Über den Wolken sollten Fallschirmspringer – trotz des Gefühls zu fliegen – niemals übermütig werden. Foto: Meyer

Fallschirmspringen ist gefährlich, behaupten viele. Der Sport ist nicht ungefährlich, sagen die Deutschen Meister Göran und Stephanie Meyer – aber nur, wenn man leichtsinnig wird.

Ludwigsburg - Es war eine lange Reise. Erst vor wenigen Tagen sind Stephanie und Göran Meyer aus den USA nach Ludwigsburg-Poppenweiler heimgekehrt, doch wer ein solches Hobby betreibt, den haut auch der längste Flug aus Übersee nicht um: Die beiden sind leidenschaftliche Fallschirmspringer und mit ihren Teams kürzlich erfolgreich bei den Weltmeisterschaften in Chicago angetreten.

Jede freie Minute, möglichst jedes Wochenende, auf jeden Fall aber jeden Urlaub verbringen die Meyers auf den Flugplätzen dieser Republik. Gesprungen wird im Sommer meist im Allgäu, im Winter werden die Formationen im Windkanal perfektioniert. „Wer Fallschirmspringer ist, sollte möglichst einen Partner haben, der dieses Hobby teilt“, sagt der 40 Jahre alte Göran Meyer, der seit seinem 16. Lebensjahr Fallschirmspringer ist. In seiner Frau Stephanie hat er die ideale Partnerin gefunden, denn auch sie „fällt“ seit 20 Jahren vom Himmel. Mehr als 8000 Sprünge hat Göran Meyer bisher absolviert; er gehört zur vom Flugzeughersteller Airbus gesponserten Nationalmannschaft, die sich sogar einen eigenen Profitrainer leistet. Seine Frau hat etwa 2000 Sprünge hinter sich. An richtig harten Trainingstagen springen beide jeweils mehr als zehnmal aus dem Flugzeug.

Göran Meyer hat einen Weltrekord aufgestellt

Zahlreiche Titel hat der hauptberufliche DHL-Frachtpilot mit seinem Team bisher errungen. Den jüngsten gewann er im August in Eschbach bei Freiburg, als er deutscher Meister im Formationsspringen und seine Frau deutsche Meisterin in der Vierer-Formation wurde. Auch in den USA waren sie erfolgreich, wenngleich der Stellenwert des Fallschirmsports in den Vereinigten Staaten ungleich höher ist. „Die Profis kommen dort fast alle vom Militär, da landen wir Deutschen immer im Mittelfeld – aber immerhin führen wir die Amateurliste an“, erzählen sie.

Zudem hat Göran Meyer mit seinem Team im Jahr 2014 einen Weltrekord aufgestellt: 214 Männer sprangen über dem amerikanischen Arizona aus den Flugzeugen und formierten sich in mehreren Tausend Meter Höhe zu einem riesigen Stern.

Dass er einmal Fallschirmspringer werden würde, war für Göran Meyer schon als Junge klar; weil sein Vater Fallschirmspringer war, verbrachte er seine halbe Kindheit auf dem Flugplatz. Für ihn ist das Springen Hobby, Leistungssport und Leidenschaft zugleich; und ebenso wie seine Frau kann er es gut nachvollziehen, wenn jemand sagt: Das könnte ich niemals machen. „Auch ich habe nach all den Jahren bei jedem Sprung noch einen leichten Kloß im Hals, und das ist auch gut so, denn den Respekt sollte man niemals verlieren“, sagt er. Natürlich gerate der Sport immer wieder wegen Unfällen in die Schlagzeilen, und ganz klar sei auch, dass man ihn niemals leichtsinnig ausüben dürfe. Daher passierten die meisten Unfälle eher aus Unachtsamkeit bei der Landung und nicht etwa, weil sich der Fallschirm nicht oder zu spät öffne. „Das kommt eigentlich nie vor, denn wenn sich der Hauptschirm nicht öffnet, öffnet sich immer der Ersatzschirm, der durch einen mitgeführten Bordcomputer ausgelöst wird – auch wenn der Springer ohnmächtig werden sollte“, erklärt Stephanie Meyer.

Beide kritisieren das lebensgefährliche Basejumping

Nicht verstehen können die Meyers, weshalb sich viele zwar um Fallschirmspringer Sorgen machen, gleichzeitig aber fasziniert sind, wenn sich lebensmüde Basejumper in die Tiefe stürzen und absichtlich erst ganz kurz vor dem Aufprall ihren Schirm öffnen. „Das ist ein total gefährlicher Sport, und ich kann nicht verstehen, weshalb der Staat nichts dagegen unternimmt – da kommt ja fast jede Woche ein Mensch ums Leben“, kritisiert Göran Meyer. Für ihn und seine Frau steht die Sicherheit im Vordergrund, und auch wenn es ein teures Hobby ist: Für die Meyers kommt nichts anderes infrage. „Es ist eine unglaubliche Faszination, den eigenen Körper in dieser Höhe kontrollieren zu können und jedes Mal ein Hochgefühl, wenn man unten gelandet ist“, sagen beide unisono.