Noch bis Sonntag finden die deutschen Meisterschaften der Prellball-Bundesliga in Waiblingen statt. Foto: Edgar Layher

An diesem Wochenende werden in Waiblingen die deutschen Meisterschaften der Prellball-Bundesliga augetragen. Die Sportart lebt von schnellen Angaben, raffinierten Spielzügen – und jeder Menge Spaß. Trotzdem ist er kaum bekannt.

Waiblingen - Prellball ist wie Volleyball – bloß andersrum“, so beschreibt Peter Siebenhaar, Bundesligaspieler des VfL Waiblingen, seine Sportart am liebsten. Wer sich trotzdem nichts darunter vorstellen kann, der sollte dieses Wochenende in die Turnhalle des Stauferschulzentrums in Waiblingen kommen. Dort haben sich die stärksten Herren- und Damen-Mannschaften des Landes versammelt, um die deutschen Meisterschaften der Prellball-Bundesliga auszutragen. Zwölf Teams – jeweils die besten vier der Bundesliga Süd, Mitte und Nord – treten gegeneinander an. Kurz erklärt stehen sich jeweils drei bis vier Spieler gegenüber. Wie im Volleyball gibt es Annahme, Vorlage und Angriff. Allerdings muss der Ball davor – wie der Name sagt – mit der eigenen Faust ins Feld geprellt werden, bevor er zu Mitspieler oder Gegner gespielt wird.

Der Spaß steht beim Prellball im Vordergrund

Das Netz ist 40 Zentimeter hoch, das eigene Feld acht mal acht Meter groß und jede Partie dauert 20 Minuten. Entstanden ist die Sport aus einer Aufwärmübung für das Turnen, deswegen ist Prellball hierzulande auch beim Schwäbischen Turnerbund angesiedelt. Soviel zu den harten Fakten. Doch wovon lebt das Spiel? „Die Technik ist spannend, es geht wahnsinnig schnell, man muss beweglich sein, Ballkontrolle haben, die Koordination ist gefragt“, zählt Peter Siebenhaar auf. „Aber eigentlich steht der gemeinsame Spaß im Vordergrund“, ergänzt der 33-Jährige. Das ist in der Turnhalle tatsächlich zu spüren. Kein Punkt wird geschenkt, aber danach umarmen sich die gegnerischen Mannschaften und kurze Zeit später sitzen die Spieler bunt gemischt in der Sonne. „Es gab auch schon die ein oder andere vereinsübergreifende Hochzeit“, sagt Peter Siebenhaar und lacht.

Das Niveau des deutschen Prellballs ist einzigartig

Man kennt sich, denn die Prellball-Familie ist nicht gerade groß. Von einer Bekanntheit wie Fußball oder Handball kann die Sportart nur träumen. „Interessant ist, dass viele Dörfer stark sind“, sagt Roland Kuhrt, der Waiblinger Abteilungsleiter. So kommen die Mannschaften nicht aus München und Dortmund, sondern Wohnste und Markoldendorf. Einen Ligabetrieb wie in Deutschland gibt es in keinem anderen Land, dementsprechend ist das Niveau des deutschen Prellballsports einzigartig. „Und es ist mittlerweile nicht so schwer, in der Bundesliga zu spielen, weil es einfach nicht mehr soviele Mannschaften gibt“, erzählt Roland Kuhrt.

Die Prellball-Meisterschaften sollen Werbung für den Sport sein

Prellball ist eine Randsportart: Im Großraum Stuttgart ist der VfL Waiblingen als einziger Verein übrig geblieben, die nächsten Prellballteams finden sich beim TV Huchenfeld in der Nähe von Pforzheim. Der VfL Waiblingen muss sich derzeit mit etwa 70 aktiven Mitgliedern und zehn Mannschaften keine großen Sorgen machen. „Aber wir sind immer auf der Suche nach Nachwuchs, da darf man nicht locker lasen“, sagt Kuhrt, der selbst seit gut 40 Jahren Prellball spielt. Auch die Meisterschaften sind ein Weg, um Jugendliche auf den Sport aufmerksam zu machen: „Vor zwei Jahren haben wir die deutschen Meisterschaften der Jugend ausgerichtet, da hatten wir danach einigen Zulauf“, erinnert sich Roland Kuhrt. Eigentlich war der Plan, dass an diesem Wochenende auch eine Waiblinger Herrenmannschaft um den Titel spielt – aber das entscheidende Spiel endete mit einer Niederlage: „Das tut schon weh. Mit dem Publikum im Rücken hätte ich mir schon etwas ausgerechnet“, sagt Spieler Peter Siebenhaar, der nun den Gegnern zuschaut und feine Spielzüge bewundert.

Roland Kuhrt macht beim Blick aufs Turniergeschehen noch auf einen anderen Vorteil vom Prellball aufmerksam: Jeder kann auf höchstem Niveau spielen – egal, ob er groß oder klein, dick oder dünn ist. Nur eins ist am Ende bei allen gleich: „Die roten Hände. Das Prellen hinterlässt schon Spuren auf der Haut“, sagt Roland Kuhrt und lacht.

Weitere Infos – auch zum Programm der Meisterschaften am Sonntag – gibt es im Internet.