Urlaub in Griechenland ist wieder gefragt (im Bild: Besucher der Akropolis). Foto:  

Jubel bei den Ferienmachern – noch nie verreisten so viele Deutsche und gaben dafür so viel Geld aus. Veranstalter und Reisebüros bleiben auch für 2019 zuversichtlich. Besonders Urlaub in der Türkei und Griechenland ist stark gefragt.

Berlin - Sonnige Zeiten für die deutsche Reiseindustrie: Mit einem Umsatzplus von sieben Prozent auf mehr als 35 Milliarden Euro steuert die Branche auf ein außergewöhnliches Rekordjahr zu, das selbst Optimisten zuvor so nicht erwartet haben. Auf der Jahrestagung des Deutschen Reiseverbandes (DRV) im italienischen Reggio di Calabria zog Präsident Norbert Fiebig ein erstes Fazit des Touristikjahrs 2018/19, das am 31. Oktober mit dem Ablauf der Sommersaison endet. Es werde ein sehr erfolgreiches Jahr, die Deutschen seien „so viel gereist und haben so viel für ihren Urlaub ausgegeben wie noch nie“. Auch die Zahl der Reisenden wuchs um fast vier Prozent.

Trotz des Hitzesommers, der den heimischen Ferienzielen zwischen Sylt und Oberbayern erneut Besucherrekorde bescherte, zog es viele Bundesbürger an fernere Strände. In den Reisebüros waren laut Fiebig die Türkei, Tunesien, Ägypten und Griechenland besonders gefragt. In den letzten Jahren hatten viele Reisende wegen der unsicheren politischen Lage das östliche Mittelmeer eher gemieden. In der Sommersaison legte Tunesien bei den Buchungen um 80 Prozent zu, die Türkei um 60 Prozent und Griechenland um 20 Prozent, so der DRV.

Die Buchungen für Spanien blieben dagegen leicht unter dem Vorjahresergebnis. Die Nummer eins der Pauschalreiseziele hatte in den letzten Jahren stark von der Verlagerung der Reiseströme profitiert. Das führte zu steigenden Preisen, teils sehr vollen Urlaubsorten und – wie auf Mallorca und in Barcelona – zu Protesten der Einheimischen gegen die Touristenflut.

Frühbuchen liegt im Trend

Auch ins Jahr 2019 blickt die Branche mit Optimismus. Für die kommende Wintersaison verzeichnen die stationären Reisebüros demnach bereits ein Umsatzplus von acht Prozent. Frühbuchen liege im Trend, bis Ende September sei schon ein Drittel der Saisonumsätze des gesamten Vorjahres gebucht worden. Überdurchschnittlich gefragt sind Fernreisen mit einem Plus von zehn Prozent, große Zuwachsraten weisen Kenia, Mauritius, Thailand, die Malediven und die Emirate aus.

Allein ein Viertel des Buchungsumsatzes entfällt allerdings auf das beliebteste Sonnenziel der Deutschen im Winter, die Kanaren. Die Besucher- und Umsatzzahlen liegen laut DRV allerdings bis jetzt unter dem vergangenen Winter. Dagegen lege Ägypten als zweitwichtigstes Winterreiseziel zweistellig zu. In der Karibik sei die Dominikanische Republik gut nachgefragt, Kuba eher verhalten. Der Kreuzfahrtmarkt boomt derweil weiter, das Buchungsplus der schwimmenden Hotels bei den Reisebüros macht derzeit acht Prozent aus.

Immer häufiger wird der nächste Urlaub per Mausklick oder mit dem Smartphone gebucht. Die Online-Anbieter legten laut dem Reiseverband auch im ablaufenden Touristikjahr wieder zweistellig zu. Zudem wachsen dem DRV zufolge Spezialveranstalter und Nischenanbieter stärker als die klassischen Reiseveranstalter, der Markt splittet sich also zunehmend in viele Segmente wie Sport-, Kultur-, Konzert- oder Wellnessreisen auf, und die Urlauber suchen das besondere Erlebnis.

September war noch stärker als der Rest des Jahres

Die genannten Zahlen basieren auf monatlichen Erhebungen des Marktforschungsunternehmens GfK bis August und könnten noch besser ausfallen, denn im September verzeichneten die stationären Reisebüros und Online-Reiseportale ein Umsatzplus von neun Prozent. Die Gesamterlöse des organisierten Reisemarktes könnten laut DRV zum Saisonende um fast zwei Milliarden Euro höher ausfallen als im Touristikjahr 2017/18, damals waren 33,7 Milliarden Euro zusammengekommen.

Laut GfK gaben die Bundesbürger im vorigen Jahr rund 91 Milliarden Euro für ihren Urlaub aus, davon knapp ein Drittel vor Ort im Zielgebiet. Für fast 65 Milliarden Euro buchten die Reisenden schon vorab Leistungen, ein Plus von gut acht Prozent. Davon wiederum entfällt gut die Hälfte auf organisierte Reisen von Veranstaltern. Der andere Teil sind direkte Buchungen bei Hotels und Zimmervermittlern, Airlines, der Bahn, Mietwagenfirmen und Webseiten, die in den aktuellen Zahlen nicht enthalten sind.