Danke!“, „Hört auf, Mensch!“ beruhigt der Showmaster das Publikum im Saal. Ganz so, wie er es jahrelang zur Eröffnung seiner Show „Wetten, dass..?“ gemacht hatte. Auch wegen dieser Show ist er nun mit dem Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk geehrt worden. Bei seine Rede merkt man: In der Rolle des Zampanos geht er immer noch auf. Und weil Laudator Joko Winterscheidt (39) ihn als „der letzte große Entertainer, den dieses Land hat“ bezeichnet, weht ein Hauch Fernsehgeschichte durch das Kölner Palladium.

Gottschalks Ehrung gehörte zu den Höhepunkten der diesjährigen Verleihung des Deutschen Fernsehpreises, bei dem sich neues und traditionelles Fernsehen begegneten. Zur neuen Fraktion gehören die beiden großen Gewinner des Abends: Die Serien „Babylon Berlin“ und „4 Blocks“, die beide mehrfach triumphieren. Schon bei der Nominierung hatte die Jury von einem „Jahr der starken Serien“ gesprochen - das Genre wird seit geraumer Zeit gehypt. Die von der ARD gemeinsam mit dem Abo-Anbieter Sky produzierte historische Krimiserie „Babylon Berlin“ gewinnt vier Auszeichnungen - unter anderem als „Beste Drama-Serie“.

Auch Boris Becker bekommt einen Preis

„4 Blocks“ (TNT Serie), eine Produktion, die sich um eine arabische Großfamilie in Berlin-Neukölln dreht, ist ihr aber mit drei Preisen ganz dicht auf den Fersen. Sie gewinnt sogar in den zentralen Kategorien „Beste Regie“ und „Bester Schauspieler“. Der markige Mime Kida Khodr Ramadan widmet die Ehrung am Freitagabend unter Tränen seiner Familie.

Einige weitere Preisträger: Julia Jentsch (39) als beste Schauspielerin, das ZDF-Drama „Eine unerhörte Frau“ als bester Fernsehfilm, Marietta Slomka (48, „heute-journal“) als beste Moderatorin einer Info-Sendung, „The Voice of Germany“ (ProSieben/Sat.1) als beste Primetime-Unterhaltung. Als beste Comedy-Serie gewinnt „Magda macht das schon!“ (RTL).

In der Kategorie „Beste Information“ kann RTL II mit „Endlich Klartext! - Der große RTL-II-Politiker-Check“ einen Überraschungscoup landen. Auch Boris Becker (50) bekommt - in Abwesenheit - einen Fernsehpreis für seine Kommentare bei den US Open (Eurosport). Bei der besten Late-Night-Show setzt sich Comedian Luke Mockridge (28) gegen Satiriker Jan Böhmermann (36) durch.

Eine Show ohne Fernsehpublikum

Moderiert wurde die Verleihung in Köln von Barbara Schöneberger (43). Sie spielte bissig auf die wechselhafte Geschichte der Gala an: „Im letzten Jahr waren wir in einer Mehrzweckhalle in Düsseldorf. Und in diesem Jahr sind wir in einer Lagerhalle in Köln.“ Zur Eröffnung tanzte Schöneberger im Stile von „Babylon Berlin“ und sang: „Ganz ohne Quotendruck, dafür mit viel Schluckschluck.“

Ohne Quotendruck - das stimmte. Denn die Show wurde abermals nicht im Fernsehen übertragen. Seit 1999 wird die Auszeichnung von den großen TV-Anbietern - Stifter sind die Intendanten und Geschäftsführer von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 - vergeben. 2015 kam es aber zur Zäsur. Die Verleihung fiel aus, weil man sich auf einen neuen Modus einigen wollten. Der Preis war zuvor stark in die Kritik geraten, da die Einschaltquoten der TV-Übertragung immer weiter sanken und die Kategorien von Jahr zu Jahr immer wieder wechselten.

Drehbuchschreiber begehren auf

2016 kehrte die Verleihung in neuer Aufmachung und mit weniger Aufwand in Düsseldorf zurück, wurde aber nicht im Fernsehen übertragen. Im vergangenen Jahr gab es einen Zusammenschnitt. 2018 kehrte man nun wieder komplett zum Format eines sogenannten Branchentreffs zurück.

Die ausbleibende TV-Präsenz war daher gar nicht mehr so ein großes Thema - man hat sich daran gewöhnt. Für den Gesprächsstoff bei der Gala sorgten die Drehbuchschreiber. Sie hatten sich durch den Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) irritiert gezeigt, dass sie in einigen Kategorien nur als „Gäste“ und nicht als „Nominierte“ zu der Gala eingeladen wurden, obwohl sie an den nominierten Filmen und Serien maßgeblich mitgearbeitet hatten. Die Diskussion eskalierte bis hin zu Boykottaufrufen.

Die Stifter des Fernsehpreises gingen daraufhin auf die Autoren zu. In den Kategorien „Bester Fernsehfilm“ und „Bester Mehrteiler“, in denen bislang nur Produzenten, Regisseure und Redakteure stellvertretend für das Team nominiert wurden, wurden die Regeln angepasst - und auch die Autoren mitnominiert. Auch in allen anderen fiktionalen Kategorien waren sie nun dabei.

In Köln bekräftigten sie allerdings ihre Kritik der mangelnden Wertschätzung. Deutsche Sender wollten stark erzählte Serien wie bei Netflix, sagte VDD-Vorstand Christian Lex. „Aber sie verstehen nicht, dass das eine ganz andere Struktur erfordert.“